Einweihung der Sengbachtalsperre

Aus der Geschichte der Solinger Talsperre
H S < V >

Das neue Wasser- und Elektrizitäts-Werk der Stadt Solingen

Foto: Titel der Denkschrift aus dem Jahre 1903
Titel der Denkschrift aus dem Jahre 1903
 

Cogito, ergo sum

Ich denke und schreibe, also ist sie! Descartes Gedanken folgend bearbeiteten im Auftrage des Oberbürgermeisters Dicke der Beigeordnete Klose unter Mitwirkung von Ingenieur Söhren diese Denkschrift zur Einweihung der Sengbach= Talsperre.
Solingen, den 28. Mai 1903.
Kunst-Anstalt Hermann Rabitz, Solingen.


Für die Wasserversorgung der Stadt Solingen wurde im Jahre 1882 an der Grunenburg bei Müngsten an der Wupper ein Wasserwerk für einen maximalen Tagesbedarf von 2000 cbm errichtet. Nach wenigen Jahren schon genügte die Anlage jedoch nicht mehr und es musste eine Erweiterung der Wassergewinnungsanlagen vorgenommen werden, die im benachbarten Morsbachtal ausgeführt wurden. Hierdurch wurde die Leistungsfähigkeit auf 3600 cbm täglich, auch während der trockenen Zeit, gesteigert. Durch die schnelle Fortentwicklung der Stadt Solingen und der angrenzenden Nachbargemeinden, welche zum Teil zum Versorgungsgebiet des Wasserwerks Solingen gehören, stieg der Wasserkonsum derart, dass bereits im Jahre 1897 an einzelnen heissen Tagen mehr als 4000 cbm Wasser verbraucht wurden und so konnte es nicht ausbleiben, dass bei längeren Trockenheit Wassermangel eintrat.

Schon im Jahre 1896 waren umfangreiche Untersuchungen im Niederschlagsgebiet des Morsbachs angestellt worden zur Erschließung weiterer Mengen einwandfreien Wassers, jedoch mit nur geringem Erfolg. Die Stadtverwaltung sah sich daher in die Notwendigkeit versetzt den Mehrbedarf ihres Trinkwassers an anderer Stelle zu suchen.

Es wurden zwei Projekte in Erwägung gezogen:
1. Versorgung durch Talsperrenwasser,
2. Errichtung eines Grundwasserwerkes in der Rheinebene.

Als geeignetes Tal zur Anlage einer Talsperre erwies sich das Sengbachtal, welches bei guter Bewaldung und geringer Bebauung des Niederschlagsgebietes eine ausreichende Größe besitzt.

Foto: Otto Intze Herr Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Ing. Otto Intze, wurde um ein Gutachten ersucht, welche Art der Wasserversorgung für Solingen die geeigneteste sei.

In dem darauf erstatteten eingehenden Gutachten empfahl der Geheimrat Intze die Talsperrenanlage im Sengbachtal, weil hierbei nicht allein ein reichliches Wasserquantum von guter Qualität gewährleistet sei, wie die inzwischen angestellten Untersuchungen ergeben haben, sondern es auch möglich sei, das Versogungswasser für die Stadt Solingen durch natürliche Betriebskraft in das Hochbassin auf Krahenhöhe zu fördern, wodurch nach Amortisation der Anlagekosten das Wasser der Stadt fast ebenso billig zugeführt werden könne, als wenn es durch natürliches Gefälle zufliessen würde.

Die Stadtverordneten beschlossen in der Sitzung vom 10. Mai 1898 den Bau der Talsperre und übertrugen Herrn Geheimrat Intze die Ausarbeitung des Projektes und die Oberleitung des Baues.

Das Sengbachtal ist ein Seitental der Wupper und besitzt ein Niederschlagsgebiet von 11,9 qkm bis zu der Stelle, wo die Staumauer errichtet ist.

Nach den seit dem 10. November 1897 angestellten genauen Messungen der Wasserabflussmengen des Sengbaches durch einen selbstregistrierenden Wassermesser, ist mit Sicherheit damit zu rechnen, dass selbst in trockenen Jahren 8 Millionen cbm Wasser zur Verfügung sein werden. Um dieses Wasserquantum vorteilhaft ausnutzen zu können, wurde der Stauweiher in einer Größe von 3 Millionen cbm Nutzinhalt ausgeführt.

Da im Jahr 1902 der Wasserverbrauch der Stadt Solingen 1.132.000 cbm betragen hat, können somit die noch annähernd übrig gebliebenen 7 Millionen cbm, welche der Stauweiher liefert, zum Betrieb von Wassermotoren verwandt werden, durch welche die Pumpen und Dynamomaschinen in Gang gesetzt werden, wenn die Wupperkraft nicht ausreicht. Der Stauweiher bildet somit zugleich einen stets zur Verwendung bereiten Kraftspeicher.

Die Lage der Zentrale am linken Wupperufer bei Glüder ist dadurch besonders günstig, dass es möglich war, die Wasserkraft der Wupper mit ausnutzen zu können.

Durch Erwerbung des Neuenkottens, wo die neue Wehranlage errichtet wurde, ist ein Gefälle von 5,2 m geschaffen worden. Es ist durch diese Stauanlage eine Kraftquelle gewonnen, die während des grösseren Teiles im Jahre ausreicht nicht allein die Arbeit der Wasserhebung zur Versorgung von Solingen zu leisten, sondern noch einen Ueberschuss an Kraft liefert, die in der Zentrale in elektrische Energie umgewandelt wird und nach Solingen geleitet, Kraft- und Lichtzwecken dient.

Als Ergänzung der Wupperkraft bei niedrigem Wasserstande wird, wie schon erwähnt, der Stauweiher zur Krafterzeugung herangezogen.

Die Anlagen des neuen Wasser- und Elektrizitätswerks umfassen:


©2003, Michael Tettinger
Fr. 25.04.2003 - So. 18.05.2003
H S < A >