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GeschichteSolinger Tageblatt vom 27.12.1937: Von den alten Wassertriebwerken im Bertramsmühler Tal.Zur Solinger Ortsgeschichte. Von Julius GüntherIm "Stadtanzeiger zum Solinger Tageblatt" vom 27. November 1937 war vom Oberbürgermeister folgende Frage gestellt worden: »Schneelochsmühle und Muttemühle (Muttemöhl): Die Petersmühle im Strohnerbachtal (auch Lüttgesmühle) genannt, soll früher ferner die Bezeichnungen Schneelochsmühle und Muttemühle geführt haben. Um welche Zeit sind diese Namen gebräuchlich gewesen und wie sind sie zu erklären?« Dazu erhalten wir folgende Zuschrift: Über die früheren Wassertriebwerke am Strohner- oder Bertramsmühler Bach (Schleifkotten, Hämmer, Fruchtmühlen) ist sehr wenig bekannt. Über die Bertramsmühle und die Flügelsmühle kann ich jedoch einige Angaben machen, wie ich schon in einem Aufsatze "Von den Solinger Frucht-, Papier-, Loh- und Tabaksmühlen" festgelegt hatte (Berg. Heimatblätter der "Bergischen Zeitung" Nr. 17 von 1928). Die Bertramsmühle und Flügelsmühle werden in einer Steuerrolle und anderen Papieren aus dem Jahre 1828 und vorher erwähnt. Als Eigentümer der Flügelsmühle erscheint Johann Wilhelm Rüttgers. Die Inhaber der Bertramsmühle waren Abraham Müller und Samuel Ueßler. Um zu prüfen, ob die hier genannte Flügelsmühle mit den oben angefragten Mühlen identisch ist, war es notwendig, die älteste Katasterkarte von 1830 sowie die dazu gehörigen Flurbücher einzusehen. Um jede Verwechslung auszuschließen, habe ich über alle Triebwerke, die sich an diesem Bach befinden, folgende Notizen gemacht, da sie allgemein interessieren dürften. Oberhalb Bertramsmühle befanden sich keine Mühlen oder Schleifkotten. 1. Bertramsmühle, Dorp, Flur IV, Parz. 511. Eigentümer Samuel Ueßler. Flur VIII, Parz. 221, Teich, sowie Hausparzelle 227, 228, Eigentümer Abraham Müller zu Bertramsmühle. (Die Mühle gehörte Müller.) 2. Schneelochsmühle, Dorp, Flur IV, Parzelle 466, 467, Eigentümer Peter Schneeloch. Der Standort der Schneelochsmühle auf der Katasterkarte deckt sich mit ihrer heutigen Bezeichnung auf dem Stadtplan, nämlich Petersmühle. Bei einer Geländebezeichnung im Flurbuch für Parzelle 519 ist als Eigentümer eines Grundstückes, das mit einer Mühle nichts zu tun hat, eingetragen: Schneeloch, Peter, Flügelsmühle. Hiernach ist es wahrscheinlich, das die Schneelochs-Mühle früher einmal den Namen Flügelsmühle führte, entsprechend einem Eigentümer Flügel. 1828 besaß nach der oben gebrachten Eintragung in der Gewerbesteuerrolle Johann Wilhelm Rüttgers die Flügelsmühle. Der Name Petersmühle findet sich in den älteren Katastereintragungen noch nicht. Ist dieser Name etwa entstanden aus dem Vornamen des mehrfach genannten Schneeloch, nämlich Peter? Oder gabe es noch einen späteren Eigentümer Peters und danach Lüttges? Das bleibt noch zu klären übrig. (Der Name "Lüttges-Mühle" rührt daher, daß die früheren Inhaber der noch heute bestehenden Firma Gebrüder Lüttges dort ihre Wohnung und Betriebsstätte hatten. Später verlegten sie ihr Werk auf das heutige Gelände am Hauptbahnhof. D.Schriftf.) Nun zu der Bezeichnung "Muttemühle (Muttemöhl)". Sie erscheint in den Katasterkarten und Flurbüchern nicht. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es eine im Volksmund entstandene Nebenbezeichnung ist. Wenn sich etwas an der Schneelochsmühle, durch die Lage des Baches bedingt, viel Schmutz und Schlamm (Mutt, Mott, damit zusammenhängendes Mottflößen!) im Mühlenteich ansammelte, so kann es schon sein, daß man der Mühle den Spottnamen "Muttemöhl" gab. 3. Claubergs Kotten bzw. Kirschbaums Kotten, Dorp, Flur V, Parz. 366 Kottengebäude, 367 Teich. Eigentümerin: Clauberg, Isaac, Wtb. zu Scharfhausen. (Ein besonderer Names dieses Kottens findet sich in den Karten und Büchern nicht.) Etwa 1852 ging dieses Besitztum an eine Familie Kirschbaum über. Der Name Kirschbaumskotten findet sich noch jetzt im Stadtplan. Es ist das Dienstgebäude des Stadtförsters. 4. Unterhalb Nr. 3 folgt ein Schleifkotten, der heute nicht mehr besteht. Dorp, Flur V, Parz. 361 Kottengebäude, 362 Teich. Eigentümer: Witte, Peter Abraham, II. Hästen, Bezeichnung im Flurbuch: Schleifkotten, Strohnerbach. Schreitet man das schöne Tal des Bertramsmühler- oder Strohnerbaches abwärts, so kann man an den verschiedensten Stellen noch Reste von Dämmen und Teichen erkennen. Nach der bekannten Karte von Plönnies von 1715 bestanden hier außer der Bertramsmühle noch acht Wassertriebwerke. Vorstehend konnten wir vier aufzählen. Es fehlen also noch fünf, die wir nicht kennen, denn sie müssen schon vor über 100 Jahren eingegangen sein. Sollten darüber nicht noch irgendwelche Papiere im Besitz der Solinger Familien sein, deren Vorfahren früher in dieser Gegend ansässig waren? Fänden sich solche, dann könnten sie zu entsprechneden Darstellungen verwendet werden. Vermutet wird, daß unter den unbekannten Schleifkotten sich ein solcher der Familie Spitzer in Scharfhausen befunden hat, deren früherer Standort mir vor Jahren gezeigt wurde. Ferner ist überliefert, daß sich ungefähr an der Mündung des Strohner- oder Bertramsmühler Baches in die Wupper ein Hammerwerk befunden haben soll, das zum Besitzstand des Johanniterordens (Strohnerhof) gehört hat. Wenn dieser Bach neun Wassertriebwerke zu bedienen hatte, werden sie bei geringem Wasserstande oder überhaupt, nicht alle zu gleicher Zeit benutzt worden sein. Es sei denn, daß das starke Gefälle des Baches die Triebkraft bedeutend erhöhte. Soweit der Beitrag von Julius Günther im Solinger Tageblatt. Der im Artikel ausgeführten Namens-Ableitung Muttemühle von Schmutz und Schlamm wurde bald widersprochen. Mutten == Hufe von Kühen und Ochsen
Der Kirschbaumskotten existiert heute nicht mehr. Das Dienstgebäude des Stadtförsters wurde angeblich 1963 niedergelegt. Auch das Betriebsgelände der Firma Lüttges am Solinger Hauptbahnhof existiert nicht mehr. Mit den Bombenangriffen auf Solingen am 4. und 5. November 1944 versanken fast alle Betriebsgebäude in Schutt und Asche. Der Wiederaufbau an alter Stelle wurde durch neue Bebauungspläne der Stadt Solingen verhindert, und die Firma Gebrüder Lüttges siedelte das Unternehmen nach Solingen-Wald um. Fast 60 Jahre nach dem Luftangriff sieht das Gelände am heutigen, noch Solinger Hauptbahnhof wieder sehr traurig aus. Erneut soll ein genialer, künstlerischer Bebauungsplan das Gelände aus seinem derzeitigen Dornröschenschlaf wecken. Hoffentlich hat die Stadt Solingen die Dornen bedacht.
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