Quelle: Solinger Tageblatt, Mi. 26.07.2005
(crm) Die Klingenstadt könnte genauso gut Wasserstadt heißen. Denn ohne Wasser gäbe es keine Klingen. Den Aufstieg zu einer der führenden Region in Sachen Schneidwarenproduktion verdankt Solingen seinen Bächen und der Wupper. Denn sie lieferten von Alters her die Energie, damit überhaupt Eisen und Stahl verarbeitet werden konnten. Die billige Arbeitskraft des Wassers trieb die Wasserräder der Kotten an - vom 17. Jahrhundert bis heute. Alleine an der Wupper standen 26 Kotten. Die Zahl an den Solinger Bächen war fünf Mal so groß.
Heute ist nur noch ein einziger Kotten an der Wupper mit Wasserkraft in Betrieb: der Wipperkotten. Er ist zudem der einzige erhaltene Doppelkotten. Beide Kotten verfügen über separate Wasserräder. Im hinteren Kotten wird heute noch - als Teil des Rheinischen Industriemuseums - produziert. Erstmals erwähnt wurde der Kotten 1605.
Wie bei den meisten Kotten an der Wupper sind hier die beiden Wasserräder unterschlächtig. Das heißt: Das Wasser fließt unter dem Rad hindurch und treibt es an. An Bächen, die über ein ausreichendes Gefälle verfügen, baute man zumeist oberschlächtige Räder: Das Wasser wird von oben auf die Schaufeln des Rades geleitet. Bei optimalen Bedingungen ist das oberschlächtige Rad das wirkungsvollere, denn hier wird das Gewicht des Wassers in Bewegung umgesetzt. Beim unterschlächtigen ist es der Druck der Strömung, der es antreibt.
Die Wupper selber eignet sich nur für letztere Räder (für die Wasserzufuhr wurde ein Graben, ein künstlicher Seitenarm der Wupper, ausgehoben, der am Einlauf versperrt werden konnte). So verfügt auch der Balkhauser Kotten über ein unterschlächtiges Rad. Vor 500 Jahren wurde hier der erste Kotten errichtet. Und bis in die 1920er Jahre wurde hier in einem Doppelkotten mit Wasserkraft gearbeitet. Mit dem Straßenausbau 1950 wurde der Außenkotten abgerissen. Im Innenkotten gibt es seit 1962 das Schleifermuseum.
Wandert man ein kleines Stück vom Wipperkotten stromaufwärts, stößt man noch auf Überreste des Hohlenpuhler Kottens. 1683 als Doppelkotten erstmals erwähnt, wurde hier bis in den Zweiten Weltkrieg gearbeitet. Danach dienten die Gebäude als Lazarett und Entlausungsanstalt. Der Kotten wurde 1950 abgerissen. Nur noch das geübte Auge kann erkennen, wo einstmals der Arnsberger Kotten zwischen Müngsten und Wiesenkotten gestanden hat. Der Doppelkotten verfiel bereits vor über 100 Jahren. Verschwunden wie er sind auch der Lechmigs Kotten (Friedenstal), der Schwarzwaager Kotten (Burg), der Obenfriedrichstaler Kotten...
Andere Kotten stehen noch, dienen heute als Wohnhaus, Gaststätte oder Werkstatt: der Heiler Kotten, der Wiesenkotten zwischen Müngsten und Burg, der Obenrüdener Kotten (hier war noch bis in die 50 Jahre die Wasserradruine zu sehen) oder der Untenrüdener Kotten.
Wipperkotten: geöffnet: mo. bis fr. nach telefonischer Vereinbarung: Tel. 2 47 39 58 (10 bis 12 und 14 bis 16.30 Uhr). Sowie jeden 1. und 3. Sonntag im Monat bis Oktober: 14 bis 16 Uhr. Einzelbesucher: 1 Euro; Führungen: 15 Euro.
Weitere Informationen:
www.schleiferei-wipperkotten.de
Balkhauser Kotten: Tel. 3 83 54 53, zurzeit geschlossen.
Die Links finden Sie im ursprünglichen Artikel mit einer Ausnahme (www.schleiferei-wipperkotten) nicht.
In einigen Details irrt und verwirrt der Autor den unwissenden Leser. Meine Kommentare beziehen sich auf die Kotten bzw. deren Standorte auf dem heutigen Gebiet der Stadt Solingen:
Bestimmt habe ich etwas vergessen.
Do. 28.07.2005 - Do. 28.07.2005 Michael Tettinger