Balkhauser Kotten

Wasserrad mit anhängendem Schleifermuseum
Tettis Homepage Startseite Balkhauser Kotten < Seitenende Weiter in der der Geschichte

Arbeitsdenkmal:: Eröffnung am 14. April 1962

Solinger Tageblatt, Ausgabe vom 14. April 1962

Solinger Tageblatt, Samstag, 14. April 1962

Hier haben die Solinger echten Bürgersinn bewiesen

Heute morgen wurde der Balkhauser Kotten nach Jahren schwerer Widerstände als Arbeitsdenkmal eingeweiht

Schff. Heute vormittag wurde in einer schlichten Feierstunde der wieder instandgesetzte Balkhauser Kotten als Arbeitstätte und Arbeitsdenkmal des Solinger Schleiferhandwerkes seiner Bestimmung übergeben. Ein verhältnismäßig kleiner Kreis von treuen Heimatfreunden (verkörpert im Kuratorium Balkhauser Kotten mit Architekt (BDA) Wilhelm Klein an der Spitze), der später in einer Sammlung die Unterstützung vieler heimatverbundener und traditionsbewußter Solinger fand, hat es in jahrelangem, zähem Kampf erreicht, dieses historische Bauwerk als Repräsentant von über 100 ehemaligen Schleifkotten an Solingens Bachläufen der Nachwelt zu erhalten. Solinger Bürgersinn hat gegen jahrelangen kommunalen Widerstand diesen Erfolg davongetragen.

Foto zeigt den Balkhauser Kotten vom Höhenweg (Klingenpfad) aus gesehen

Der Balkhauser Kotten ist zu einem Schmuckkästchen unserer Stadt geworden. Schon von weitem, und vor allem von dem Höhenweg, sieht man ihn leuchten in seinem schwarzen und weißen Fachwerk. Mit sehr viel Liebe und Sachkenntnis hat man das alte Gebäude wieder herausgeputzt, es ist eine Kostbarkeit geworden. "Mit Menschen, die nur ihrem Erwerb nachgehen und an Geld-Verdienen denken, war da nicht viel zu machen", hörten wir mit Recht sagen.

Zur Straße hin liegt das große Wasserrad, das vom Rüdener Kotten stammt, weil das alte Rad zu beschädigt war. Wie zu alten Zeiten stehen ein paar kleine Steine an der Hauswand.

Im Vertrauen auf die Besucher

Betritt der Besucher den Kotten, so kann er gleich durch ein Fenster beim Schleifen von Messern zusehen. Drei Facharbeiter haben ihre Arbeitsstellen im Hause. Sie stammen alle aus alten Familien (Melcher, Grah und Pistor: Sie schleifen Arbeits-, lange Bäcker- und Tafelmesser) und haben sich nach eigenem Geschmack ihr neues "Reich" geschaffen. Im Vertrauen auf die Ehrlichkeit der Besucher müssen sie sich selbst an der Kasse bedienen und eine Postkarte oder ein kleines Büchlein mit der Geschichte des Kottens (geschrieben von Oberstudienrat Heinz Rosenthal) als Eintrittskarte erwerben. Rechts und links vom Fenster hängen zwei Kohlezeichnungen von dem verstorbenen Fachschullehrer Ludwig Füllbeck, die einen Schleifer und eine Liewerfrau darstellen.

So kann man die Arbeit der Schleifer verfolgen, sie auf dem "Wittstuohl" sitzen sehen, wie sie mit den "Knieblotschen" und dem "Oortspoon" hantieren und ihrem frohen Singen und Pfeifen zuhören. Von einer kleinen Bühne kann der Besucher Wasserrad, Getriebe und den großen Schwertschleifstein beobachten; mit einem Groschen kann man über einen Automaten das Wasserrad in Bewegung setzen, das auf alte Weise wieder hergerichtet worden ist. Zwei große "Steinhäuser" sind Arbeitsstuben nach alter Art mit Sitzvorrichtung wie zu Urgroßvaters Zeiten. Weiter durchwandert der Besucher im Erdgeschoß eine Messerschleiferei für die Bearbeitung größerer Messer sowie eine Scheren- und Gabelschleiferei. Im Obergeschoß sind zwei weitere Schleifstuben, wovon eine besonders nett mit einer großen Vogelvoliere eingerichtet ist. Die beiden gegenüberliegenden Räume enthalten bildliche Darstellungen, altes Mobiliar, Dokumente und das Modell einer minutiös funktionierenden Fabrikschleiferei, an dem man die mannigfachen Antriebsarten der Schleifsteine und Polierscheiben studieren kann.

Auf der Suche nach "zünftigen" Sachen

Erfreulicherweise ist noch genügend Platz vorhanden, um das Museum auszudehnen. Als künftige Aufgabe betrachtet man es, eine Liste alter Berufs- und Geräteausdrücke anzulegen. Der Balkhauser Kotten soll endlich ein Sammelbecken für alte Geräte, Stühle und Möbel werden. Verzweifelt sucht das Kuratorium noch an hohen, seidenen Mützen, Liewermangen und "zünftigen" Sachen.

Die Renovierungsarbeiten des Kottens wurden im April 1961 begonnen, nachdem das Kuratorium am 7. 8. 1958 gegründet worden war und es vorher schon als Arbeitsausschuß bestanden hatte. Mit dem Kostenvoranschlag von 1958/59 in Höhe von 70 000 DM sind die Arbeiten bewerkstelligt worden, die sich aus 30 000 DM Spenden der Solinger Bevölkerung, 20 000 DM des Landeskonservators und 20 000 DM der Stadt Solingen zusammensetzten. Die Solinger Bevölkerung und vor allem das Kuratorium Balkhauser Kotten können stolz auf ihre Ausdauer und den Erfolg sein. Wir wollen am Schluß nicht verschweigen, daß das "Solinger Tageblatt" als Heimatzeitung sich mit nicht weniger als 35 größeren Publikationen in diesem Kampf um die Erhaltung eines alten, industriegeschichtlichen Bauwerks eingesetzt hat: Es ist auch sein Werk.

Solinger Tageblatt, Montag, 16. April 1962

Ein vielversprechender Anfang gemacht
Arbeit des Kuratoriums noch nicht zu Ende

Oberbürgermeister Voos schloß die Tür zum Balkhauser Kotten auf

Im Beisein zahlreicher Heimatfreunde, von Vertretern des Rates, der Verwaltungsspitze, Industrie, Gewerkschaften, Behörden und Organisatoren schloß am Samstagmorgen im Anschluß an eine eindrucksvolle Feierstunde Oberbürgermeister Voos die Tür zum wiedererstandenen Balkhauser Kotten auf, den er als Ausdruck echten Solinger Bürgersinns feierte. Aus der Fülle der erschienenen Gäste hatte der Vorsitzende des Kurtoriums "Balkhauser Kotten", Architekt (BDA) Wilhelm Klein, vor allem den Oberbürgermeister unserer Stadt, Oberstadtdirektor Berting und den Landeskonservator von NRW, Prof. Dr. Wesenberg, besonder herzlich begrüßt.

Klein kennzeichnete den Samstagmorgen als rechten Tag der Freude nach jahrelangen Bemühungen und fleißiger Arbeit im Dienste der Heimatpflege. Schon vor 30 Jahren habe sich ein kleiner Kreis im alten Solinger Verkehrsverein der Erhaltung des Balkhauser Kottens verschrieben. Viele beste Kenner der Materie - Franz Hendrichs, Dr. Kurek, Prof. Woenne, Ernst Müller jr., Karl Hartkopf, Max Löhmer sen. und später Oberbürgermeister Maurer - wären der Auffassung gewesen, daß der Kotten nicht "eingehen" dürfe. Nach dem ersten Weltkrieg und vielen Schwierigkeiten sei schließlich am 7. 8. 1958 das Kuratorium Balkhauser Kotten gegründet worden. Klein ließ noch einmal die Geschichte der jüngsten Vergangenheit wach werden, um dann zu betonen, daß man dieses einzigartige alte Arbeitsdenkmal darum habe erhalten wollen, um es zum Sammelpunkt der Geschichte der Schleiferei zu machen. Es soll gezeigt werden, mit welch einfachen Vorrichtungen und mit wie wenig Aufwand unsere Vorfahren hochwertige Arbeit leisteten, die dem Namen "Solingen" Weltruf einbrachten. Die Arbeit des Kuratoriums sei aber noch nicht am Ende; das Kottengebäude sei zwar fertig, aber es sei vorerst nur ein vielversprechender Anfang gemacht worden.

Kleins Dank galt vor allem dem Oberbürgermeister und Rat der Stadt Solingen, Oberstadtdirektor Berting und seinen Mitarbeitern aus allen Ämterm (vor allem des Presse- und Verkehrsamtes!), dem Landeskonservator, den Spendern, den Mitgliedern seines Kuratoriums und nicht zuletzt den Handwerkern. Er schloß mit dem Wunsche, daß sich allzeit Männer fänden, den nun wiederhergestellten Kotten zu pflegen, zu erhalten und auszubauen.

Oberbürgermeister Voos wies in seiner bekannt herzlichen Art darauf hin, daß der Balkhauser Kotten allen Unkenrufen zum Trotz erhalten geblieben sei. Was die Männer des Kuratoriums in mühevoller Arbeit und mit echtem Opfersinn geleistet hätten, verdiene hohe Anerkennung. Es beweise, daß es erfreulicherweise noch Menschen mit echtem Bürgersinn gebe. Die Mitarbeit der Bürgerschaft habe hervorragende Früchte getragen. Solingen sei arm an Kulturgütern, seine Stärke liege in Erfindergeist, Qualtitätsarbeit und seinem Weltruf; ihn zu erhalten, müßten wir uns mächtig anstrengen. Allein aus dieser Sicht heraus sei es notwendig gewesen, den Kotten zu erhalten. Voos hob besonders anerkennend hervor, daß der Kostenvoranschlag nicht überschritten worden sei, was heute allein schon eine Leistung bedeute.

Der Oberbürgermeister überreichte als Sondergeschenk 300 DM, damit noch ein paar letzte
(Fortsetzung auf der nächsten Seite)

die ich leider nicht aufgenommen habe:-(

Bürgersinn, laut Duden: svw. = so viel wie Gemeinsinn

Und nun gleiches Event aus anderer Feder:

Rheinische Post/Solinger Morgenpost, Samstag, 14. April 1962

Die Bürger machten sich selbst ein Geschenk:

Museum im Tal der Wupper

Der Balkhauser Kotten wird heute der Öffentlichkeit übergeben

Solingen hat nach langen Bemühungen ein Museum, das die Zeichen seiner spezifischen Industrie aufbewahrt und für die Nachwelt erhält. Heute vormittag wird der Balkhauser Kotten nach gründlicher Renovierung der Öffentlichkeit übergeben. Architekt Wilhelm Klein und seine Mitarbeiter haben das anscheinend rettungslos verfallene Gebäude in ein Schmuckstück unserer Heimatstadt verwandelt.

Feundlich grüßt der alte, neue Kotten, von einem Lattenzaun eingeschlossen, aus dem Tal. Der Naturholzton der Türen und Fensterrahmen ergänzt und mildert das strenge Schwarz-Weiß des Fachwerkgefüges. Ein wertvolles Denkmal alter bergischer Bauweise wurde vor dem Verfall bewahrt. Es ist für die Bürgerschaft bestimmt, aber auch aus der Bürgerschaft heraus entstanden: Die umfangreichen Renovierungsarbeiten wurden fast zur Hälfte aus Spenden finanziert.

Dies ist die Vorgeschichte: Schon weit vor dem letzten Kriege tauchte im Solinger Verkehrsverein der Gedanke auf, den Balkhauser Kotten wegen seiner architektonischen Schönheit zu erhalten. Jahre vergingen, bis sich am 7. August 1958 aus dem ursprünglichen "Arbeitskreis Balkhauser Kotten" das "Kuratorium Balkhauser Kotten" bildete. Im April 1961 begannen die Wiederherstellungsarbeiten, aber erst am 6. Juli desselben Jahres erhielt das Kuratorium von der Stadt Solingen den offiziellen Auftrag, die Renovierung des bedrohten Gebäudes zu organisieren und auch künftig seine Betreuung zu übernehmen.

Auf 70 000 Mark lautete der Kostenvoranschlag. Er wurde um keinen Pfennig überschritten, trotz viermaliger Lohnerhöhungen während der Bauzeit und ständig steigender Materialpreise. 30 000 Mark kamen aus Spenden der Bürgerschaft zusammen; 20 000 Mark steuerte der Landeskonservator bei; den Rest zahlte die Stadt.

Die Solinger machten sich das neue Museum also gleichsam selbst zum Geschenk. Das verbürgt für die Zukunft einen lebendigen Kontakt. Diese Lebendigkeit, die nur scheinbar den musealen Aufgaben widerspricht, kommt aber noch in anderer Weise zur Geltung. Das Kuratorium präsentiert das neue Museum nicht als "abgeschlossene Sache"; es denkt vielmehr an eine Sammelstelle für alle Gegenstände und Dokumente, die mit dem Solinger Schleiferhandwerk zu tun haben; an eine Einrichtung also, die sich mit Hilfe der Solinger selbst ständig ausweiten läßt.

Und noch ein drittes Mal berührt sich das Museale mit der lebendigen Wirklichkeit. Unweit der Räume, in denen die Geräte einer vergangenen Zeit zur Schau gestellt sind, werden noch heute Messer geschliffen und gepliest, wird in alltäglicher fleißiger Tätigkeit die Tradition Solinger Qualitätsarbeit fortgesetzt. Die Schleifer Melcher, Grah und Pistor haben sich ihre "Buden" nach eigenem Geschmack und eigenen Vorstellungen eingerichtet. Durch Fenster hindurch kann der Besucher ihnen bei der Arbeit zusehen, während Produkte dieser Tätigkeit gleichsam auf einem Sims vor seinen Augen liegen.

Diese Arbeit vollzieht sich freilich nach modernen Methoden, während das vom Rüdener Kotten übernommene Wasserrad draußen von elektrischem statt vom Wasserstrom angetrieben wird, sobald man einen Groschen in den Automaten steckt.

Dieses elektrisch betriebene Wasserrad erschien zunächst als ein verspielter Einfall. Aber der Besucher muß sein vorschnell gefaßtes Urteil revidieren. Das Rad dreht sich nicht zur Erweckung falscher romantischer Gefühle, sondern mit der durchaus ernstzunehmenden Aufgabe, historische Methoden unserer Industrie anschaulich zu machen. Vor unseren Augen rotiert die alte Holzwelle, greifen die Zahnräder ineinander, treiben Transmissionsriemen einen nach überliefertem Brauch festgekeilten Schleifstein.

Was gibt es sonst zu sehen? Die alte Winde zur Öffnung und Schließung des Wasserschütts, einen Höhlstein zum Ausschleifen der Blutrinne an Schwertern und Säbeln, eine komplette Scherenschleiferei alter Art mit ihren verblüffend primitiven und doch zweckmäßigen Einrichtungen, ein naturgetreues Schleiferei-Modell von einem längst vergessenen Mann mit Namen Alfred Schmidt vor Jahrzehnten in liebevoller Kleinarbeit gebastelt, alte Geräte verschiedener Art und schließlich - in einem "milieuechten" Schrank verwahrt - eine kleine Sammlung literarischer Dokumente.

Ein Grundstock wurde geschaffen, der auf Erweiterung wartet. Aber schon jetzt bietet sich jedem, der wissen möchte, wie es in den alten bergischen Kotten zuging, ein reiches Anschauungsmaterial dar. Vor allen den Schulen ist eine Gelegenheit zur Belebung des Heimatkunde-Unterrichts gegeben, auf die sie wahrscheinlich schon lange warteten.
Karl-Heinz Hauptreif

Rheinische Post, Ausgabe vom 16. April 1962

Rheinische Post/Solinger Morgenpost, Montag, 16. April 1962
SOLINGER STADTPOST

OB Voos rief: "Schött op!"

Schleifermuseum Balkhauser Kotten wurde seiner Bestimmung übergeben

Viele Gäste - Vertreter des Rates und der Verwaltung, der verschiedenen Vereine, Verbände und Behörden - hatten sich vor dem Balkhauser Kotten versammelt, als Oberbürgermeister Voos am Samstagvormittag die Tür aufschloß und das neugeschaffene Schleifermuseum freigab für die Öffentlichkeit. Voos überreichte dem Vorsitzenden des Kuratoriums Balkhauser Kotten, Architekt Klein, in Form eines Gutscheins eine Sonderzuwendung neben den regelmäßigen städtischen Zuschüssen. Er versprach, sich - wenn nötig - als Mittler einzusetzen zwischen dem Kuratorium und dem Rat der Stadt.

Foto: Es zeigt den damaligen Oberbürgermeister Voos vor der Tür zum Schleifermuseum Balkhauser Kotten
Oberbürgermeister Voos vor der Tür zum Schleifermuseum Balkhauser Kotten

In seiner Ansprache ging der Oberbürgermeister von einem Wort aus, das auf der Titelseite des kleinen gedruckten Führers steht: "Arbeitsstätte und Arbeitsdenkmal." Beides - Dokumente der Vergangenheit und lebendige Gegenwart - fände sich hier vereint. Der Balkhauser Kotten in seiner neuen Gestalt lege Zeugnis ab für den gesunden Bürgersinn der Solinger. Er beweise, daß der Wille und die Kraft, in gemeinsamer Anstrengung ein Werk zum Nutzen der Allgemeinheit zu schaffen, in unserer Bevölkerung noch nicht erloschen seinen.

"Solingen ist arm an Kulturgütern", fuhr Voos fort. Die Kultur unserer Heimatstadt bestehe im Fleiß, in der Arbeit ihrer Menschen, in dem Willen, durch redliches Bemühen solide Handwerksleistungen hervorzubringen. Dieser Eigenart, dieser Gesinnung und Haltung sei im Balkhauser Kotten ein Denkmal entstanden.

Architekt Wilhelm Klein ließ vor dem stattlichen Kreis von Heimatfreunden, zu dem auch unsere beiden Stadtdirektoren und Landeskonservator Professor Dr. Wesenberg zählten, noch einmal die Entstehungsgeschichte des neuen Schleifermuseums lebendig werden. Schon vor rund 30 Jahren sei der Gedanke aufgetaucht, den Balkhauser Kotten als Bauwerk für die Nachwelt zu erhalten. Männer wie Franz Hendrichs, Dr. Kurek, Professor Woenne und viele andere hätten ihn geförder, hätten sich für seine Verwirklichung eingesetzt. Aber noch jahrzehntelang sei der Balkhauser Kotten ein Sorgenkind für die Freunde unserer Heimat geblieben. Jetzt erst sei aus dem Sorgenkind ein Kleinod geworden, auf das Solingen stolz sein dürfe.

Vielleicht, fuhr Klein fort, nehme sich der alte Kotten als Baudenkmal bescheiden aus neben den Kulturgütern anderer Städte. Aber seine Baumeister - schlichte Handwerker zumeist - hätten den Anspruch erfüllt, den die Architekten unserer Zeit an sich selbst stellten: Sie hätten zweckmäßig gebaut; sie seien bei der Gestaltung des Ganzen wie der Einzelheiten allein vom Gedanken an die Funktion ausgegangen. In der erfüllten Zweckmäßigkeit des Balkhauser Kottens aber bestehe seine Schönheit.

Klein dankte allen, die am Zustandekommen des Schleifermuseums beteiligt waren: dem Oberbürgermeister und dem Rat, dem Oberstadtdirektor und der Verwaltung, dem Landeskonservator und den vielen ungenannten Heimatfreunden, die mit ihren Spenden zur Verwirklichung des Planes beitrugen, aber auch den Handwerksmeistern und ihren Gehilfen. Dr. Niebch, zweiter Vorsitzender des Kuratoriums, aber auch wohl aller Anwesenden, als er Wilhelm Klein in den Kreis derer einschloß, denen Dank gebühre. Das Verständnis der öffentlichen Stellen, die Spendenbereitschaft der Bürger hätten die Voraussetzungen für die Entstehung eines Schleifermuseums im Tal der Wupper erfüllt; was sich aber jetzt den Augen darbiete, sei zum großen Teil die persönliche Leistung Wilhelm Kleins. Für diese Leistung hätten Heimatliebe und Enthusiasmus allein nicht genügt, es habe eines soliden Könnens und sorgfältiger nüchterner Berechnung bedurft, um einen allgemeinen Plan in konkrete Wirklichkeit umzusetzen.

Der Männergesangverein Wupperhof sorgte für den angemessenen musikalischen Rahmen mit Liedern von den "singenden, klingenden Bergen" und den "Lostigen Wopperschliepern". Dann rief Oberbürgermeister Voos wie in alter Zeit: "Schött op!" und gab den Weg frei ins Innere des Museums.

Viele Solinger - hoffen wir - werden im kommenden Sommer hinauswandern, das Museum besuchen, das für sie geschaffen wurde. Es gibt keine Kasse, keine Eintrittsgelder und keine Billetts. Der Zugang steht jedermann frei. Der Besucher wird allenfalls gebeten, durch Spenden zur Unterhaltung beizutragen, indem er Postkarten oder einen kleinen Leitfaden, von Oberstudienrat Rosenthal geschrieben, erwirbt. Aber auch dabei steht kein Kassierer neben ihm; auch dabei wird an seinen lebendigen Bürgersinn appelliert: Er kann sein Scherflein unbeobachtet in einen Kasten werfen. -ptr-

Zwei Dinge fallen auf:

  • Die Einhaltung eines Kostenvoranschlages war eine Meldung wert.
  • Schon vor über 40 Jahren bewegten sich die Zahnräder der Amtsmühlen mit einem Tempo, das mit der Realität nur schwer in Einklang zu bringen war.

©2004-2005 Michael Tettinger
Do. 30.12.2004 - Sa. 01.01.2005
Tettis Homepage Startseite Balkhauser Kotten < Seitenanfang Weiter in der der Geschichte