Balkhauser Kotten

Eines der Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten in Solingen: Schleifermuseum mit alter Wassermechanik
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1949 - Urteil: "Tod durch Spitzhacke"

Mit dieser knapp und treffend formulierten Überschrift betitelte die Rheinische Post am 28.9.1949 einen Beitrag über die unausweichlich kommende Niederlegung des I. Balkhauser Kottens. Dieses Bauwerk war nach langwierigen Verhandlungen in den Besitz der Stadt Solingen übergegangen. Am Berghang stehend störte der Kotten den zunehmenden Verkehrsfluss auf der Straße Solingen - Balkhausen - Glüder - Witzhelden.

1950 - Vollstreckung

Ein Gang ins Solinger Stadtarchiv nebst Blick in den Solinger Stadtanzeiger im Solinger Tageblatt vom 28. Februar 1950 brachte das Folgende zu Tage:

» Der Balkhauser Kotten fällt
Ein alter, ehrwürdiger Zeuge aus der Zeit der Kottenromantik wird in den nächsten Tagen der Spitzhacke zum Opfer fallen. Gestern (27.2.1950) begann ein Abbruchunternehmer mit dem Abbau des Balkhauser Kottens, der an der Straße Solingen - Balkhausen - Glüder - Witzhelden in gefährlicher Weise den Verkehr behindert. Der Kotten I (Aussenkotten), der in den sechziger Jahren (186x) des vorigen Jahrhunderts erbaut wurde, befindet sich in einem Zustand, der der Landschaft nicht zur Zierde gereicht, aber auch kaum die Voraussetzung dafür bietet, diesen letzten Zeugen bergischer Vergangenheit wieder herzustellen. Der Kotten wird nicht abgerissen, sondern abgebaut. Die Balken, Steine, Dachziegel und Fensterrahmen werden, soweit es möglich ist, wieder verwendet. Der Verkauf dürfte eine schwierige Verteilung des Erlöses mit sich bringen, denn nicht weniger als 40 Besitzer stellen Ansprüche.

Der Abbruchunternehmer erzählte uns schmunzelnd von einem interessanten Fund, den er vorige Tage beim Abbau der Welle gemacht hat. Es war ein Brief (ob es diesen noch gibt?) des Witzheldener Bürgermeisters (Name?) vom Jahre 1903, der eine letzte Aufforderung an die Belegschaft des Wupperkottens enthielt, doch nun, nachdem der Kotten 40 Jahre stehe, endlich daran zu denken, ein gewisses Häuschen zu bauen. Er beschwert sich darüber, daß, wenn die Witzheldener Marktfrauen in der Frühe zum Solinger Markt zögen, ihnen aus jedem Gebüsch ein nackter H...... anlachen würde. Kein Wunder, waren doch in dem Kotten nicht weniger als 180 Menschen beschäftigt.

Bild aus dem ST 28.2.1950 - Abbau Balkhauser Kotten

Wie aus unserem Bild ersichtlich, befindet sich der Kotten II (Innenkotten - Bauwerk links) in einem weitaus besseren Zustand. Hier arbeiten augenblicklich noch drei Schleifer, die aber aus Mangel an Arbeit ihre Arbeit eingestellt haben. Auch in diesem Kotten sind die Besitzverhältnisse sehr kompliziert, denn auch hier teilen sich etwa 40 Besitzer die Grundrechte, mit ihnen die Stadt Solingen und das RWE. «

Ein interessanter Beitrag. Ob wir heute noch diese blumige Sprache in einem Zeitungsbeitrag finden? Mit Sicherheit nicht. Ebenfalls genannt werden nebenbei eine Menge von Fakten und nette Anekdoten. 180 Menschen? Ob da nicht jemand übertrieben hat? Dieser Zahl glaube ich nicht! Gemeint sind möglicherweise alle Personen, die diese Doppelkottenanlage ernährte. Woher der Autor seine Daten hat, bleibt sein Geheimnis.

Wann der Außenkotten endgültig abgebaut war, habe ich bisher noch nicht gefunden. 1952 wurde der noch stehende Innenkotten (Kotten II) der Stadt Solingen „geschenkt“ und am 14. April 1962 in diesem ein Schleifermuseum eröffnet. Im Dezember 1969 musste es für einige Jahre schließen: Feuer im Kotten


©2001-2005 Michael Tettinger
Di. 01.05.2001 - Mo. 17.01.2005
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