Wasserwerk Glüder - Kunst im BauIn heutiger Zeit wird ein prozentualer Teil der Bausumme für Kunst am Bau ausgegeben. Hier sind andere Dinge Kunst, die alten Konstruktionszeichnungen. Wunderbare Zeichnungen, noch von Hand angefertigt und liebevoll coloriert.. Und noch eine Zeichnung fällt mir auf: Wehranlage bei Neuenkotten. Vor Ort kann ich mit dieser Bezeichnung nichts anfangen, aber die Literatur hilft weiter (Franz Hendrichs: Die Schleifkotten an der Wupper, Köln 1922, S.63): Dem Bau des jetzigen Turbinen- und Pumpwerkes ist ein alter Wupperkotten zum Opfer gefallen. Eben der Neuen-Kotten, der etwa auf halben Weg zwischen Burg und Glüder gestanden hat. In der alten Karte von Erich Philipp Ploennies (Topographia Ducatus Montani 1715) ist dieser Kotten nicht verzeichnet, möglicherweise rührt daher der Name Neuer Kotten. Jüngere Karten aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts belegen aber, dass auch dieser Kotten auf eine über hundert Jahre alte Geschichte zurückblicken konnte. Zuletzt bestand die Doppelkottenanlage aus einem kleinen Außenkotten und einem doppelstöckigen Innenkotten. Früher waren die Namen Tesche und Meis aus Steinsiefen mit diesem Kotten verknüpft. Eine Zeitlang wurden darin Sägeblätter für die Remscheider Industrie geschliffen, bis dann die Eigentumsrechte auf die Feilenfabrik von Georg Niebch & Söhne in Burg an der Wupper und von dieser endlich auf die Stadt Solingen übergingen. Der Kauf durch die Stadt Solingen besiegelte sein Ende. Das bestehende Wehr wurde abgetragen und durch ein neues Wehr ersetzt. Durch eine stärkere Aufstauung der Wupper konnte ein Nutzgefälle von etwa 5 m an den Turbinen des Pumpwerkes gewonnen werden. Der Obergraben, der das aufgestaute Wupper-Wasser vom Wehr zum Turbinenwerk leitet, hat eine Länge von etwa 1 km. Zum Verständnis: Der Neuenkotten musste dem vergrößerten Wehr weichen, welches beim Bau des Turbinen- und Pumpwerkes angelegt wurde, und nicht dem Pumpwerk selber.
Welche Karte aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts Franz Hendrichs meinte, ist leider nicht bekannt. Vermutlich dürfte er die Fabrikantenkarte von Stamm meinen. In der Landesaufnahme von Müffling aus dem Jahre 1824 ist die Doppelkottenanlage jedenfalls schon verzeichnet. (»An der Wupper liegen folgende Werke: ... 12. Neue Kotten, 13. Strohn, 14. Glüder ....«) Hendrichs kannte bestimmt diese Karte: So wurde aus "Neue Kotten".. der Neuen Kotten.
In einer Karte von A. Hofacker aus dem Jahre 1898 ist der Neuenkotten ebenfalls eingezeichnet.
Wann der Kotten gebaut wurde, konnte ich bisher nicht feststellen. Sofern man der Wiedergabe einer Wupperbesichtigung aus dem Jahre 1803 von W.Specht in Die Heimat (11.11.1933) Glauben schenken kann, stand Mitte 1803 der Neue Kotten noch nicht. Entschuldigung für die Abschweifung vom Thema. Unser nächstes Ziel ist die Pumpstation, aber auf dem Weg dahin musste ich diese Aufnahmen anfertigen. Vom Wehr unterhalb der Kläranlage Solingen-Burg gibt es nun auch Aufnahmen (März 2002).
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