Balkhauser Kotten

Morbides Wasserrad mit anhängendem Schleifermuseum

1962 - Der Balkhauser Kotten

Titelbild: Der Balkhauser Kotten Herausgegeben vom Kuratorium (Aufsichtsbehörde) Balkhauser Kotten e.V. erschien 1962 in einer Auflage von 5000 Exemplaren dieses Druckwerk. Den textlichen Beitrag steuerte Heinz Rosenthal bei (alle anderen ebenso wichtigen Person werden wie üblich nicht genannt). Durch den Kauf dieses Heftchens trug angeblich jeder Besucher zur Erhaltung des Kottens sein Scherflein bei.

Den Verkaufspreis möchte ich nicht verheimlichen: 1,- DM

Der Inhalt? Sehr lesenswert! Warum? Er zeigt sehr eindrucksvoll, wie unsere Geschichtsschreibung funktioniert.

Der Balkhauser Kotten
Arbeitsstätte und Arbeitsdenkmal des Solinger Schleiferhandwerkes

»Schon früh lassen sich im eisen- und stahlverarbeitenden Solinger Handwerk als Zeichen einer fortschrittlichen Arbeitsteilung drei "geschlossene Handwerke" erkennen, die der Schwertschmiede, Härter und Schleifer. Der Herzog von Berg als Landes- und Schutzherr stattete die "Bruderschaft der Härter und Schleifer" 1401 mit einem Zunftbrief aus, der u.a. die Härter in dem Besitz ihrer Arbeitsstätten, den "Schmitten", und die Schleifer in dem ihrer "Kotten" schützt. Unter diesen "Kotten" versteht man in Solingen nicht wie anderswärts kleine Bauernbehausungen (Katen), sondern ausnahmslos die unbewohnten Schleifstätten, die außerhalb der nächsten Umgebung Solingens, wie z.B. schon in Bergisch Gladbach, als Schleifmühlen bezeichnet werden. Die Kotten wurden ebenso wie die Mühlen mit Wasserkraft betrieben, und für die Ausnutzung des Wassers mußten die Kottenbesitzer nach Mühlenrecht eine Erkenntnisgebühr ("Wassererkenntnis") an den Landesherren entrichten.

109 Schleifkotten

Ein Heberegister über diese Gebühren aus dem Jahre 1684 nennt 109 Schleifkotten. Das ist die höchste Zahl von Kotten, die jemals gleichzeitig in Betrieb gewesen sind.«

BREAK! Da gibt es ein Verzeichnis aus dem Jahre x mit n Einträgen. Sofern aus anderen Jahren ebensolche Verzeichnisse überliefert wären, so könnte man solche Schlussfolgerung nachvollziehen. Ohne diese Urkunden ist eine solche Aussage nicht haltbar. Wer im Hebebuch die Positionen unter Wassererkenntnis und Kottenpacht addiert, der erhält die Zahl 115. Rosenthal hat davon die Hämmer und verwaisten Kotten abgezogen.


Verteilung der Schleifkotten an der Wupper und in den Bachtälern um 1715

»Die wiedergegebene Karte zeigt, wie die Kotten sich gleich Perlen an einer Schnur an den vielen Wasserläufen im Solinger Gebiet aufreihten. Je wasserreicher und beständiger der Bach war, je größer sein Gefälle, um so mehr Kotten konnten seine Kraft nutzen. Die Schleifkotten waren nicht bewohnt; allein aus diesem Grunde sind viele während des Maschinenzeitalters wieder eingegangen, zu der Zeit, als Fabrikschleifereien auf den Höhen im Stadtgebiet errrichtet und mit Dampfkraft betrieben wurden. Als die Menschen die Elektrizitätskraft in ihre Dienste stellten, wirkte sich dieser Fortschritt insofern günstig aus, als er das Schleiferhandwerk als selbständige "Heimarbeit" vor dem Untergang bewahrte. Denn von nun an konnte der Schleifer abseits und unabhängig von den Wasserläufen in seinem Wohnhaus einen Elektromotor aufstellen und dort auch seiner Arbeit nachgehen; andere wiederum wandelten ihre Kotten in Wohn- und Arbeitsgebäude um. Nur wenige Kotten haben bis zur Gegenwart noch wie in alten Zeiten an der Ausnutzung der Wasserkraft festgehalten. Zu ihnen gehörte bis vor kurzem der Balkhauser Kotten