»Die Räder an den Wupperkotten liefen unterschlächtig, im Gegensatz zu denen der Bachkotten, die mit oberschlächtigen, in einigen Fällen auch mit mittelschlächtigen Rädern versehen waren. Die Räder am Balkhauser Kotten hatten einen Druchmesser von 4 Metern; jedes Rad wies eine Breite von 1,5 Metern auf, und so lang waren auch die Schaufelbretter, die man "Truffeln" nennt. Nur ein wenig breiter ist der Trog, damit möglichst wenig Wasser ungenutzt abfließen konnte.
Das jetzt vorhandene Rad hat dieselben Ausmaße; von ihm führt die Radachse ("Ahße"), ein 60 bis 70 Zentimeter dicker Eichbaum von 6 Metern Länge, in das Kotteninnere. Ihr ist das Zahnrad ("Kaumprad") aufgesetzt, dessen Umdrehungen mittels Kegelrädern übersetzt werden. -- Der Gebäudeteil, der das Laufwerk enthält, ist nach Grundriß und baulicher Anordnung der älteste des heutigen Kottens, sicherlich aber nicht identisch mit dem ursprünglich an der gleichen Stelle errichteten Bauwerk
Der Innenkotten brannte in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ab, und es ist nicht einmal sicher, ob dieser als das älteste Kottengebäude betrachtet werden kann. Bis zu dem Brand bestand der Innenkotten nur aus den beiden etwas erhöht liegenden Schleifstuben zu beiden Seiten des Laufwerkraumes. Bei dem Wiederaufbau behielt man wohl den Grundriß dieses alten Kottens bei und setzte das größere, zweigeschossige Gebäude unmittelbar daran, so daß die beiden Teile als eine bauliche Einheit unter einem langen Schleppdach liegen.
Diese Darstellung ist nicht ganz korrekt. Das lange Schleppdach wurde erst am Anfang des 20. Jahrhunderts installiert.
Der Außenkotten fiel 1854 einem Schadenfeuer zum Opfer und wurde gleichfalls durch einen größeren zweigeschossigen Bau ersetzt. Das Fachwerk beider Kottengebäude entsprach auch der Bauweise des 19. Jahrhunderts.
Die beiden erwähnten Schleifstuben sind besonders bemerkenswert; in
ihnen liefen die großen Steine, die zum Schleifen der Schwertklingen
dienten. Diese Steine wurden aus der Eifel über Hitdorf, Solingens
Rheinhafen, herbeigeholt und zunächst bis auf den Pfaffenberg gebracht.
Den Berghang hinunter zum Kotten belegten die Schleifer dicht mit
Reisig, und dann ließen sie die 40 bis 60 Zentner schweren, rötlichen
Sandsteine langsam auf dem Weg hinabgleiten, der etwas oberhalb des
Kottens ausmündet. Dann begann für wohl acht bis zehn Schleifer die
mühsame und gefahrvolle Arbeit, den Stein in den Kotten zu befördern und
an seinem Platz anzubringen. Das geschah auf eine eigentümliche Weise.
Der verstorbene Geschichtsforscher Franz Hendrichs hat besonders darauf
hingewiesen:
"Dieser niedrige Kottenteil (des Innenkottens) ist aus
Eichenpfosten und Riegeln errichtet, die Felder ausgestakt und mit Lehm
verputzt. Bei der Anordnung der Pfosten ist auf das Einbringen der
großen Schleifsteine Rücksicht genommen, das hier noch wie in alten
Zeiten geschieht. Der Stein wird herangerollt, zur Seite gelegt, von dem
etwas aufgeschichteten Boden außerhalb des Kottens in das Kotteninnere
hineingeschoben, um dann auf dem fast einen Meter tiefer liegenden
Fußboden herabzugleiten. Zu diesem Zweck müssen die Schleifer freilich
bei jedem 'Hängen' eines Steines den in Betracht kommenden Teil der
Kottenwand herausnehmen und nachher wieder einfügen."
Man hat bei
der Wiederherstellung des Balkhauser Kottens den herausnehmbaren Teil
der beiden Seitenwände erhalten. Große, bis zum ebenerdigen Sockel
reichende Fenster bezeichnen die ursprüngliche Anordnung, die durch den
breiten Rahmen des guterhaltenen eichenen Fachwerks kenntlich ist. Denkt
man sich den zweigeschossigen Teil des heutigen Gebäudes fort, und
stellt man sich den niedrigen Vorderbau zusammen mit dem ähnlichen
Außenkotten vor, so hat man das Bild, das die Wupperkotten vom 16.
bis 18. Jahrhundert dargeboten haben.
Den von Rosenthal zitierte Abschnitt schrieb Hendrichs 1922 in seinem industriehistorischen Wanderführer "Die Schleifkotten an der Wupper".