Franz Hendrichs besuchte vor 1922 ebenfalls diesen Kotten an der Wupper. Von Unterburg kommend, schrieb er folgende Zeilen in sein Wanderbuch:
»Wir folgen der Wupper weiter aufwärts zunächst an dem linken Ufer, vorbei an dem alten Kirchlein und dem verträumten Pfarrhaus, in dem in früheren Zeiten auch von Solingen aus so manche jungen Leute ihre Erziehung vervollständigen konnten.«
Evangelische Kirche zur Heiligen Dreieinigkeit
Grundsteinlegung am 7. Mai 1732, erbaut im bergischen Barockstil, Weihe am Johannistage 1735 (24. Juni, Geburtsfest Johannes des Täufers. Germanen, Kelten und Slawen sollen früher an diesem Tage die Sommersonnenwende gefeiert haben.). Der Turm wurde 1787 fertiggestellt. |
Anmerkungs zum Johannistag am 24. Juni: Weder Täufer noch Sommersonnenwende verbinde ich mit diesem Tage, eher den "Spargel-Silvester", denn am Johannistag wird traditionell der letzte Spargel der Saison gestochen. Angeblich benötigen die Spargelpflanzen ausreichend Erholungszeit bis zur nächsten Ernte.
Pfarrhaus
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»Etwas weiter gewahren wir noch Spuren von dem "Fischteich am Fischhäuschen", der einst zu den Anlagen der königlichen Domäne gehörte, bis wir dann nach einer Windung flußaufwärts wieder einen größeren Schleifkotten, den Wiesenkotten, erblicken.
Dieser "in der großen Wiesen" gelegene Kotten ist bereits im Jahre 1715 als Doppelkotten verzeichnet. Aus Schriftstücken des 19. Jahrhunderts geht hervor, daß hauptsächlich die Familiennamen Meis, Weck und Kirschbaum, sämtlich zu Dorperhof gebürtig, mit diesem Kotten verbunden sind. Wie das vor 200 und auch noch 100 und weniger Jahren in hiesiger Gegend in hohem Maße üblich war, finden wir hier meistens Vornamen aus dem alten Testament, wie Nathanael, Daniel, Abraham, Jonathan u.s.f., ein Umstand, der zweifelsohne auf einen stark ausgeprägten religiösen Sinn schließen läßt.«
Einspruch! In der Karte von Ploennies aus dem Jahre 1715 ist der Doppelkotten nicht verzeichnet. Ich nehme an, hier ist Hendrichs ein Fehler unterlaufen. An anderer Stelle in seinem Buch vermisst er einen Kotten (Anschlagkotten) auf der Karte, der aber eingezeichnet ist. Ob die genannten Familiennamen stimmen, wäre noch zu prüfen. Als Quelle gibt Hendrichs alte Akten der ehemaligen Gemeinde Dorp an, die sich 1889 mit der Stadt Solingen vereinigte.
Hans Brangs nennt 1951 Namen aus dem Urhandriss des Wiesenkottens, der 1829 entstanden ist; Meis finde ich noch wieder.
Lauschen wir weiter F. Hendrichs:
»Ursprünglich wurden im Wiesenkotten ausschließlich Tisch- und große Messer geschliffen, und zwar liefen im Vorderkotten vier und im Hinterkotten sechs große Schleifsteine. In den letzten Jahrzehnten machte sich jedoch die Nähe zu Remscheid bemerkbar. Vorübergehend wurden im Wiesenkotten Kluppen [Was mag das sein? 'Werkzeug zum Andrehen von Schraubengewinden'? - kann mir jemand helfen? - mte:Mi. 12.05.2004] hergestellt, bis eine Firma Kemper aus Remscheid das ganze Anliegen erwarb, um darin Sägen schleifen zu lassen. Nach mehrfachem Besitzerwechsel, während dessen der Kottentimmermann Schreiber gegen Ende der siebziger Jahre am Innenkotten ein neues Rad setzte und der Umbau des Vorderkottens zu einem, seitdem viel besuchten Wirtschaftsgebäude vorgenommen wurde, erwarb Otto Jörgens, Burg an der Wupper das ganze Anwesen. Seine Absicht ging dahin, das Wassergefälle zwischen Müngsten und Burg durch umfassende Stau- und elektrische Kraftanlagen auszuwerten. Der letzte Krieg hat die Verwirklichung dieses Planes verhindert. Der Kotten ist vielmehr ebenso wie die Papierfabrik an der Burg inzwischen in den Besitz der Fabrik elektrischer Zünder in Köln übergegangen.«