Schleifkotten an der Wupper - Wiesenkotten - Coranther Wiesen

Der Schleifkotten an der Coranther Wiesen

So lautet eine Überschrift im Mitteilungsblatt des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Solingen, „Die Heimat“ aus dem Jahre 1951. Am 10. November 1951 erschien ein Beitrag von Hans Brangs auf Seite 15f:

1772 - öffentliche Versteigerung

Die Wochenzeitung "Gülich und Bergische Wöchentliche Nachrichten" enthält im Jahrgang 1772 eine Bekanntmachung über einen gerichtlichen Verkauf von Grundeigentum in der Gemarkung Dorp (Nr.50. vom 15.12.1772), darin es u.a. heißt: »In Sachen Professoren Loheman contra Erbgenahmen Dierichen Krahe solle das letztgemeldete Erben Krahe zuständige zum Dorp gelegene Erbguth, ... sondern deren ¼ Anteil an der Wupper an der Coranther Wiesen gelegenen, auf 463 Gulden geschätzten Schleifkotten ... dem Meistbietenden ... gerichtlich verkauft werden.«

Ich kürze etwas ab, Willi Herwig hat diesen Beitrag schon 1955 kommentiert.

Brangs reicht noch andere Quellen zur Geschichte dar:

1829 - Urhandriss

»... für das gesamte Stadtgebiet Solingen sind die sogenannten Urhandrisse, die von den Landmessern an Ort und Stelle aufgenommenen Unterlagen für die katasterliche Vermessung aus dem Jahre 1829 erhalten geblieben. Sie enthalten neben vielen, heute zum Teil längst vergessenen und untergegangen Flur- und Ortsnamen auch Angaben über die damaligen Grundstückseigentümer. In einem dieser Handrisse ist der Wiesenkotten in der Gemarkung Dorp, Flur 5, dargestellt und wird 1829 als gemeinsames Eigentum der zu Dorp wohnenden Schleifer Abraham Meis, Abraham Lauterjung und Daniel Clauberg und des Abraham Kaimer zu Jagenberg ausgewiesen.« (Gemarkung Dorp, Atlas 411.)

Brangs schließt seinen Beitrag mit folgenden Sätzen:

15.10.1847 - Brand

»Es wäre noch nachzutragen, daß nach einer Bekanntmachung des Bürgermeisters Küppers der Wiesenkotten in der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober 1847 einen »Totalschaden« hatte (SKIB 23.10.1847). 1899 stand der Kotten im Eigentum der Eheleute Schleifer Karl Kemper und Hulda geb. Schumacher; sie waren es auch, die erstmalig neben dem Schleifereibetrieb in dem Gebäude des Außenkottens eine kleine Gastwirtschaft einrichteten. 1917 ging das Anwesen auf die Fabrik Elektrische Zünder und 1928 auf die Stadtgemeinde Solingen über. Nachdem in den letzten Monaten das Wehr am Wiesenkotten im Zuge der Wupperregulierung abgebaut worden ist, sind die letzten Einrichtungen des Kottenbetriebes verschwunden und dem fremden Besucher, der heute in der behaglichen Gaststätte Wiesenkotten Einkehr hält, wird kaum noch bewußt, daß er sich in dem Gebäude des ehemaligen Schleifkottens an der Coranther Wiesen befindet.«

Kommt Zeit, kommt mehr von Brangs. Bevor ich es vergesse, hier noch ein paar Namen, die mit dem Kotten verbunden waren:

1842 - Teilungssache

Am 15.1.1842 machte der Notar Stockhausen öffentlich bekannt, daß in der gerichtlichen Teilungssache der Vormundschaft der Minderjährigen von Carl Wilhelm Clauberg gegen die Eheleute Schreiner Jonathan Schreiber und Friederike Kirschbaum zu Dorp "das den Parteien gemeinschaftlich zugehörige Viertel von dem in der Gemeinde Burg an der Krallenwiese auf der rechten oder westlichen Seite des Wuppergrabens gelegenen Schleifkotten (Außenkotten), abgeschätzt zu 450 Thaler" öffentlich zum Verkauf ausgestellt werden solle. (Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 16.2.1842)

18.08.1845 - Anlegung einer Schlagt

Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf, Oeffentlicher Anzeiger Nr.87, 18.08.1845

873. Die Besitzer des in hiesiger Gemeinde, an der Wupper belegenen Wiesenkottens beabsichtigen, die sehr alte und baufällige Schlagt oder Wehre an dem genannten Kotten zur Zeit abzubrechen und etwa 36 Ruthen unterhalb derselben, vorher eine neue anzulegen, ohne in ihrer bisherigen berechtigten Stauhöhe etwas zu verändern, vielmehr soll dieselbe mit der alten gleiche horizontale Höhe im Mittel behalten. …

Nimmt man die preußische Rute mit 3,72m an, dann wollte man das Wehr um rund 134 Meter verschieben. Da man heute noch Reste des ursprünglichen Wehres in der Wupper erkennen kann und auf Postkarten das Wehr nahe am Kotten zu erkennen ist, dürfte der Bau realisiert worden sein.

1853 - Wassertriebwerke der Bürgermeisterei Dorp

1855 - Antrag auf Genehmigung zur Vertiefung des Untergrabens

Der Neubau ist abgeschlossen, nun soll noch der Untergraben gereinigt und vertieft werden. Im Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 30.6.1855 wird dieses Vorhaben der Öffentlichkeit bekanntgegeben.

Anzeige im Solinger Kreis-Intelligenzblatt am 30.6.1855

Die Besitzer der Wiesenkotten haben die Concession zu dem Neubau ihrer Kotten nachgesucht und damit zugleich den Antrag auf Genehmigung zur Senkung des Gerinnes unter dem Rade sowie zur Vertiefung resp. Reinigung des Untergrabens verbunden.

Jene Neubauten haben keine Veränderung in den Stauverhältnissen mit sich gebracht, dagegen soll die Senkung des Gerinne von 297,62 und resp. 297,28 des Amsterdamer Pegels auf 297,00 Statt finden und die Vertiefung des Untergrabens bis zur Wuppermündung circa 6 Zoll betragen.

Indem ich diese Anträge zur Publikation bringe, fordere ich Diejenigen, welche sich dadurch benachttheiligt glauben, auf, ihre Einwendungen binnen der Präclusivfrist von 4 Wochen bei hiesiger Stelle vorzubringen, während welcher Frist die Situations- und Nivellementspläne der Anlage hier zur Einsicht offen liegen.

Dorp, den 29. Mai 1855. Der Bürgermeister: R. Stosberg.

1876 - gewerbliche Anlagen

In dem Verzeichnis der in der Bürgermeisterei Solingen vorhandenen gewerblichen Anlage aus dem Jahre 1876 (StA Solingen, S3316) wird unter Nr.86 der Wiesenkotten genannt. Als Besitzer ist Carl Kemper eingetragen,
beschäftigte männliche Personen über 16 Jahre alt: 20

1889 - Steuerinspector Stahlschmidt

63. Wiesenkotten - Schleiferei v. Carl Kämper, 1 unterschlächtiges Wasserrad, 4,19 m Durchmesser, Schaufeln 2,14 m lang, 0,40 m hoch, 18 Umdrehungen per Minute, 12 Stunden Arbeitszeit.

Den Schleifer Kemper haben wir nun in fast allen möglichen Schreibweisen.


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