Schleifkotten an der Wupper - Hohlenpuhler Kotten

Wanderbuch

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, fand ich in unserem Bücherregal dieses unscheinbare Buch aus dem Jahre 1922. Hier das Kapitel zum Hohlenpuhler Kotten.

[ Hendrichs, Franz: Die Schleifkotten an der Wupper, Köln 1922, S.25ff ]

Franz Hendrichs
Hohlenpuhler Kotten

»Wir wandern wupperaufwärts und gelangen nach kurzer Zeit zum Hohlenpuhler Kotten. Das nördliche Ufer erhebt sich steil fast unmittelbar an der Wupper, sodaß sich eine enge Schlucht, ein "Hohl" bildet. "Puhl" bedeutet Stauteich, sodaß dieser Kotten mit seinem Stauteich an der Schlucht ist. In den früheren Jahren ist die Bezeichnung "Hohlensteiner Kotten" gebräuchlich gewesen. Auch dieser Kotten, dessen heutige Baulichkeiten der Künstler in Abb. 8 festgehalten hat, kann auf ein hohes Alter zurückblicken.

1605??

Ursprünglich war er ebenfalls dem Hause Nesselrath abgabepflichtig.

1683/84

Dann finden wir eine Eintragung im "Solinger Rhentmeisterey Heebbuch 1683/84 von Jülich-Berg, Amt Solingen *), von 1 1/2 Goldgulden für Wasserkandnuß und Kottenpfacht für einen Kotten am Hollenstein" von dem damaligen Eigentümer Johan Ernen, Wilhelm Linder und Clemens Clauberg.
Anmerkung: In der Lesung von Rektor Hermanns heißt es in dem Hebbuch unter 1. Ernen Johan am Hollerstein jetzo Wilhelm Linder und Clemens Clauberg: 1½ Goldgulden. Ob es sich bei dieser Eintragung tatsächlich um den Hohlenpuhler Kotten handelt, bezweifele ich mittlerweile. Ich tippe eher auf den Dritten Kotten.

1750/51

Eine spätere Eintragung aus 1750/51 besagt, daß die Stauanlage, die "Schlacht" auch "Schlagt" oder endlich, wie es späterhin meist heißt, das " Wehr" zerstört worden sei und daher keine Abgaben mehr zu entrichten waren.**)
Anmerkung: Auch diese Zuordnung zweifel ich derzeit an. Könnte auch zum Untenfriedrichstaler Kotten und dem Schleifertumult passen.

1806/07

1806/07 betrug der "Erbpachtzins an die Solinger Rentei für den Hohlensteiner Schleifkotten" wieder 1 Goldgulden***).

*) Staatsarchiv Düsseldorf.
**) ebenda, siehe Anhang 2.
***) ebenda.

Aus diesen verschiedenen Angaben geht hervor, daß der in früheren Jahrhunderten an das Haus Nesselrath zu zahlende Pachtzins seit dem dreißigjährigen Kriege an den Landesfürsten der Grafschaft Jülich-Berg abzuführen war und zwar, wie wir bereits gesehen haben, bis 1809. Nach den Freiheitskriegen sollen die früheren Pachtempfänger, die damaligen Besitzer von Hohenscheid, das um diese Zeit auch zu Nesselrath gehörte, wieder von dem Hohlenpuhler Kotten Pachtzins mit der Begründung verlangt haben, daß mit dem Sturze Napoleons dessen Maßnahmen rechtsungültig geworden seien. Die Schleifer seien aber anderer Ansicht gewesen und hätten den im Frühjahr 1816 beim Hohlenpuhler Kotten zur Geldeintreibung erschienenen Abgesandten auf dem kleinen, zwischen dem Berge und dem Kotten führenden Fußweg derartig gründlich mit sogenannten "Kottenknüppeln" zugesetzt, daß diesen die Lust zu weiterer Ausübung wasser- oder grundherrlicher Rechte ein für alle mal vergangen sein soll.

1858

Auch dieser Kotten scheint schon seit langer Zeit als Doppelkotten bestanden zu haben, wenn auch hierüber erst eine Nachricht aus dem Jahre 1858 vorliegt [ Akten der Stadt Höhscheid.]. In diesem Jahre brannte der Außenkotten nieder und wurde im darauffolgenden Jahre in einer Länge von 102' und einer Breite von 22' als zweistöckiges Gebäude neu errichtet. Die damaligen Eigentümer waren: Daniel Meis in der Lache, Carl Meis und Nathanael Clauberg zu Hintenmeiswinkel und Eduard Neuhaus zu Vormeiswinkel.

Anmerkung: Sowohl in der Karte von Ploennies aus dem Jahre 1715 als auch in der Karte nach Müffling aus dem Jahr 1824 ist ein Doppelkotten eingezeichnet. Ein etwas anderer Auschnitt aus gleicher Karte illustriert die eben genannten Fakten/Orte.

Bergisches Volksblatt vom 27.7.1858
Meiswinkel, denn 22. Juli. In der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch (20. auf 21. Juli 1858) ist der alte Hohle-Pohler Kotten abgebrannt. [Die Heimat, Dezember 1961, S.46]

1896

Auch die Geschichte dieses Kottens gibt einen Beleg dafür, wie schnell sich die Eigentumsverhältnisse an einem Kotten verschieben können. Denn in den Aufzeichnungen aus dem Jahre 1896 werden 25 Eigentümer aufgeführt, von denen einzelne über einen 2/16 Anteil verfügten, andere über einen 1/16, 1/32 oder gar noch geringeren Anteil. So teilten sich 7 Besitzer in einen 2/16 Anteil. In den letzten Jahren haben sich die Dinge beim Hohlenpuhler Kotten freilich wieder durch Aufkauf der Anteile vereinfacht, so daß dieser heute in den Händen von nur zwei Eigentümern liegt.

Wie schon die Abb. 8 neben dem Hohlenpuhler Kotten den Wipperkotten im Hintergrunde zeigt, so gibt der Lageplan Abb. 9 über die verhältnismäßig geringe Entfernung zwischen den einzelnen Kotten Aufschluß. Die Kotten folgen hier tatsächlich so nahe aufeinander, daß kein oder doch kaum Freigefälle vorhanden ist, d.h. daß das Wasser, sobald es seine Arbeit an einem Wasserrad verrichtet hat, gleich wieder gestaut wird, damit das neue Gefälle beim nächsten Kotten voll ausgenutzt werden kann. Bei der häufig auftretenden Notwendigkeit; die Wehre zu erneuern, und dem nur zu erklärlichen Bestreben der Kotteneigentümer, durch ihr Wehr möglichst viel Wasser zu stauen, braucht es uns nicht wunder zu nehmen, wenn sich zwischen den Eigentümern der einzelnen Kotten vielfach Streitigkeiten ergeben haben. Zumal im Sommer, wenn die Wupper meist wenig Wasser führt, ist es von jeher das Bestreben eines jeden Kottenbesitzers gewesen, möglichst wenig Wasser unbenutzt vorbeifließen zu lassen. Man errichtet daher, sobald das Wasser anfängt, knapp zu werden, vielfach eine sogenannte "bewegliche Sommerstau", einen Bretteraufsatz, dessen Pfähle durch die lose geschichteten Quadern des Wehrs gehalten werden und der mit Rasenstücken gedichtet wird. Durch diese Maßnahme, die dem eigenen Kotten zu gute kommt, liegt nun die Gefahr nahe, daß der Unterwasserspiegel des nächst höher gelegenen Kottens eine höchst unliebsame Erhöhung erfährt und zwar so, daß dessen Wasserrad zum Teil in "totem Wasser" läuft und dadurch in seinem Wirkungsgrad erheblich beeinträchtigt wird.
Anmerkung: Es hat etwas länger gedauert bis ich dies verstanden hatte. Grob vereinfacht, es hat mit der Hebelwirkung des Wassers und den unterschiedlichen Geschwindigkeiten am Umfang des Rades zu tun. Als naiver Außenstehender dachte ich immer Hochwasser würde die Schleifer eher erfreuen. Frei nach dem Motto: Mehr Wasser, mehr Energie. Pustekuchen! Der Rückstau kann sogar das Wasserrad zerstören.

1897/98

Streitigkeiten dieser Art waren auch nicht selten zwischen den Eigentümern des Hohlenpuhler Kottens und des nächst höher gelegenen, des Untenfriedrichstaler Kottens. Nach langen Verhandlungen und Beweisaufnahmen an Ort und Stelle in den Jahren 1897 und 1898 wurde schließlich folgendes vereinbart [Akten der Stadt Höhscheid]: "Da die Anbringung eines beweglichen Bretteraufsatzes seitens der Eigentümer des Hohlenpuhler Kottens auf alten Gerechtsamen beruht, so darf ein solcher Verwendung finden. Der Bretteraufsatz soll indes die Höhe von 10" nicht übersteigen, muß bei Hochwasser entfernt werden und darf nach dem 31. Oktober jeden Jahres nicht mehr bestehen." «

Abb. 8 - Zeichnung - Hohlenpuhler Kotten
Abb. 8 Hohlenpuhler Kotten

Soweit die Schilderungen von Franz Hendrichs.

Abbildung 8: Zu sehen ist der Blick auf den Hohlenpuhler Kotten. Im Hintergrund (v.l.) das damalige und auch noch heutige Ausflugsziel Wipperaue (Gaststätte mit dem obligatorischen Minigolfplatz. ), der Wipperkotten (Innen- und Außenkotten) und der damals noch vorhandene Schaafenkotten an der Mündung vom Weinsberger Bach.

Abb. 9 - Die Wupper von Wipperaue bis Friedrichstal
Abb. 9: Die Wupper von Wipperaue bis Friedrichstal

Vom Wipperkotten aus sind es wahrlich nur ein paar Minuten Fußmarsch bis zu dem Orte, der hier von Franz Hendrichs beschrieben wird. In den Sommermonaten wird der Wanderer kaum etwas von diesem geschichtsträchtigen Ort wahrnehmen. Die Natur in voller Blüte deckt die Wunden zu. Nur zwei Biotop-Schilder (die auch schon wieder eine andere Geschichte - NAG - symbolisieren) und eine scheinbar überflüssige Brücke markieren den ehemaligen Untergraben. Vom Obergraben kann man erst in den Wintermonaten etwas erahnen.

Den Standort des Künstlers für Abb. 8 suche ich immer noch. Ich habe zwar eine Vermutung, aber das Wetter spielt nicht mit. Die Wintermonate sind eher erfolgversprechend.

Tettis Homepage Seitenende nächste Seite

©2002-2004 MichaelTettinger, So. 06.01.2002, letzte Änderung: So. 23.05.2004
Tettis Homepage Seitenanfang nächste Seite