Balkhauser Kotten

Eines der Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten in Solingen: Schleifermuseum mit alter Wassermechanik
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Nachrichten

Der Schlossbauverein Burg an der Wupper und der Bergische Geschichtsverein geben gemeinsam eine Zeitschrift für das Bergische Land heraus, die sich Romerike Berge nennt. Im Heft 3, November 1990, wurde eine etwas längere Nachricht zum Thema Balkhauser Kotten veröffentlicht:

Der Balkhauser Kotten

»Um 1500 hat eine Schleiferfamilie aus der heutigen Ortschaft Balkhausen im Tal der Wupper einen kleinen Kotten errichtet. Der Standort wurde sehr gut ausgewählt. Sie nutzte das breite Talstück zwischen Balkhausen und Glüder an einer Stelle, wo die Wupper breit ist und so bei Hochwasser viel Platz zum abfließen hat. So ist der Balkhauser Kotten bis heute von Überflutung verschont geblieben. Der kleine Kotten war ein eingeschossiger Fachwerkbau mit Strohdach, bestand aus dem Mechanikraum und zwei Schleifstuben und war so ins Tal gestellt, daß man im Norden den schützenden Hang des Pfaffenbergs, und die Talöffnungen im Westen und Osten hatte. Dies sicherte auch ganztägig die Sonneneinstrahlung. Mit einem solch günstigen Standort entwickelte sich der Kotten zu einer großen Kottenanlage. Schon um 1612 kam ein zweites Gebäude dazu, der sogenannte Außenkotten, ein zweigeschossiger Bau, der 1953 dem Straßenbau Solingen nach Witzhelden weichen mußte. Der Innenkotten bekam 1830 einen zweigeschossigen Anbau, der heute den Hauptteil des Balkhauser Kottens bildet. Der eingeschossige kleine Kottenteil hatte bis 1920 sein eigenes Dach. Heute bietet uns die Verbindung der beiden Kottenteile durch das Schleppdach die weltbekannte typische Giebelwand des Balkhauser Kottens.

Mit zwei Schleifern hatte alles begonnen. Zu den Blütezeiten im 18. Jahrhundert war der Balkhauser Kotten mit 72 Schleifern und 1920 noch mit 56 Schleifern besetzt. Und Ende 1960 beinahe wieder mit 2 Schleifern. Heute ist es der Initiative von verschiedenen Förderern zu verdanken, daß der Kotten nach einer gründlichen Restaurierung erhalten blieb. Leider hat man die Wasseranlage nicht erhalten und so arbeiten die Schleifer bis heute mit elektrisch getriebenen Werkzeugen. Das am 14. April 1962 eröffnete Museum wurde 1969 durch Brandstiftung fast gänzlich vernichtet. Hier ist es besonders dem Solinger Architekten Wilhelm Klein zu verdanken, daß der Kotten wiederhergestellt und als Museum mit arbeitenden Schleifern am 4. November 1972 wiedereröffnet werden konnte. Das betreuende Kuratorium des Balkhauser Kottens mit seinem Vorsitzenden Klaus Weber stellte im 1. Obergeschoß eine Wohnung für einen "Wächter" (Custos) zur Verfügung. Seine Aufgabe ist es, im Hause zu wohnen, zu arbeiten und das Museum zu betreuen. Bis 1980 war dies der Bildhauer Egon Osländer mit seiner Familie. Seit 1980 hat diese Aufgabe der Designer H. P. Knoop mit seiner Familie übernommen. Das zweite Obergeschoß wurde als Atelier und Ausstellungsraum ausgebaut. Das Museum wurde neu konzipiert. Die Wassermechanik ist erneuert mit dem Ziel, den Besuchern bis 1991 wieder eine funktionierende Wassermechanik zu zeigen.

Wenn Sie das Schleifer-Handwerk-Museum im Balkhauser Kotten besuchen, erleben Sie alte Schleifstuben, sehen alte Werkzeuge, eine Wassermechanik, die Schleifer, wie sie heute arbeiten, und Sie erhalten zusätzliche Informationen durch Tafeln. Sie können außerdem im zweiten Obergeschoß das Atelier des Künstlers besuchen. Das Museum ist Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr und am Wochenende von 10 - 17 Uhr geöffnet.

Den Schleifern kann man wochentags von 9 - 17 Uhr bei der Arbeit zu sehen.

Die Kottenstube, das Atelier des Künstlers, können Sie am Wochenende von 11 - 16 Uhr und nach Vereinbarung besuchen.

Heinz Peter Knoop«

(Bild) Balkhauser Kotten um 1900

(Bild) Balkhauser Kotten 1989

Soweit das Zitat aus "Romerike Berge". Auch wenn Berg ruhmreich war, die Märchenstunde des Autors ist es mit Sicherheit nicht. (Der Setzer/Layouter hat die beiden Bilder im Originalbeitrag vertauscht.) In der Tat war Ernst Egon Oslender (man beachte die Schreibweise) vor Heinz Peter Knoop (der sich selber Otter nennt) Wächter und Künstler im Balkhauser Kotten. Die Spuren seines Wirkens sind auch heute noch in der Stadt Solingen wahrnehmbar. Wer kennt diesen polierten Rutsch-Stein im Bereich der Fußgängerzone in der Hauptstraße, dort wo das Breidbacher Tor auf die Rostertreppe trifft, nicht? Aufgestellt wurde der aus Schleswig-Holstein stammende Findling am 19. April 1974 aus Anlass der 600-Jahrfeier der Solinger Stadtrechte.

Märchenstunde! Haben Sie eine Idee, was ich meine? Werfen Sie einmal einen Blick auf eine Karte: nördlich der Pfaffenberg, Talöffnung im Osten? Irgendwie muss im 16. Jahrhundert der Kompass eine andere Nordung gehabt haben.

1612 ein zweigeschossiges Gebäude? Zuerst wurde der Innenkotten errichtet? Ich stelle einmal folgende Fragen in den Raum: Wie haben die Schleifer die Arbeitsplätze im zweiten Stock angetrieben? Baut man den ersten Kotten auf der "Insel" oder auf dem "Festland"?
Um 1500 hat eine Schleiferfamilie .. mit zwei Schleifern hatte alles begonnen .. breites Talstück ..

Foto
Bildquelle: Stadtarchiv Solingen

"Vor Überflutungen verschont blieb der Balkhauser Kotten" ...

Dieser freundliche Zeitgenosse möchte den Blick des Betrachters auf eine interessante Markierung richten:: Er zeigt uns die Marke, bis zu der die Wupper manchmal (angeblich) ihr Ruhebett beansprucht.


©2003-2004 Michael Tettinger
Di. 04.02.2003 - So. 11.07.2004
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