4.11.1972 - WiedereröffnungZum Thema Wiedereröffnung habe ich etwas im Solinger Stadtarchiv gefunden: Solinger Tageblatt, Montag, 6. November 1972: »
Balkhauser Kotten wiedereröffnet Selten hatte Karl Melchior so viele Zuschauer, als er die Klinge an den Schleifstein setzte, wie am Samstagvormittag. Für ihn, den alten Schlieper, der seit 44 Jahren im Balkhauser Kotten arbeitet, und seine beiden Kollegen war es ein Tag wie viele andere, sieht man einmal von den staunenden Zaungästen ab. Für die anderen war es ein "Festtag bergischer Tradition", an dem das Baudenkmal und Schleifermuseum, 1969 durch einen Brand vernichtet, nach liebevoller Restaurierung erneut die Türen öffnete. Schon einmal, vor zehn Jahren, hatte man in einer Feierstunde die - so der Vorsitzende des Kuratoriums zur Pflege Solinger Baudenkmäler Klaus Weber - "Geburtsstätte unserer heimischen Industrie" der Öffentlichkeit übergeben. Doch der Brand von der Nacht zum 12. Dezember 1969 zerstörte das Werk in wenigen Stunden - einen der ältesten Solinger Schleifkotten, zu dessen Bau die Grafen von Berg 1504 die Konzession erteilt hatten. Wie schon mehrfach festgestellt, die örtliche Presse hat Probleme mit Daten und Fakten: Der Brand, dem der Balkhauser Kotten zum Opfer fiel, ereignete sich in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1969. Wer es nicht glaubt, der sollte ins Solinger Tageblatt vom 11.12.1969 schauen. Wo befindet sich diese Urkunde von 1504? "Mit der Niederlegung hätte die Landschaft ihren Reiz verloren", meinte Klaus Weber, und viele waren mit ihm vor drei Jahren derselben Ansicht. Gegen Widerstände im Stadtrat gelang es schließlich, den Balkhauser Kotten wieder erstehen zu lassen: "Wir wollen hoffen, daß die, die damals nicht zustimmten, durch die Tat überzeugt sein werden." So waren denn Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens angetreten, um Augenzeuge der feierlichen Schlüsselübergabe zu sein. Der Schlüssel, kein monströses Exemplar, das dem Haus angepaßt wäre, sondern nur ein kleiner vergoldeter Sicherheitsschlüssel, wanderte durch viele Hände. Architekt Manfred Müller übergab ihn Bürgermeister Werner Helbig, der mit den Worten "der Schlüssel ist klein, aber die Freude ist groß" den stadtoffiziellen Einweihungssegen gab und ihn an Klaus Weber als Repräsentant des Kuratoriums weiterreichte. Die letzte Schlüsselübergabe fand leider fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt: Ohne weitere Worte drückte Weber ihn dem wirklichen Hausherrn in die Hand, Ernst Egon Oslender, seines Zeichens Bildhauer, der Mieter des Balkhauser Kottens ist. Warum würdigte man ihn, der mit seiner Arbeit dafür sorgen soll, daß das Denkmal nicht allzu staubig-museal wird, keines Wortes? Dem "Kotten te Balkes" hatten die Hangkeschmedden ein eigenes Mundartgedicht gewidmet. Kurt Müller trug es vor. Schmunzeln entlockte Mundartautor Karl Ernst mit seinen Zeilen über die Solinger Tradition den Ehrengästen, zünftig gekleidet in nagelneuer Schlieper-Montur, ein Geschenk des Zöppkesmarkt-Initiators Karl-Ernst Evertz.
Während die Wupperhofer unter der Leitung von Dirigent Hansen sangen und
die Blasmusiker der Freiwilligen Feuerwehr zu den Taktstockbewegungen
Dieter Herzbergs ein Ständchen gaben, mischen sich Marietta und Martina,
zwei hübsche Teenager in der Tracht der "Lewerfrauen", unters
Premierenvolk,
um die kleine Schrift über den Balkhauser Kotten
- Autor
Heinz Rosenthal - und Postkarten mit der Kottenansicht an den Mann zu
bringen: Der Reinerlös geht dem Kuratorium zu. Würstchen, Bier und Kottenkorn
verkauften Rotkreuzler unter der Anführung von DRK-Geschäftsführer
Jacobi, um ebenfalls den Gewinn für den weiteren Ausbau des Kottens zur
Verfügung zu stellen. Dieses Geld, genau wie jede weitere Spende, sind
dem Kuratorium willkommen, denn die Unterhaltung des Kottens wird in den
nächsten Jahren noch manche Mark kosten. Soweit die örtliche Berichterstattung zur Wiedereröffnung.
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