Frisch aus der Tagespresse, Solinger Tageblatt vom 17. November 2005:
Die Liebe hielt nur einen Sommer. Die Euphorie ist der Verbitterung gewichen. Der November der Gefühle ist angebrochen. Die Trennung ist unvermeidbar. Was bleibt, sind Wunden, Zorn und Vorwürfe. Egal, ob der Betrachter die Gründe für den Bruch nun vorrangig auf der einen oder auf der anderen Seite sucht: Er findet ein großes Missverständnis. Und er sieht einen Balkhauser Kotten, der in wenigen Monaten wieder leer stehen wird.
Spätestens zum 1. Juni nächsten Jahres wird die Familie Mosbacher aus
dem Denkmal an der Wupper verschwunden sein. Das ist definitiv
, sagt
Sabine Mosbacher (45). Das Verhältnis zum Kuratorium, das die
Stiftungsgelder für den Kotten verwaltet, ist zerrüttet. Dessen
Mitglieder treffen sich heute, um zu beraten, wie es am Balkhauser Weg
weitergehen soll. Das hat sich unerfreulich entwickelt
, sagt der
Vorsitzende Curt Meis. Ich bin tief enttäuscht.
Selten habe er sich so
in Menschen geirrt.
Gut ein Jahr hatte die Stiftung gesucht, um Nachfolger für die
Familie Knoop zu finden, die über 20 Jahre den Kotten bewohnte, der auch
als Museum dient. Mit großem Enthusiasmus zogen die Mosbachers im April
mit ihren drei Kindern aus dem Kreis Mettmann in die Solinger
Wupper-Idylle - um dann unsanft aus ihren Träumen gerissen zu werden.
Die Bedingungen und Verbote, die an ein Leben im Kotten geknüpft sind,
seien für eine Familie unzumutbar. Sabine Mosbacher: Unsere Kinder
dürfen draußen nicht spielen, weil das Haus im Naturschutzgebiet liegt,
die Sprossenfenster dürfen wir aus optischen Gründen nicht einfach
öffnen, ein Basketballkorb am Haus ist verboten.
Genauso wie eine
Satellitenschüssel für den Fernsehanschluss oder der Bau einer grünen
Hütte für Fahrräder. Die sollen wir in die erste Etage schleppen.
Das
sei so alles nicht besprochen worden. Auch im Vertrag stehe nichts.
Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das nicht gemacht.
Wenn er das alles hört, wähnt sich Curt Meis im falschen Film. Wo
eben möglich, sei er auf die Familie zugegangen. Angefangen von den
Renovierungswünschen bis zur Überlassung von zusätzlichen Räumen. Auch
bei den Kindern und ihrem Drang nach Freiluftaktivitäten habe er mehrere
Augen zugedrückt. Das betreffe das Bad im Fluss ebenso wie das
Trampolin, das die Mosbachers zwischenzeitlich aufstellten. Aber er sagt
auch: Die Familie wusste, dass sie in ein Museum einzieht, dass es ein
denkmalgeschütztes Gebäude ist und dass dort seit Jahrzehnten
Vorschriften gelten, die zu beachten sind.
Innen wie außen. Er könne
ebenso anführen, dass sich die Mosbachers nicht an die Verabredungen
gehalten, ihre Pflichten nicht erfüllt hätten. Um den Kotten herum habe
es mitunter wüst ausgesehen. Was denken da Besucher?
Inzwischen verkehren beide Parteien nur noch über ihre Anwälte. Wir
haben vieles in Kauf genommen
, sagt Sabine Mosbacher. Aber jetzt hofft
sie, vor dem Sommer ausziehen zu können. Wir müssen schauen, ob wir
beim nächsten Mieter ein anderen Verfahren wählen
, sagt Curt Meis. Auf
neuen Ärger dieser Art kann er verzichten.
Manchmal erfährt man Dinge schneller durch die Zeitung, als auf dem ... Solinger Tageblatt vom 18. November 2005:
(kra) Damit ist das Ende der Liaison besiegelt. Das Kuratorium der Denkmalstiftung Balkhauser Kotten legt der Hausmeister-Familie Mosbacher keine Steine in den Weg. Wie gewünscht kann sie zum Juni ausziehen. Das beschloss das Gremium gestern. In den letzten Monaten war es zum Zerwürfnis gekommen.
In einer anderen Totebaumausgabe (Das Solinger Wochenblatt zum Sonntag) konnte ich am Samstag, den 19. November 2005 folgendes lesen:
Im April zog Familie Mosbacher in den Balkhauser Kotten ein, als Nachfolger der Knoops, die hier 20 Jahre künstlerisch tätig waren und das Museum leiteten.
Jetzt zeigte sich, dass die Wünsche und Bedürfnisse einer Familie anders gelagert sind, als die des Kuratoriums Balkhauser Kotten, das sich um die Geschicke des über 500 Jahre alten Denkmals kümmert. Zuletzt verkehrte man nur noch über Anwälte. Mal ging es um ein Trampolin für die Kinder der Mosbachers, mal um den TV-Empfang per Satelitt oder einen Basketballkorb am Gebäude selbst. Alles nicht passend für ein Museum, meinte das Kuratorium. Jetzt geht nichts mehr. Das Kuratorium kommt dem Wunsch der Mosbachers nach und lässt sie zum 1. Juni 2006 ausziehen.
Liebe Redaktion, wer von einem Denkmal redet, welches angeblich mehr als 500 Jahre alt ist, der sollte vielleicht noch einmal über den restlichen Text nachdenken. Der Fachwerkbau, so wie er heute dort unten im Tal der Wupper vorzufinden ist, wurde 1972 der Öffentlichkeit nach dem Brand 1969 präsentiert.
Der
Basketballkorb war zu keiner Zeit am Gebäude montiert. Wer das Trampolin nennt, den
möchte ich an einen bekannten Witz erinnern. Ordnungsmacht, ich möchte eine
pornografische Darstellung melden, die sich vor meinem Fenster abspielt.
Die anrückende Polizei konnte nichts entdecken. Erklärenderweise gab es folgenden Hinweis: Dann klettern Sie bitte einmal auf meinen Kleiderschrank.
Eine Frage hätte ich noch: Wie verkehrt man über Rechtsanwälte?
Wer berichtet über ein undichtes Dach?
Frisch aus der Tagespresse, Solinger Tageblatt vom 23. November 2005:
(kra) Nachdem die Familie Mosbacher angekündigt hat, aus dem Balkhauser Kotten auszuziehen (ST berichtete), sucht die Denkmalstiftung Nachfolger. Das Kuratorium ist daran interessiert, möglichst schnell neue Mieter für das Museum zu verpflichten, damit der Kotten in der nächsten Saison wieder besetzt ist. Mosbachers werden sich spätestens im Juni verabschieden. Wer sich vorstellen kann, sein Zuhause zum Balkhauser Weg zu verlegen oder Kandidaten dafür kennt, kann sich an den Vorsitzenden des Kuratoriums der Denkmalstiftung, Curt Meis, wenden (Postfach 100560, 42605 Solingen).
Wer also in den kommenden Tagen einen Kotten herumirren sieht, der laut um Besetzer bettelt, der weiß jetzt, um wenn es sich handelt. Bin gespannt, wer sich in die Pflicht nehmen lässt.
Frisch aus der Tagespresse, Solinger Tageblatt vom 2. Dezember 2005:
(bro) Nach der Kündigung der Familie Mosbacher ist das Kuratorium des Balkhauser Kottens auf der Suche nach einem neuen Mieter, der sich um Kotten und Museum kümmern kann. Auf der Sitzung der Bezirksvertretung Burg/Höhscheid teilte Kuratoriumsvorsitzender Curt Meis mit, dass inzwischen eine Handvoll Bewerbungen eingegangen sei, die als ernsthaft und kompetent einzuschätzen seien. Der Balkhauser Kotten wird bis Beendigung der Baumassnahmen weiter geschlossen bleiben.
Frisch aus der Tagespresse, Solinger Tageblatt vom 3. Dezember 2005:
(bro) Die Brücke über den Graben zum Balkhauser Kotten ist nicht verkehrssicher. Der Vermögensbetrieb der Stadt wird als Eigentümer in der ersten Jahreshälfte 2006 den Neubau in Abstimmung mit der Denkmalbehörde einrichten.
Vor der Bezirksvertretung Burg/Höhscheid erläuterte Kulturamsleiter Hans Knopper die Probleme, die im Augenblick zu bewältigen seien. Über eine Behelfsbrücke für die Zeit des Brückenbaues werde man mit dem Technischen Hilfswerk sprechen. Eine Sanierung würde genauso viel kosten (rund 40 000 Euro). Das durch Trockenlegung beschädigte Wasserrad muss auch noch repariert werden.
Mit würden da noch einige Schäden einfallen, die in diesem Artikel nicht genannt werden. Spontan fällt mir der Obergraben, das Gewaltschütz und der Wehransatz ein.