Zeitungsbericht mit Foto am Samstag, 28. Mai 2005 in der Solinger Morgenpost:
Im Balkhauser Kotten ist wieder Leben eingekehrt. Darauf deuten schon
der Basketballkorb in der Nähe des Museumseingangs hin. Familie Mosbacher,
die künftig die Besucher betreut, ist eingezogen. Es ist toll
hier
, schwärmt Sabine Mosbacher. Vor allem für die Kinder.
Sayra (10) kurvt mit ihrem Fahrrad über den Hof. Ihre gleichaltrige
Schwester Cosima liest im Schatten eines Baumes einen Comic. Sie liebt
es, auf der Wiese vor dem Haus zu spielen. Und dass man hier laut
sein darf.
Das konnten die Geschwister in ihrem früheren Heim
nämlich nicht immer. Unter uns hatten ältere Herrschaften
gewohnt
, erzählt Fabio (13). Da durften wir in der Wohnung nicht
so rumtrampeln.
Im Balkhauser Kotten gibt es keine weiteren Mieter. Lediglich ein
Schleifer kommt ein Mal die Woche für ein paar Stunden, um in der Nähe
des noch still stehenden Wasserrades seine Arbeit zu verrichten. Das
Museum selbst ist hingegen geschlossen. Besucher können sich nur auf die
Bänke unter der Linde oder vor dem Haus setzen. Ein Schild am Eingang
macht darauf aufmerksam, dass Renovierungsarbeiten im Gange sind.
Wann es weiter geht, wissen wir nicht
, sage Sabine Mosbacher
(44). Der städtische Vermögensbetrieb wartet auf die Analyse eines
Instituts wegen des Hausschwammes.
Denn der hat drei Wände des Kottens befallen, darunter die Außenwand
zum Obergraben Untergraben. Ursprünglich hatte es geheißen,
der Borkenkäfer treibe dort sein Unwesen. Der VBS lässt sich sehr
viel Zeit, um sich und uns Klarheit zu verschaffen. Wir gehen aber davon
aus, dass die Außenwand und die gesamte Technik ausgetauscht werden
müssen
, erklärt Curt Meis, Vorsitzender des Kuratoriums zur Pflege
Solinger Baudenkmäler. Das dürfte zwei bis drei Monate dauern.
Außerdem gibt es noch keine Planungen für die Brücke, die erneuert
werden muss.
Auch ein anderer Raum im Erdgeschoss muss renoviert werden. Dann kann
Ernst-Thomas Mosbacher sein Labor von Ratingen nach Balkhausen verlegen.
Die Wohnung der Kustoden ist ebenfalls noch nicht fertig. Weil jede
Arbeit einzeln ausgeschrieben wird, kommen ständig andere
Handwerker
, berichtet der 52-jährige Zahntechniker. Viele Köche
verderben aber den Brei.
So mussten die Fensterbänke zwei Mal
gemacht werden, die neuen Fliesen im komplett sanierten Bad werden
wieder herausgerissen, weil sie sich lösen. Das ist alles nur Murks,
hat aber sehr viel Geld gekostet
, schimpft er. Schon der Einzug am
1. April stand unter keinem guten Stern. Wir hatten weder Heizung
noch warmes Wasser. Am Frühstückstisch saßen wir eingemummelt, weil es
gefroren hatte.
Doch die Laune wollen sich die Mosbachers nicht verderben lassen.
Es ist toll, in der Wupper zu schwimmen
, sagt Fabio und ist dabei
einer Meinung mit Hund Gina, die sich begeistert ins Wasser stürzt.
Zeitnah meldet sich der Vermögensbetrieb der Stadt Solingen (VBS) zu Wort. Solinger Morgenpost, 31. Mai 2005:
(sug) Der Balkhauser Kotten könnte schon seit dem 4. April wieder
eingeschränkt besichtigt werden, teilt Manuela Buss vom städtischen Vermögensbetrieb
(VBS) mit. Die Innenwände, die der gescheckte Nagelkäfer befallen hatte,
seien bereits komplett ausgetauscht. Nun warte man täglich auf das
Gutachten zum Hausschwamm in der Außenwand. Die momentan geschätzten
Kosten für die Erneuerung der Außenmauer liegen bei etwa 30 000
Euro
, berichtet die VBS-Mitarbeiterin. Während der Bauarbeiten würde
eine Plane gespannt, so dass der Museumsbetrieb aufrecht erhalten werden
könne. Für den Neubau der einsturzgefährdeten Brücke liegt seit
letzter Woche ein Angebot über 40 000 Euro vor
, berichtet Buss.
Der Entwurf muss jedoch noch mit der Denkmalbehörde abgestimmt
werden.
Beide Maßnahmen sollen laut VBS zeitnah umgesetzt werden.
Nagelkäfer? Das Trockenholzinsekt schimpft sich gescheckter Nagekäfer (Xestobium rufovillosum, "Totenuhr"). Angeblich greift dieser Käfer nur Laubhölzer an, besonders Eiche, die bereits von Pilzen befallen sind.
Nach einiger Zeit der Ruhe im Blätterwald - die Zeckenstory um den gemeinen Holzbock, Borreliose und FSME lasse ich unter den Tisch fallen - meldet sich ein emsiger Redakteur zu Worte, der für 'uns' aktiv in Solingen ist; Wochenpost, 14. Juni 2005 - Friedhelm Funk in seiner Kolumne Das fiel mir auf:
Das sieht nach Riesenschlamperei und Profitgier aus. Vermutlich ohne
Folgen für die Verantwortlichen. Nach dem Brand im Balkhauser Kotten,
Ende der 60-er Jahre,
wurden die zerstörten Balken mit minderwertigem Holz ersetzt. Jetzt
müssen die gleichen Balken nach weniger als 40 Jahren wieder raus. Total
marode, lautet das Urteil der Experten.
Wer, wie, wo, was, ich verstehe nur Bahnhof! Wer könnte verantwortlich sein? Mal ehrlich! Wer weiß heute noch, welche Balken nach dem Brand ersetzt wurden? OK, es gibt da jemanden, der weiß es tatsächlich. Diese Person wurde aber mit Sicherheit nicht befragt.