Balkhauser Kotten

Morbides Wasserrad mit anhängendem Schleifermuseum
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24. März 2005 - 'Ein Fass ohne Boden'

Solinger Morgenpost mit einem umfangreichen Bericht:

Zeitungsausschnitt

"Ein Fass ohne Boden"

Familie Mosbacher zieht zum 1. April in den Balkhauser Kotten ein. Dort wird auch dann noch intensiv gearbeitet. Das Bad soll zumindest zehn Tage später fertig sein. Anschließend muss noch der Borkenkäfer gebannt werden.

Von Susanne Genath

Am Balkhauser Kotten ist die Außenmauer zum Obergraben teilweise eingerüstet. Über die Ostertage werden Besucher das historische Bauwerk nicht besichtigen können, ebenso wenig die folgenden Wochen und Monate. Ich rechne nicht vor Juni damit, dass wir den Kotten eröffenen können, sagt Sabine Mosbacher. Da müssen noch etliche Bauarbeiten durchgeführt werden. zusammen mit ihrem Mann Ernst-Thomas wird sie das Fachwerkhaus künftig als Kustodin betreuen. Der Umzug mit den drei Kindern ist zum 1. April geplant. Grund für die langwierigen Renovierungsarbeiten:

"Wir warten auf die Rückmeldung vom Gutachter, ob wir die ganze Wand erneuern müssen"

Der Balkhauser Kotten ist ein Fass ohne Boden, erklärt Manuela Buss. Sie betreut beim städtischen Vermögensbetrieb Solingen (VBS) das Gebäude am Balkhauser Weg. Wir hatten im Dezember vor der Schleiferei den Borkenkäfer entdeckt und waren davon ausgegangen, dass wir einen Balken im Innenbereich ersetzen müssen, berichtet sie. Dann waren aber zwei Wände davon betroffen, und wir mussten erst mit dem Denkmalschutz abklären, wie was ersetzt werden kann.

Anschließend habe sich herausgestellt, dass auch eine Außenwand, nämlich die zum Obergraben, vom Borkenkäfer befallen sei. Jetzt warten wir auf die Rückmeldung vom Gutachter, ob wir die ganze Wand erneuern müssen oder nur den unteren Bereich.

10000 bis 15000 Euro habe die Stadt dafür veranschlagt, für die Sanierung im Innenbereich 8000 Euro. Während der Arbeiten habe sich darüber hinaus ein Abflussrohr als marode erwiesen und müsse ausgetauscht werden. Außerdem modernisieren wir für die Kustoden für etwa 11000 Euro das Bad. Ansonsten ist die Wohnung in Ordnung. Bis zum 10. April soll das Bad fertig sein. Familie Mosbacher zieht allerding schon zum 1. April ein. Dann soll zumindest die Küche soweit sein, dass wir uns im Waschbecken waschen können, berichtet Sabine Mosbacher. Im Museum können wir auf Toilette gehen, zum Duschen müssen wir woanders hinfahren.

Die Nerven der zukünftigen Kustodin liegen blank. Das hat alles unheimlich lange gedauert, sagt die ausgebildete Zahnarzthelferin, deren Mann ein Zahntechniker-Labor betreibt. Eigentlich hatten wir schon im Februar einziehen wollen.

Die Kinder seien damals in hiesigen Schulen angemeldet worden, mussten dann aber noch bis zu den Osterferien weiterhin in Mettmann dem Unterricht folgen. Immerhin soll nächste Woche der Arbeitsvertrag mit dem Kuratorium zur Pflege Solinger Baudenkmäler unterschrieben werden, teilte Vorsitzender Curt Meis mit.

Die schlechten Nachrichten haben aber kein Ende: Jetzt haben sie festgestellt, dass die Brücke baufällig ist und erneuert werden muss, sagt Sabine Mosbacher. Sie gibt sich jedoch kämpferisch: Ich lasse mich nicht unterkriegen. Auf die Eröffnung des Kotten freue ich mich.

Info

Balkhauser Kotten

(sug) 501 Jahre alt ist der Balkhauser Kotten mittlerweile. 1968 1969 war er durch einen Brand zu 60 Prozent zerstört worden. Wer dort als Kustos wohnt und arbeitet, muss das Schleifer-Handwerk-Museum täglich außer montags öffnen und etwas von der alten Solinger Tradition verstehen. Die Stadt ist Eigentümerin des Fachwerkbaus, überlässt ihn jedoch mietfrei dem Kuratorium zur Pflege Solinger Baudenkmäler. 23 Jahre lang hatten Heinz-Peter und Anneli Knoop sich um den Kotten gekümmert.

Unter dem Foto zum Artikel, welches das eingerüstete Wasserrad zeigt, steht: »Im Balkhauser Kotten gefällt es offenbar auch dem Borkenkäfer. Er hat gleich zwei Innenwände und eine Außenwand befallen.«

Der Teil des Grabens, in dem das Wasserrad und große Teile des Gerüstes stehen, nennt sich Untergraben.

Eine Frage an die Fachleute? Was macht der Borkenkäfer in einem angeblich 501 Jahre alten Fachwerk. Ich dachte bisher immer, dass der Borkenkäfer gerne frisches, lebendiges Holz zu sich nimmt und daher, wie sein Name schon sagt, unter der Borke (Rinde) lebt. Vermutlich mag nicht der Borkenkäfer den Balkhauser Kotten, sondern der Gemeine Holzwurm oder der Hausbock.

Larven Gescheckter Nagekäfer

Nachtrag: Es gibt noch weitere Trockenholzinsekten, die lufttrockene Bau- und Werkhölzer befallen und über mehrere Generationen hinweg in demselben Holz bis zu dessen vollständiger Zerstörung tätig bleiben. Beispielsweise der Gescheckte Nagekäfer ("Totenuhr", Xestobium rufovillosum), der pilzbefallenes Holz scheinbar zur Aufzucht seiner Larven bevorzugt.

[Bisher liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor, ob tatsächlich dieser Käfer dem Gebälk des Kottens zusetzt. Die Fachleute - auch Gutachter genannt - brüten angeblich noch über der einwandfreien Bestimmung. / Mi. 27.04.2005 \ Was mögen die 'Schlechtachter' derzeit veranstalten?]

das Foto zeigt die baufällige Ziegelsteinbrücke über den Untergraben am Balkhauser Kotten
Brücke über den Untergraben am 9. Januar 2005

©2005 Michael Tettinger
Do. 24.03.2005 - Mi. 27.04.2005
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