Schleifkotten an der Wupper - Untenfriedrichstaler Kotten | |||||
Blick von der WupperseiteSpontan kommt mir ein Gedanke. Vorne hui .............. hinten .... Möchte diesen aber nicht weiter ausführen. Ich kenne die Details nicht. Gibt es möglicherweise Auflagen von der Denkmalschützbehörde? Im Moment sollen die Bilder für eigenen Gedanken ausreichen. Gedanken, Nachdenken, das Hirn benötigt Futter: Ausflug in die Vergangenheit... Franz Hendrichs (1922) berichtet von einer erhaltenen Urkunde, mit der Georg(en) Ernen und seinem Sohn (Georg Wilhelm Ern?) am 12. August 1747 die Bauerlaubnis für einen Schleifkotten erteilt wurde:
Bauerlaubnis! Wie mag damals die Reihenfolge gewesen sein? Bau und anschließende Genehmigung, oder Erlaubnis und anschließender Bau? Kurz nach der Errichtung des Schleifkottens gab es mächtig Ärger mit dem Inhaber der Fischerei-Rechte. Hans Rosenthal schreibt darüber in Solingen, Geschichte einer Stadt, Band II - Der Schleifertumult in Untenfriedrichstal. Ebenfalls in einer noch vorhandenen Urkunde wird der Teilverkauf des Kottens am 28. August 1756 festgehalten. Georg Wilhelm Ern und seine Haussfrau Mariea Catharinna Broch verkauften damals ihren halben Schleifkotten an Johan Petter Ern und Anna Christina Beckers für 336 Taler.
Viel Raum für Spekulationen - Die Verkaufsurkunde deutet einen beschädigten Kotten an. Der Verkäufer soll nicht nur das Material für das Gewaltschütz liefern, sondern dieses auch wieder errichten. Möglicherweise haben die Abgesandten von Schloss Nesselrath mehr als nur die Schlacht zerstört. Wie gesagt: Alles nur Vermutungen! Mich würde sehr interessieren, wer dieser Johan Petter Ern war. Folgende Urkunde könnte auch zu dem Beitrag Fischereistreit passen.
Soweit die alten Urkunden. Was finde ich sonst noch?
Untenfriedrichstaler Kotten Stauwehr? Heute nicht mehr vorhanden, nur noch Reste sind in der Landschaft erkennbar. Demnächst mehr, ich habe ein paar Aufnahmen zu diesem Thema.
1941: Schaden am Wasserrad
"Im Unten-Friedrichstaler-Kotten löste sich am 13. Februar 1941 der dicke Nocken. Da dort nur noch vier Mieter arbeiteten, wurde die Reparatur nicht mehr ausgeführt, und seit dieser Zeit steht dieser Kotten still.... "
Ein aufschlußreicher Artikel, der sich nicht nur mit dem
Untenfriedrichstaler Kotten auseinander setzt. Der Titel lautet:
Jetzt sind wir etwas schlauer: Der Dicke Nocken war schuld... Stadtanzeiger zum Solinger Tageblatt vom 14. Februar 1941:
Das Wasserrad im Unten-Friedrichstaler Kotten dreht sich nicht
mehr. Nix dicker Nocken. Dachte zuerst an das Hammerwerk, aber dieses soll schon vorher nicht mehr existiert haben. Der Autor meinte bestimmt die "dicke" Wasserradachse oder an deren Nabe. Interessant ist auch der Hinweis auf die Turbine. Vielleicht finde ich zu diesem Thema auch noch etwas. Habe ich: Auch wenn es 1941 so aussah, als ob der Untenfriedrichstaler Kotten auf die Wasserkraft der Wupper verzichten müßte und Ende 1941 ein Abgesang im Solinger Tageblatt zu lesen war, es kam anders als der Autor oder die Autoren dachten.
Am 27. November 1950 erschien im Solinger Tageblatt ein Artikel mit der
Überschrift: Unten-Friedrichstaler Kotten bleibt erhalten Rund 200 Jahre sind vergangen, als sich Georg Ern aus Friedrichstal entschloß, in Friedrichsaue einen Schleifkotten zu bauen. Generationen von Wupperschleifern hatten in diesem Kotten ihre Arbeitsstätte. Gute und schlechte Zeiten erlebten die Schleifer in diesem Kotten. Ja, in allzu schlechten Zeiten drehte sich monatelang kein Rad, so daß hohes Gras vor dem Eingang wuchs. Aber auf den Regen folgte wieder Sonnenschein und zudem wußten sich die alten Wupperschleifer auch über die schlechten Zeiten hinweg zu helfen. Jagd und Fischerei waren in jenen Zeiten noch Allgemeingut der Wupperschleifer, so daß auch in schlechten Zeiten das Fleisch auf dem Mittagstisch nur selten fehlte. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts schaltete sich die Familie Melchior als Miteigentümerin des Kottens ein und erweiterte im Laufe der Zeit ihre Besitzrechte ganz erheblich. Ursprünglich Schwertschleifer, stellten sie sich allmählich auf Messerfabrikation ein und beschäftigten eine große Anzahl Arbeiter. Als der Kotten um die Mitte des vorigen Jahrhunderts abbrannte, ließen sie denselben im heutgen Stile wieder neu aufbauen. Vor allem ließen sie große Arbeitsräume herstellen, denn während früher in den Kotten Arbeitsräume von 4 bis 6 Arbeitsstellen waren, hatten die Stuben im Unten-Friedrichstaler Kotten jetzt solche von 12 Arbeitsstellen (Großraumbüro). Hierdurch hatten sie immer mit weniger Aufsehern ihre Arbeiter unter Kontrolle. Sie waren somit wohl die ersten, welche die Solinger Stahlwaren in Teilarbeit herstellen wollten. Neben der Schleiferei richteten sie auch eine Reiderei ein und Anfang der 60er Jahre erbauten sie auf der linken Seite des Wasserrades (Innenkotten) eine Schlägerei. Im Jahre 1862 erbauten sie in unmittelbarer Umgebung eine Brücke, um einen bequemen Anmarsch zum Kotten zu haben. Aber leider war dies alles nicht von Bestand. Das Hammerwerk verfiel und als am 23. November 1890 das gewaltige Hochwasser unseres Heimatflusses eintrat, wurde die Brücke teilweise fortgerissen. In dieses gewaltige Hochwasser trat sehr starker Frost ein, so daß die Wupper in einigen Tagen vollständig zugefroren war. Dieser Frost währte bis Ende Januar und als dann Tauwetter eintrat, hatten wir den letzten Eisgang unseres Heimatflusses zu verzeichnen. Von diesem Eisgang wurde der Unten-Friedrichstaler Kotten schwer getroffen. Das ganze Hammerwerk, einschließlich der schweren Walze, wurde von den Eisschollen weggefegt. Die Trümmer stauten sich vor der Brücke und rissen den letzten Rest mit sich fort. Uebrig blieben nur die beiden Brückenköpfe, doch während eines schweren Gewitters im Jahre 1936 stürzte der über den Abflußgraben führende Brückenkopf zur Hälfte ein, so daß der Betrieb teilweise lahm gelegt wurde. Das Wasser hatte keinen geregelten Abfluß mehr und konnte nicht mehr die benötigte Kraft aufbringen, um den Betrieb die benötigte Antriebskraft zu geben. Ein Mieter nach dem anderen verließ seine Arbeitsstätte und als im Februar 1941 das Wasserrad auf Grund geriet, mußte der Betrieb eingestellt werden. Eine Reparatur lohnte sich nicht mehr und so war der Unter-Friedrichstaler Kotten einer der ersten, welche den Betrieb einstellte. Nun ging der Verfall mit Riesenschritten vorwärts. Zu- und Abflußgraben waren schnell verschlammt und zeitweise dachten die Eigentümer daran, das Gebäude niederzulegen. Nunmehr ist der Kotten durch Kauf in neue Hände übergegangen. Umfassende Instandsetzungsarbeiten sind bereits aufgenommen worden. Das alte Wasserrad wird verschwinden und statt dessen sollen Turbinen eingebaut werden. Dem Vernehmen nach soll hier eine große galvanische Anstalt mit Prägerei und allem drum und dran eingerichtet werden. Jedenfalls ist durch diese Anlage der Bestand des alten Wupperkottens wieder auf Jahrzehnte hinaus gesichert und wird als Wahrzeichen der alten Wupperschleifer noch jahrelang fortbestehen. Die Stadt, Nr.622, 7.5.1957 [20020306-042] (Amtsblatt der Stadt Solingen - heutige Ausgaben sind als PDF-Dateien online verfügbar und bieten interessante Einblicke in das Wirken unserer Lokalpolitiker.)
Antrag auf Verleihung eines Wasserrechtes »Das Wasser der Wupper zwischen den linksseitigen Flurstücken 8 und 9, Flur 6, der Gemarkung Leichlingen und den rechtsseitigen Flurstücken 139 und 151, Flur 38 der Gemarkung Höhscheid, unter Erhöhung des bisherigen Stauzieles von +67,452 m NN auf +68,00 m NN, mittels des vorhandenen, zu erhöhenden festen Wehres zu stauen und auf der Gemarkung Höhscheid durch den vorhandenen Obergraben, Flurstück 151 der Flur 38, in einer Menge bis zu 8,65 m3/sec rechtsseitig abzuleiten, auf dem »Untenfriedrichstaler Kotten« benannten Betriebsgrundstück, Flur 113 der Flur 40, zum Antrieb einer vorhandenen Wasserkraftturbine zu gebrauchen und auf dem gleichen Flurstück durch den vorhandenen Untergraben bei Flurstück 114 der Flur 40, in die Wupper wieder einzuleiten, sowie überschüssiges Wasser durch den auf Flurstück 151 der Flur 38 liegenden Freifluter aus dem Obergraben in die Wupper einzuleiten.« ............... Ob hier jemand Einspruch erhoben hat, kann ich im Moment noch nicht berichten. Interessant sind für mich die technischen Angaben bzw. die Fakten: Es gibt 1957 noch einen Unter- und Obergraben, das Stauwehr und eine Turbine versorgt den Kotten mit Strom. Der Eigentümer ist die Firma Werner Meis. Wer könnte hier Einwendungen haben? In erster Linie die Eigentümer des stromaufwärts liegenden Obenfriedrichstaler Kottens. 50 cm mehr Stauziel.... Stromabwärts betraf es nur noch den Wipperkotten. Der Hohlenpuhler Kotten ist zu diesem Zeitpunkt eh nur noch Geschichte. |
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©2002-2005 Michael Tettinger, So. 06.01.2002, letzte Änderung: Fr. 24.06.2005 |