Schleifkotten an der Wupper |
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Ein Fischereistreit vor 150 JahrenSchleifertumult hieß es bei Rosenthal, Friedrich Wieden schreibt am 13. Mai 1939 in "Die Heimat" folgenden Beitrag: (1939-150=1789) » Betrachtet man sich heute unseren Heimatfluß, dann wird es schwer halten, in den zumeist sehr trüben Fluten irgend ein lebendes Wesen zu erspähen. Höchstens krabbelt eine Pferdeegel mit rägen Bewegungen durch die Fluten. Ehedem aber galt die Wupper als einer der fischreichsten Flüsse von ganz Deutschland. Kein Wunder also, daß sich die Bewohner des Wuppertales auf den Fischfang einstellten und mit den Einnahmen aus ihnen bestimmt rechneten. Infolgedessen war der Fischfang an der Wupper streng geregelt. Während an der unteren Wupper die Fischereigerechtsamkeit am linken Ufer dem Besitzer von Schloß Nesselrath gehörte, war auf der rechten Seite der Graf von Mirbach der Eigentümer der Fischereigerechtsamkeit. Beide Eigentümer verpachteten nun die Fischerei an die Bewohner der Wupperberge und diese fochten unter sich so manchen Grenzstreit um die Fischerei aus, daß auch die Grafen von Westerholt - Nesselrode und von Mirbach, sehr gegen ihren Willen, mit hineingezogen wurden. Den größten und langwierigsten Streit dieser Art fochten Ende des 18. und Anfang des vorigen Jahrhunderts der in Friedrichstal wohnende Georg Wilhelm Ern und der dort ebenfalls wohnende Johann Peter Ern aus. Ersterer hatte die Fischerei vom Grafen Westerholt-Nesselrode, also auf der linken Seite der Wupper gepachtet, letzterer hatte die Fischereigerechtsamkeit vom Graf Mirbach, also auf der rechten Seite der Wupper gepachtet. Nun ging der erstgenannte eines Tages dazu über, an der linken Seite des Zuflußgrabens zum Unten-Friedrichstaler Kotten, heute allgemein Brochskotten genannt, einen Aalfang (Oehlskorw), eine selbsttägige Fangeinrichtung für Aale, einzubauen. Das Wasser des Zuflußgrabens floß ab, während die Aale nicht mehr fort konnten. Dieser Fang war mitunter sehr ergiebig und besonders in der Zeit, in der die Aale ihre große Reise antraten, waren oft hunderte von Aalen das Fangergebnis einer einzigen Nacht. So gelang des dem obengenannten Georg Wilhelm Ern in dem besagten Aalfang am Unten-Friedrichtaler Kotten, in einer einzigen Nacht 800 Pfund Aale zu fangen. Diese wurden am nächsten Tage mit dem Fuhrwerk nach Remscheid geschafft, weil in dieser Stadt bessere Preise erzielt wurden. Dieser Fang brachte dem Georg Wilhem Ern ein schönes Stück Geld ein, und sein Rivale Johann Peter Ern platzte fast vor Neid. Zuerst suchte er durch einen Prozeß den Aalfang im Zuflußgraben zu unterbinden. Allerlei nichtssagende Gründe wurden angeführt. Jahrelang ging der Prozeß erbittert weiter, aber der Aalfang blieb, wo er war. Zuletzt wurden auch noch die Grafen von Westerholt-Nesselrode und Mirbach hineingezogen. Als zu guter Letzt das Urteil gefällt wurde, fiel es zu Gunsten des Grafen Westerholt-Nesselrode aus, so daß der obengenannte Georg Wilhelm Ern seinen Aalfang auch fernerhin benutzen konnte. Der einzig Leidtragende war der Sohn von Peter Johann Ern. Er hatte gedroht, den Grafen von Westerholt-Nesselrode bei erster sich bietender Gelegenheit zu erschießen. Für dieses Vorhaben mußte er für längere Zeit nach Düsseldorf in das Gefängnis.« So die Erzählung von Friedrich Wieden, leider gibt er keinerlei Quellen an. Ich habe einen Verdacht, was schrieb Franz Hendrichs 1922? Einige Fragen sind noch zu klären: Linke und rechte Seite der Wupper, hoffentlich hat sich Wieden an die heute üblichen Bezeichnungen (in Fließrichtung) gehalten. Der Graf Westerholt-Nesselrode (Gysenberg) ist mir schon mehrfach begegnet, der Graf von Mirbach war mir bis zum heutigen Zeitpunkt unbekannt oder ich habe ihn überlesen. Rosenthal schweigt bei diesem Namen, Google gibt mehr: Ahnenforschung, demnach waren die von Scheidts, genannt Weschpfennig, mit diesem Hause Mirbach verbunden. Angeblich war das Haus Graven lange Zeit im Besitz der Grafen von Mirbach. (Nachtigall, ich hör dir trapsen.) Wenn Wieden Recht hat, so gehörten die Wasserrechte im Amte Miseloh (linke Seite der Wupper) zu Nesselrath, die Solinger Hälfte (rechte Hälfte) dem Grafen Mirbach. Sollte es so gewesen sein, dann verstehe ich auch die Genehmigungen aus dem Jahre 1573. |
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©2002-2003 Michal Tettinger, Mo. 07.10.2002, letzte Änderung: Sa. 07.06.2003 |