Eine kleine Skizze habe ich auch noch gefunden und ein wenig
modifiziert.
Vielleicht sollte ich etwas zum architektonischen Aufbau der Tempel auf
Bali erklären:
Die balinesischen Tempel unterscheiden sich zwar nach Bedeutung und
Bestimmung, sind aber hinsichtlich ihrer Anlage und Ausstattung sehr
ähnlich. Sie sind stets zum Berg Gunung Agung hin ausgerichtet
(Ausnahmen bestätigen die Regel) und bestehen aus
offenen, in verschiedene Höfe gegliederte und nur von Mauern umfriedete
Plätzen.
Den Tempel betritt man fast immer durch ein gespaltenes Tor, das
sogenannte Candi Bentar.
Der relativ enge Eingang liegt immer meerwärts ausgerichtet, so
dass man den Tempel in Richtung der Berge betritt.
Die ungewöhnliche Form des Tores geht auf eine Legende zurück. Als
der Berg Mahameru, Sitz aller hinduistischen Götter, nach Bali
transportiert
wurde, fiel er in zwei Teile auseinander, aus denen die Berge
Gunung Agung und Gunung Batur entstanden. Das Candi Bentar symbolisiert
nun diese
beiden (auseinandergerissenen) Hälften des Berges Meru.
Oft ist das Candi Bentar reich verziert und geschmückt.
Hat man es passiert, befindet man sich auf dem ersten Hof, dem
Jaba Sisi. Er ist eine Art Vorplatz und symbolisiert die irdische Welt.
Gleichzeitig ist er Versammlungsort, auf dem bei Tempelfesten die Opfergaben
zubereitet und zu Beginn eines Festes die obligatorischen Hahnenkämpfe
veranstaltet werden.
Hier findet man außerdem einige Pavillons, Bale genannt. Im Bale Kulkul
hängt eine Schlitztrommel, das Kulkul, mit der Vorgänge im Tempel
bekannt
gemacht werden oder vor Gefahren gewarnt wird. Dabei bedient man
sich verschiedener Tonlagen und unterschiedlicher Schlagrhythmen. Häufig
wird das Bale auch durch einen Waringin-Baum ersetzt. Weiter
findet man auf dem Hof ein Wantilan, eine nach allen Seiten offene,
quadratische
Hahnenkampfarena, sowie einige offene Pavillons. Dabei handelt es
sich um Mehrzweckgebäude mit eingezogener Plattform, wo das
Gamelanorchester spielt oder sich die Pilger und Gläubigen
ausruhen.
Durch ein normalerweise besonders reich verziertes, oben
geschlossenes Tor, das Candi Korung oder Kori Agung, gelangt man in den
zweiten Hof,
den Jaba Tengah. Dieses gedeckte Tor ist höchst kunstvoll verziert
und mit reichhaltiger Ornamentierung versehen.
Flankiert wird das Tor von Beschützern, den Rakasa. Diese steinernen
Wächterfiguren sind paarweise am Eingang aufgestellt. Es handelt sich um
bösartige Dämonen, die zugleich Schutzgottheiten gegen böse
Einflüsse sind. Ihre Bösartigkeit wird in ihrer Hässlichkeit
widergespiegelt: Sie haben
einen massigen Kopf mit gerunzelter Stirn, runde, hervorquellende
Augäpfel, wuchtige, platte Nasen, einen gefletschten Mund mit
herausragenden
Hauern und seitlich den Wangen einen herabhängenden Knebelbart.
Unterstützt werden sie oftmals von in den Portalen eingelassenen,
stilisierten
Dämonenfratzen, die ebenfalls den Einlass begehrenden Dämonen das
Fürchten lehren sollen. Zu diesem Zweck gibt es eine weitere
Absicherung:
Direkt hinter dem Tor ist eine Steinmauer, die Aling-Aling,
errichtet. An dieser, oft mit Dämonengestalten geschmückten Schutzmauer
sollen böse
Geister und Dämonen, soweit bis dahin nicht schon abgeschreckt,
abprallen, da diese sich nach Auffassung der Balinesen nicht um die Ecke
bewegen können.
Das Seitentor ist das stets geöffnete Tor, da das Kori Agung außer
bei Zeremonien immer geschlossen bleibt.
Im mittleren Hof, dem Jaba Tengah, der den Gläubigen für den Weg
ins Allerheiligste vorbereiten soll, befinden sich eine größere
Versammlungshalle
und mehrere Pavillons zur Aufbewahrung der Gamelaninstrumente und
des Kultgeräts für die Priester.
Ein dritter Tordurchlass (nicht immer vorhanden) führt in den
dritten Hof bzw. in den abgegrenzten hinteren Teil des zweiten Hofes zum
eigentlichen Heiligtum. Dieser innerste Bereich, Jeroan genannt,
ist den Göttern vorbehalten. Hier findet man das Bale Paruman, einen
zentralen
Pavillon für Versammlungen der Götter, sowie das Pale Piasan,
einen offenen, überdachten Pavillon mit erhöhter Plattform für
Opfergaben.
Der wichtigste Bereich des Jeroan ist jedoch die bergwärts
orientierte Rückseite.
Dort findet man die wohl auffälligsten Bauten, die Merus. Es
handelt sich dabei um Turmbauten mit pagodenartigen Dächern. Sie sind
Symbol für
den Berg Meru, dem Sitz aller hinduistischen Gottheiten. Die in
der Regel ungerade Zahl der Dächer (Tumpang) von 3 bis 11 zeigt den Rang
der
Gottheit, dem der Meru gewidmet ist. So stehen allein Shiva elf
Dächer zu, für Brahma oder Vishnu sind dagegen nur neun reserviert.
In direkter Nachbarschaft stehen häufig kleine Schreine. Dabei
handelt es sich um kleine Pavillons oder Meru mit nur einem Dach,
sogenannte
Pelingih. Sie sind einem der heiligen Berge Gunung Agung und
Gunung Batur gewidmet.
Daneben findet man noch das Gedong Penimpanan, ein kleines
geschlossenes Gebäude, in dem alles aufbewahrt wird, was geeignet ist,
Göttern
und Gottheiten während ihres Besuches auf der Erde Unterschlupf zu
gewähren. Dazu zählt eine kleine Statue ebenso, wie eine kunstvoll
geschnitzte Maske oder ein Kris (Dolch). Der größere Bau, der
Gedong Agung, ist allein dem vergöttlichten Dorfgründer und den Ahnen
geweiht.
Außerdem findet man im Jeroan häufig einen Bale Pesimbangan, einen
gemeinschaftlichen Empfangspavillon für Götter, die keinen speziellen
Ehrensitz im Tempel haben.
Der wichtigste Teil aber ist der Padmasana. Dieser reichverzierte,
steinerne Lotosthron, dessen Rückenlehne stets auf den Berg Gunung Agung
ausgerichtet ist, dient bei Tempelfesten Shiva, in der Inkarnation
als Sonnengott Surya, als Ehrensitz. Manchmal ist dieser höchste Thron
auch
dreigeteilt. Dies symbolisiert dann die Göttertrinität Brahma,
Vishnu und Shiva.
Abgerundet wird das Bild durch eine Reihe von Altären, Schreinen
und Pagoden, welche Ehrensitz- oder Sitzgelegenheiten für weitere
Gottheiten
darstellen und nicht Symbol, sondern Eigentum dieser sind.