Ein Schwein auf Reisen Aus der Serie: Ein Schwein auf Reisen
Bali 2000
Seitenende Und dann auch noch eine Flugreise für das Erdenschwein.
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Hongkong (der duftende Hafen), 2ter Tag:

Nathan Road Ein neuer Tag in einer neuen Umgebung, die Strapazen des letzten Tages verfliegen langsam, die Dusche ist hilfreich. Frühstück: Aber wie und was? Es gibt es in mehreren Ausführungen (Continental, Japanisch...). Entschließe mich für ein Mischung: Kaffee, Früchte, Miso-Soup, Sushi, Bacon on Eggs, Toast mit Marmelade (mit Sicherheit habe ich etwas vergessen). Während wir die Erzeugnisse der halben Welt geniessen, bietet der Frühstücksraum einen kleinen Einblick auf die Vielfalt der Stadt: Politessen, Personen, die für die Sauberkeit zuständig sind, Post wird ausgeliefert, Taxifahrer, Touristen ..... Häuser... Strassenfluchten.....

Wieder kommt mir in den Sinn; Hongkong zu entdecken ist nicht einfach. Es ist wie in einem Museum, wenn ich zu dicht vor einem Bild stehe - der Blick aufs Ganze, auf die Zusammenhänge wird erst aus größerer Distanz erkennbar. Diese fehlt in Hongkong meist. Es ist einfach zu voll, so zugebaut, dass man nirgends einen Schritt zurück treten kann.

Der verbleibende Morgen ist mit einem umfangreichen Spaziergang ausgefüllt:

Von unserem Hotel "Kowloon" (einem Ableger des berühmten Peninsula Hotels, gleich hinter seinem Rücken) folgen wir der der Nathan-Road bis zur Haighong Road. Dort betreten wir den Ornamental Garden. Nicht zu vergessen die Anmache der (indischen?) Schneider, die uns zuvor mit ihren Erzeugnissen überzeugen wollen. Der Kowloon Park ist eine Wohltat und auch eine Überraschung in dieser Stadt. Mit dem Erreichen der Austin Road verlasen wir diesen Bereich ..................

Die bisherigen Eindrücke sind bemerkenswert in vielerlei Hinsicht, aber die folgenden sind einer anderen Qualtät. Lebende Vögel Wir betreten ein Viertel, das ein anderes Bild von Hongkong bietet: Zurück lassen wir das 20.Jahrhundert, die Baukunst von Norman Forster und Konsorten. Es ist eine Art von Zeitreise, das ursprüngliche Hongkong erwartet uns.

Eingebettet in die Erzeugnisse der modernen Architektur spielt sich hier das "normale", das alltägliche Leben einer parallelen Welt ab. Märkte: mitten auf der Strasse sehen wir, frustiert und unbegreiflich, Käfige - nein es sind Kunststoffnetze - mit lebenden Vögeln, insgeheim möchten wir diese Kreaturen von ihrem drohenden Schicksal befreien. Daneben die Angebote der örtlichen Bauern: diverse Gemüsesorten, Käse und sonstige Erzeugnisse. Garküchen, vor unseren Augen werden Schweine in all ihrer innerlichen Vielfalt aufgebahrt, oder ist Ihnen nach Fisch?

fangfrischer Fisch - es bewegt sich noch Auch diese Präsentation des letzten Fanges ist uns ungewohnt. Fangfrisch? Mit Sicherheit. Vor unseren Augen werden die Fische mit geschickter Hand und unbekannten Werkzeugen in für uns handhabbare Stücke zerteilt. Die Innereien demonstrieren durch letzte Zuckungen das dahingehende Leben. Eben nur noch ein Stück in der Kette der Ernährung.

An der nächsten Ecke werden aus einem vielfältigen Sortiment von Kräutern die Medizin der heimischen Ärzte zubereitet, die Waage ist anachronistisch, aber vielleicht wirksam. Jeder Marktstand bietet eine erneute Möglichkeit, unsere verinnerlichten Denkweisen zu hinterfragen. Ein Blick in die nächste Seitengasse zeigt die Unwirklichkeit. Hier werden aus den Überbleibsen der modernen Zivilisation - wir nennen es Schrott - Gegenstände des alltäglichen Lebens geformt. Ein "Schlosser" bei der Arbeit. Die Überreste einer Hightech-Klimaanlage werden zu einem Behälter umgeformt.

Fotos fehlen leider.
Aber die Schweine............ Deren Ende habe ich festgehalten..

Mein Ende? Jede Seitengasse reizt, aber etwas hält mich ab. Langsam begreife ich die Herkunft diverser Science-Fiction-Filme, nix Fiction, pure Realität.
Was bleibt übrig


Zurück zum Hotel: Der Nachmittag ist für Hongkong Island vorgesehen.

Los geht's bei - oder mit - der Star Ferry, die 1898 den Betrieb aufnahm.

[Bild] Star Ferry

Für $2,20 im Oberdeck ($1,70 im Unterdeck) geht es im 7 Minuten Takt nach Chung Wan (Central District). Entweder hat man das Kleingeld passend, dann kann man es in einen entsprechenden Kasten werfen oder man reiht sich in die Schlange der Wechsler ein. Sofern kein Schiff wartet, kann man auf die Ankunft der nächsten Star Ferry wartend bei klassischer Musik verweilen. Die ankommenden Passagiere werden umgehend an Land geleitet, kurze Zeit später darf man selbst einen Platz auf dem schwankenden Gefährt einnehmen. Unser TÜV hätte grosses Gefallen an der Art und Weise des Zustieges. Mit Sicherheit wäre diese Beförderungsart stillgelegt worden. Man betritt ein rundliches Fährboot, welches aussieht, als wenn es eben seinen Betrieb aufgenommen hätte. Eigentlich ist die Star Ferry ein Anachronismus: Seit 1898 verkehren diese grün-weissen Boote unter heftigem Rußaustoß zwischen Tsim Sha Tsui und Central, mal vorwärts, mal rückwärts, Bug und Heck sind identisch. (Tipp: Die Rückenlehnen der hölzernen Sitzgelegenheiten können umgeklappt werden, so sitzen Sie immer in Fahrtrichtung.) Autos kann sie nicht transportieren; dafür gibt es zwei Tunnel. Trotzdem ist die Beliebtheit ungebrochen - eine der wenigen Gelegenheiten, in Hongkong etwas Ruhe zu finden. Bei der Ankunft sehen wir ein Schiff, welches den Schmutz der Menschen aus dem Meere fischt.

Legt die Star Ferry schließlich in Central auf Hongkong Island an, hat man nach ein paar Schritten am Statue Square Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Stadt vor Augen. Zur Linken duckt sich, was einst Hongkong stolzestes Gebäude war - der oberste Gerichtshof, von der Kolonialverwaltung ab 1903 errichtet. Heute ist der einst mächtige Supreme Court nur noch eine Hütte mit einem kleinen Garten drumherum. Das morderne Hongkong kratzt links nebenan die Wolken. 315(368) Meter misst die Bank of China, das Symbol, mit dem die Regierug in Beijing ihren Anspruch auf Hongkongs Zukunft untermauerte. Zeitweise war es das höchste Gebäude hier und in ganz Asien; inzwischen gibt es wieder ein höheres Gemäuer. Rechts daneben ragt die neue Hongkong and Shanghai Bank nicht ganz so hoch, nur etwa 200(179) Meter, dafür wegen ihrer Architektur von Norman Forster umso höher gelobt. (Norman Forster? Ja genau der. Er hat in Berlin die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für arbeitslose Fensterputzer mit historischem Anspruch kreiert. Er war federführend beim Umbau des Berliner Reichstages. Wieso fällt mir jetzt die umstrittene Verhüllung von Christo ein?) Die Höhenangaben der Gebäude sind mit Vorsicht zu geniessen, die Angaben schwanken von Quelle zu Quelle.

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©2000,2001 Michael Tettinger Letzte Änderung (Date of last modification) - Do. 31.05.2001