(flm) Jahrelang gehörten Sandsäcke zum Wipperkotten
wie Mostert zur Kottenbutter. Aber beim letzten Anschwellen der
Wupper im Frühjahr behielten die Schleifer trockene Füße.
"Die Gewalt des Hochwassers ist genommen", berichtete
Dr. Jochem Putsch vom Förderverein Schleiferei Wipperkotten am Donnerstag:
Die Macht der Wellen wird vom neuen Gewaltschütz gebrochen.
Vorgänger war nur noch Ruine
Das wurde jetzt, fast ein halbes Jahr nach Bauende, vom
Förderverein und den Schleifern (der Kotten bietet fünf
Arbeitsplätze) eingeweiht. Das Gewaltschütz - eine
große Tafel aus Nadelholz, die nach oben und unten bewegt
werden kann, - bewahrt den Obergraben nicht nur vor Hochwasser.
Es dient generell dazu, den Zufluss zum Wasserrad zu steuern.
Der Vorgänger war nur noch eine Ruine; die Erneuerung scheiterte
jedoch zunächst an den Kosten. Erst als die NRW-Stiftung
Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege einen Zuschuss von rund
80 000 Mark in Aussicht stellte, nahm der Neubau Züge
an. Die noch fehlenden 100 000
Mark kamen aus verschiedenen Quellen: von der Bezirksregierung,
vom Wupperverband, von der Stadt-Sparkasse, vom Landschaftsverband,
von der Bezirksvertretung Burg-Höhscheid, vom Förderverein
und von der Familie Rodenkirchen, die im Innenkotten wohnt und
arbeitet. "Wir haben noch etwas Geld, um weiter tätig werden
zu können", sieht Vorsitzender Axel Birkenbeul noch diverse
Aufgaben auf den Förderverein zukommen.
Nachdem in früheren
Jahren zunächst die Außenhaut des Schleiferkottens
und das Wasserrad saniert wurden, steht jetzt unter anderem das
"Haus" des Wasserrads auf dem Programm. "Wir werden uns bis zum
Wehr vorarbeiten", nennt Vorstandsmitglied Putsch eine weitere
große Aufgabe.
Die rund 60 m lange Wehrkrone hat nach Meinung
des Fördervereins durch die jährlichen Floßfahrten
stark gelitten. Putsch: "Wir sehen mit großer Sorge, dass
schon einige Dellen im Wehr sind." Der Verein hofft jetzt auf
den Wupperverband. Denn ohne das aus Natursteinen gebildete Wehr
fällt der Obergraben trocken. Dann stehen nicht nur die
Wasserräder still, sondern ist gleich die ganze Anlage vom
Verfall bedroht: Die Holzteile müssen nass bleiben.
Solinger Tageblatt vom 21. Juni 2002