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REISE-MAGAZIN
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Mit Göttern und Dämonen auf Bali
Trotz der Ströme von Touristen haben die Traditionen auf der
indonesischen Insel bisher erstaunlich gut überlebt.
Von Lisa von Prondzinski, Solinger Tageblatt, 11.Dezember 1999
Die Balinesen vergleichen ihre Reisfelder mit Himmelstreppen. Das passt.
Die patchworkartig zusammengefügten Felder wirken wie eine Skulptur, die
nach oben wie eine abgeflachte Pyramide in die Höhe ragt. Wie winzige
Schachfiguren auf einem Riesenbrett sehen die Feldarbeiter von weitem
aus: Männer kitten Erdwälle, Frauen jäten Unkraut. Reis gilt auf Bali
als göttliche Frucht. Sie symbolisiert das Leben.
Bevor aus einem Setzling eine Frucht wird, vergehen fast vier Monate. In
der Reifezeit muss das Feld unter Wasser stehen. Dazu ist ein
ausgekügeltes Bewässerungssystem nötig. Dafür, dass jeder Kleinbauer
genug von dem kostbaren Nass bekommt, steht die Reiskooperative Subak
gerade. Seit Mitte der 70-er Jahre haben Hybridsorten den alten
Bali-Reis (padi bali) verdrängt. Jetzt wird dreimal im Jahr geerntet.
Der padi bali wächst langsamer, reift nur zweimal heran.
Die Versorgung mit dem Grundnahrungsmittel ist jetzt zwar gesichert,
doch der billigere "Wunderreis" hat den Alltag verändert, weil die Zahl
der rituellen Handlungen gestiegen ist. Auf Bali dominiert der
Hinduismus. Keiner der Gläubigen würde bei dem Wunsch nach einer
ertragreichen Ernte nur auf menschliche Kräfte setzen. Es muss das
Wohlwollen der Reisgöttin Dewi Sri, der Fruchbarkeitsgöttin, gewinnen.
Auch Geister und Dämonen fordern ihren Tribut. Um die Unterweltgestalten
zu besänftigen, werden täglich Blumen in Opferschalen gelegt. Bis der
Reis als Nasi Goreng oder Ketan (Klebreis) auf dem Teller liegt, werden
endlos viele Zeremonien und kleine Opferfeste abgehalten. Die
Steinaltäre an den Wasserverteilern haben lange Gebete gehört. Ein
Höhepunkt ist das Erntedankfest, dem große Vorbereitungen vorangehen -
genauso wie dem "Geburtstag" (Odalan-Fest) eines Tempels, der alle 210
Tage gefeiert wird.
Auf Bali gibt es mehr Tempel - einer der außergewöhnlichsten ist der auf einem Felsenriff
stehende Tanah Lot - als Behausungen. Weil die Balinesen ihre
Verpflichtungen sehr ernst nehmen, brauchen sie häufig Urlaub. Jeder
große Hotelbetrieb achtet daher darauf, nicht zu viele Einheimische
einzustellen, erzählt eine Reiseführerin. Da der Rest Indonesiens
weitgehend moslemisch ist, weichen die Hotels auf die vielen anderen
Arbeitskräfte aus, die aus Java oder von anderen Insel kommen, um hier
Geld zu verdienen.
Trance-Zustände sind nichts Ungewöhnliches
Touristen haben gerade auf Bali gute Chancen, eine authentische
Prozession zu erleben: Bei lokalen Festen wie dem Geburtstag einer
Dorftempelanlage stellen die Frauen in aufwendiger Kleinarbeit
farbenprächtige Speisen zu Opfertürmen zusammen. Diese Kunstwerke
tragen sie anmutig auf dem Kopf zur Tempelanlage. Ein Muss ist dabei die
Festtagskleidung: Den Sarong, eigentlich nur ein Stück Baumwolle oder
Seide, binden sich alle um die Hüfte. Während des Festes stehen Tänze im
Mittelpunkt der Zeremonie. Dabei sind Trancezustände anscheinend nichts
Ungewöhnliches: Dann kann es vorkommen, dass Männer sich den Kris
(schlangenförmiger Dolch) in den Körper stoßen - und dabei offenbar
unverletzt davon kommen. Auch Fabelwesen haben ihren großen Auftritt:
Beim Barong-Tanz zum Beispiel erinnern die Tänzer an ein Wesen, das eine
Mischung zwischen einen Drachen und Löwen ist. So gewappnet gehen sie in
den Kampf gegen Rangda, die böseste aller Hexen. Beim Legong hingegen
werden zierlische Mädchen und Frauen stundenlanf frisiert, geschminkt
und gepudert, bevor sie - in Goldbrokatgewänder gehüllt - diesen
Opfertanz mit strenger Choreografie darbieten.
So diszipliniert die Balinesen sind - manchmal verlieren sie Kontrolle.
Beim Hahnenkampf, an dem nur Männer teilnehme dürfen, schreien und toben
sie. Eigentlich ist der Kampf, es geht um Leben und Tod, nur zu
bestimmten Festen erlaubt und das Wetten ist verboten. Doch über dieses
Gesetz setzen sich die Männer hinweg. Ansonsten geht es nur noch im
Straßenverkehr und auf dem Markt ähnlich laut und chaotisch zu: Man
glaubt seinen Augen nicht zu trauen, wenn Väter auf den knatternden
Mopeds - eigentlich Zweisitzer - mit Frau und drei Kindern gefährlich
knapp an den Autos vorbeiflitzen.
Auch auf dem Markt verfliegt jegliche Zurückhaltung: Sobald ein Tourist
einen längeren Blick auf eine Buddha-Figur wirft, wird er die wild
gestikulierenden Verkäufer kaum los. Hartnäckig bleiben sie einem auf
den Fersen. Und am Ende hält so mancher Urlauber etwas in der Hand, was
absolut überflüssig ist.
Für Touristen ist das Leben der Balinesen mittlerweile so weit
zugänglich, dass sie sogar bei den Totenverbrennungen zuschauen dürfen.
Ein Einblick in ein sehr intimes Ereignis. Dieser Abschied ist das
bedeutendste Familienfest. Viel Geld wird in den prunkvollen Sarg und
den Verbrennungsturm investiert. Wenn das Ersparte nicht reicht, muss
die Leiche vorübergehend begraben werden. Dass die Traditionen in dem
Land, in dem das Lächeln unbedingt zum guten Ton gehört, noch zumindest
im Hinterland stabil sind, ist erstaunlich bei der Flut von fremden
Einflüssen, die Touristen neben den Devisen ins Land bringen. Risse gibt
es aber bereits - in der Haupstadt Denpasar gewinnt die Kernfamilie
gegenüber der Großfamilie an Bedeutung. In den Touristenhochburgen wie
Kuta, das nahtlos an Legian anschließt, ist das Leben völlig auf
Touristen zugeschnitten: Hotel über Hotels - sie dürfen allerdings nicht
höher gebaut werden als eine Palme -, Restaurants, Diskos, Kneipen und
jede Menge Souvenirläden. Außerdem werden die Balinesen mit dem
zunehmenden Müll der Touristen nicht mehrfertig.
Auch die Künste leiden. Wo früher nur Begabte Schmuck, Holzschnitzereien
oder Möbel gefertigt haben, versuchen sich heute daran gar die
Unkreativsten: Die Nachfrage der Touristen nach Kitsch ist groß: Selbst
in dem für Holzschnitzereien bekannten Dorf Nas gibt es Massen von
Nippes. Nicht anders ist es in Ubud, wo sich bereits in den 20er Jahren
Maler wie der Deutsche Walter Spies niederließen. Heute werden in Ubud
auch Bilder mit halbnackten Tempeltänzerinnen zum Kauf angeboten.
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FAKTEN
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Auf Bali leben drei Millionen der rund 200 Millionen Indonesier.
Java zählt mehr als 100 Millionen Bewohner.
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Indonesien besteht aus rund 13000 Inseln, 900 davon sind bewohnt. Der
Ursprung ist vulkanisch, es gibt viele schwarze Strände.
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Bali ist mit 5600 km2 fast doppelt so groß wie das Saarland(2569 km2)
und um ein ein Vielfaches kleiner als Nordrhein-Westfalen(34057 km2)
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Neben dem Balinesichen existiert die Staatssprache Bahasa Indonesia.
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Weil der Hindu-Glaube auf der Insel nicht in der reinen Form praktiziert
wird, sondern beeinflusst ist vom altmalaiischen und buddhistischen
Einflüssen, wird der Ahnenkult groß geschrieben.
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Rund drei Viertel der Balinesen arbeiten in der Landwirtschaft, obwohl
auf der Insel der Tourismus die Haupteinnahmequelle ist. Zwei Drittel
der drei Millionen Urlauber, die jährlich nach Indonesien reisen, zieht
es auf die kleine Insel. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden nur 3000
Touristen im Jahr gezählt.
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Typische Exportartikel sind Kokosnussprodukte, Naturkautschuk, Kaffee,
Tee, Tabak, Kakao, Palmöl, Pfeffer und ander Gewürze.
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SERVICE
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Reisezeit ist auf Bali das ganze Jahr über. Die
Durchschnittstemperatur liegt bei 27 Grad Celsius. Es herrscht ein
tropisches Klima. Die zwei Jahreszeiten definieren sich über die
Niederschlagsmenge. Zwischen Oktober und März ist Regenzeit, zwischen
Mai und und September die Trockenzeit. Doch auch in der Monsumzeit
scheint die Sonne. Meistens regnet es nachts. Wenn tagsüber, dann nur
kurz. Lediglich die Luftfeuchtigkeit ist während der Regenzeit sehr hoch.
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Zur Einreise brauchen deutsche Staatsbürger nur einen Reisepass, der
noch sechs Monate gültig ist.
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Bei Tempelbesuchen sollte man Kleidung tragen, die Schulter und Beine bedeckt.
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Aktivitäten: Ob eine Jeeptour durch die Reisfelder, Rafting auf dem
Fluss Ayung oder ein Besuch im Affenwald - die Tage kann man aktiv
gestalten. Am Kuta Beach tummeln sich viele Surfer. Auch Tauchplätze
gibt es rund um die Insel.
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Verständigung: Mit Englisch kommt man ganz gut zurecht.
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Preisbeispiel: Ein zweiwöchiger Aufenthalt im Hotel Bali Hyatt (fünf
Sterne), direkt am Strand von Sanur, kostet im Januar/Februar für zwei
Personen im Doppelzimmer inklusive Flug Düsseldorf - Denpasar bei
Meier's Weltreisen pro Person 2499 Mark. Inbegriffen sind Übernachtung
und Frühstück.
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Auskünfte sind zu erhalten in Reisebüros mit Agenturen für
LTU-Touristik. Unter der Hotline-Nummer 0180-5040 100 können Sie täglich
zwischen 7 und 20 Uhr Informationen einholen. Eine Minute kosten 30 Pfennig.
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Kommentar
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Dieser Bericht entspricht den von mir gemachten Erfahrungen. Fakten und
Service habe ich ohne intensive Prüfung übernommen, ich sehe derzeit
keine Diskrepanzen. Noch eine kleine Anmerkung zur Regenzeit: Während
unserem Aufenthaltes im Februar genossen wir die kurzzeitigen
Regenschauer nur auf den Ausflügen in die höher gelegenen Teile von
Bali. Sie waren nur von kurzer Dauer, aber heftig. Laut Aussagen von
Mitreisenden soll es aber zuvor über eine Zeit von mehreren Tagen
ununterbrochen geregnet haben. Wahrscheinlich sind auch hier die Folgen
unserer Umweltverschmutzung leibhaftig zu spüren.
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