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Die Dienstagskiste
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Die Affen rasen durch den Tempel
Warum in die Nähe, wenn es auch in die Ferne geht: KT empfiehlt die "Insel der Götter"
Von Laura Homuth, Solinger Tageblatt, 1. August 2000
Endlich! Die Türen des Flugzeugs öffnen sich. Tropisch warme Luft strömt
herein und treibt
Schweißperlen auf die Stirn. Im Flughafengebäude verkünden große
Schilder "Selamat datang" - Herzlich Willkommen - wir sind in Indonesien,
genauer gesagt auf Bali.
Schon auf dem Weg zum Hotel wird deutlich, warum Bali auch die "Insel
der Götter" genannt wird. Jedes Haus hat seinen eigenen Schrein und
überall gibt es kleine oder größere Tempel. Die Balinesen leben nach dem
Hindu-Dharma-Glauben und mehrmals am Tag bringen sie ihren Göttern
Opfergaben in Form von selbst geflochtenen Schälchen aus Palmblättern
und Blüten, die mit Reis und Früchten gefüllt werden.
Drei Millionen Einwohner, zwei Millionen Touristen
Auf der Insel Bali leben etwas drei Millionen Indonesier, aber jedes
Jahr reisen etwa zwei Millionen Touristen an. Daher ist Urlaubern, die
an der balinesischen Kultur interessiert sind, auf jeden Fall vom
Südwesten der Insel abzuraten: Kultur und Tradition sind hier zwischen
Ramschläden und Fastfoodfilialen untergegangen.
Aber wenn man mit einem Mietwagen die Insel erkundet, kann man den
vielen Touristen entfliehen und Tradition selbst miterleben. Immer
wieder begegnet man in den Dörfern farbenprächtigen Prozessionen, die
mit Gaben zum Tempel ziehen. Und in abgelegenen Dörfern kommt es sogar
vor, dass man auf Kinder trifft, die einem mit großen Augen anschauen -
haben sie doch vorher noch keinen Menschen mit blonden Haaren und blauen
Augen gesehen.
Für eine Strecke von 30 Kilometern muss auf Bali viel Zeit eingeplant
werden. Das hat Gründe: Zum einen fährt jeder so, wie es im passt, und
da geht dann manchmal gar nichts mehr - vor allem in der Nähe der
Touristenburgen. Zum anderen gibt es unzählige atemberaubende Aussichten
- da kann man nicht anders: Man muss anhalten, auch wenn es schon spät
abends ist und man eigentlich noch eine Unterkunft suchen müsste. Die
wohl schönste Aussicht bietet sich an den Reisterrassen. Sie leuchten in
so vielen verschiedenen Grüntönen, das man glauben mag, vor einem
Gemälde zu stehen.
Diese Reisterrassen werden von den Bauern ganz ohne Maschinen wie Stufen
in den Himmel angelegt. Ein ausgefeiltes Bewässerungssystem sorgt dafür,
dass das Wasser auf den Feldern ständig in Bewegung ist, damit der Reis
nicht fault.
Auf Bali gilt der Reis als Symbol des Lebens und Affen gelten als
heilige Tiere. Für sie gibt es gar einen eigenen Tempel. Als Besucher
sollte man auf jeden Fall auf Schmuck verzichten, passiert es doch, dass
die heiligen Tiere heran gerast kommen und den Touristen ganz unheilig
Ketten und Halsbänder entwenden.
Wenn die heiligen Affen ganz unheilig klauen
Ein balinesischer Tempel besteht aus drei, durch Tore verbundene Höfe.
Hindus dürfen nur die äußeren Höfe betreten, denn der innere gehört den
Göttern und wird nur an den Festtagen von den Brahmanen, den Priestern,
betreten. Damit man als Tourist die Tempel überhaupt betreten darf, muss
man sich wie die Gläubigen ebenfalls mit Sarong, eine Art bodenlanger
Wickelrock, und Selandang, einer Tempelschärpe, bekleiden. Diese werden
an jedem Tempel angeboten und sind als Urlaubserinnerung eine lohnende Ausgabe.
Nach rund zwei Wochen lesen wir wieder die großen Schilder mit den
Worten "Selamat datang" im Flughafen. Es gilt den ankommenden Touristen,
die mit der Maschine gekommen sind, die wir nun Richtung Heimat
besteigen werden.
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Kommentar
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Dieser Bericht ist in Ordnung, aber einige Dinge muss das Nörgelschwein
hinzufügen: Die Autorin behauptet, im Südwesten der Insel sei die
Kultur und Tradition zwischen Ramschläden und Fastfoodfilialen
untergegangen. Dem kann ich nicht ganz zustimmen; Legian liegt im Südwesten
der Insel und der Tourismus hat dort mit Sicherheit seine Spuren
hinterlassen, aber Kultur und Tradition sind auch dort noch sehr
intensiv zu spüren. Der verwöhnte Tourist muss nur etwas genauer
hinsehen. Vielleicht sollte man auch einmal bedenken, dass Kultur und
Tradition keine zeitlich feststehenden Begriffe sind. Es gibt Fastfoodfilialen, sie sind aber eher die
Ausnahme. Ramschläden? Wenn ich durch Solingen (meine Heimatstadt) gehe, dann habe ich
den Eindruck, dass dieser Begriff auf diesen Ort besser zutrifft. In
Legian gibt es eine Menge von Läden, die die landestypischen Andenken
anbieten, und diese in den unterschiedlichsten Mengen. Der Scharm dieser
Läden ist manigfaltig, er reicht vom Flohmarktverkaufstand bis
zum durchgestylten Ladenlokal, das in einer europäischen Groß-Stadt
angesiedelt sein könnte.
Mietwagen auf Bali? Wenn das so einfach wäre. Es herrscht Linksverkehr!
Und die Beschilderung auf dieser Insel lässt auch zu wünschen übrig. Aus
meiner Erfahrung würde ich jedem normalen europäischen Touristen von diesem
Vergnügen abraten. Man mietet sich besser einen Wagen mit einem
einheimischen Fahrer.
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