Di. 27.08.2002 |
Wetter, Wetter und nochmals Wetter
Die Jahrhundertflut an der Elbe
ebbt langsam ab ... oder sinkt nur das Interesse der Medien?
Das Duell der Kandidaten scheint derzeit wichtiger - noch so eine Katastrophe, Verhängnis oder soll man es Unglücksfall nennen?.
Fundsachen zum Thema Wetter in und um Solingen in der Vergangenheit:
»Als am 14. August 1832 durch ein Unwetter der Turm der Solinger
Stadtkirche heruntergerissen wurde, ging zu gleicher Zeit ein schwerer
Wolkenbruch am Brühl nieder. Die ins Weinsbergertal fließenden
Wassermengen richteten große Verheerungen an, besonders am
Henkelskotten. Hier kam das Wasser so überraschend und mit solcher
Wucht, dass sich eine mit Mähen beschäftige Frau in einen starken
Erlenbaum retten mußte, um nicht fortgerissen zu werden. Der
Schleiferlehrling Everts, der bei Daniels Henkels in die Lehre war,
wurde zunächst vermißt...« [Ludwig Lunkenheimer, Schleifkotten,
Mühlen und Hämmer an den Solinger Bächen, Köln 1990, S.193]
Es könnte auch der 13. August 1832 gewesen sein.
Überschwemmungen, 25.11.1890 am ganzen Unterlauf der Wupper
von Sonnborn bis Leichlingen, schwerste Schäden; Unterburg: 1960, 1961,
1970, 1979. (30.12.67, 18.12.79)
[Herbert Weber, Das kleine Solingen Lexikon, 2000]
Gemeint ist hier ein Hochwasser. Gleichzeitig setzte die Frostperiode
ein, sodass die Wupper (+Hochwasser) komplett für mehrere Monate zufror.
14.8.1906 - "Der Stolz des Tales" sank im Orkan dahin
1906 wütete ein furchtbarer Gewittersturm: Schaberg,
Dorperhof und Balkhausen traf es am schlimmsten - Solingen-Online
zitierte den Remscheider General-Anzeiger vom 15. August 1906:
»Von einem furchtbaren Orkan - der Name Sturm würde zu wenig
besagen - wurde gestern nachmittag unsere Stadt und ihre nächste
Umgebung heimgesucht.
Gegen 4 Uhr zog ein Gewitter herauf, das sich aber nicht gefährlich
ansah, auch als es losbrach, nur unbedeutende Niederschläge
brachte. Um so gewaltiger regte dafür der Sturm die Schwingen,
der nach 4 Uhr einsetzte, in wenigen Minuten anwuchs und dann
mit orkanartiger Gewalt wütete, um allenthalben die schwersten
Schäden anzurichten.
Am traurigsten sehen sich die jenseits der Brücke gelegenen
Ortschaften Schaberg, Dorperhof und Balkhausen an, die am schwersten
mitgenommen wurden. Vom Bahnhof Schaberg standen nach dem Orkan
nur noch einige Balken und Fundamentreste, Stationsgebäude,
Wartehalle und die zwischen den Gleisen stehende Wartehalle wurde
vollständig vernichtet, die Trümmer fanden sich zum
Teil unter der Brücke. Leider kamen dort auch Menschen schwer
zu Schaden.
In Müngsten sank der Stolz des Tales, die zweihundert Jahre
alte Tannenallee, dahin. Anstelle der schlanken, herrlichen Baumriesen
starren dem Auge einige ärmliche Strunke entgegen. Gleich
wüst sieht es in Dorperhof und Balkhausen aus. Von den Häusern
in Dorperhof stehen kaum fünf mehr: was noch steht, ist
böse beschädigt. Die Feldernte ist total vernichtet,
als seien die Hunnen darüber hinweggerast.
In Dorperhof wurde der 13jährige Sohn der Witwe Grah von
einem einstürzenden Haus erschlagen, sein Bruder konnte
mit Mühe und Not aus den Trümmern gerettet werden.
Auch in Balkhausen ist eine Anzahl Häuser und Scheunen schwer
beschädigt, auch mehrere Wupperkotten wurden abgedeckt.«
»Unwetter, Wirbelsturm am 14.8.1906: schwere Schäden in der
Südstadt, Scharfhausen, Dorperhof, Müngsten, Balkhausen, Bahnhof
Schaberg zerstört; ein Toter und viele Verletzte; rund 50 Häuser
beschädigt bzw. zerstört, zahlreiche Bäume entwurzelt, so auch die
damalige Tannenallee in Müngsten, wo nur ein Baum stehen blieb (später
ein Naturdenkmal; der Baum musste aber vor einigen Jahren aus
Sicherheitsgründen abgeholzt werden)
13.8.1832 in Wald Wirbelsturm mit Geschädigten in fast allen
Hofschaften; 16.8.1856 Wald, 2./3.7.1900 am Central. (H 8.72/15.8.73,
14.8.76, 18.7.81, WA 2.3.89)«
[Herbert Weber, Das kleine Solingen Lexikon, Solingen 2000]
Fazit: Hochwasser und andere Wetterextrema hat es schon immer gegeben!
Die Liste ist mit Sicherheit nicht vollständig. Der Umgang mit diesen
Erscheinungen dürfte sich in den letzten Jahren dramatisch geändert haben. Heute
suchen wir als erstes nach dem Schuldigen. Wie wäre mit einem Blick in
den Spiegel!
Nachtrag: Mi. 26.05.2004
Ich habe selber eine Liste mit den Auswirkungen von Naturgewalten begonnen:
Naturkatastrophen in Solingen
Die Seiten von solingen-online.de sind seit einigen Tagen leider nicht mehr verfügbar. Dafür gibt es bei
mir die Version aus dem Solinger Kreis-Intelligenzblatt:
Das Unwetter vom 14. August 1906.
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