Folgenden Artikel mußte ich am 14. März 2002 im Solinger Tageblatt lesen:

Thema des Tages

Die Natur holte sich zurück, was ihr gehört: Wehr zerstört

Was den Wupperverband ärgert, erfreut Naturfreunde und Fischer

Wehr am Auerkotten © Uli Preuss
Gewaltige Niederschläge im Februar zerstörten nicht nur das Wupperwehr in Höhe Jagenberg, sondern vor allem auch riesige Treibgehölze blieben an den Kronen der Wehre (hier das in Glüder) und am Wipperkotten hängen. Die Gehölze werden derzeit entfernt.
(hpm) Da war es nur noch ein Wehr! Das letzte Wupperhochwasser im Februar hat das vorletzte Wanderhindernis für Großfische regelrecht weggespült: Das stattliche Wehr in der Kohlfurth in Höhe Jagenberg konnte den Wassermassen nicht standhalten und brach an einer Stelle völlig zusammen.

Was den Wupperverband ärgert, erfreut Naturfreunde und die engagierten Mitglieder der Fischereivereine: Sie hatten seit Jahrzehnten vergeblich auf eine Beseitigung des Wehrs gedrängt.

"Die Natur hat sich also jetzt das zurückgenommen, was ihr gehört. Die Natur als Regulativ", so Helmut Wuttke. Er ist Mitglied des Fischereivereins und arbeitet auf Landesebene seit mehr als 15 Jahren an am Konzept zur Durchwanderbarkeit der Wupper. Erste Ergebnisse des Pilotprojektes zur Sanierung von Laichgewässern zeigten sich im Herbst letzten Jahres: Eine Vielzahl von vor Jahren am Oberlauf der Wupper ausgesetzten Jungfische wie Lachs und Meerforelle kehrte zurück, blieb aber am zweiten noch vorhandenen Wehr, das am Auer Kotten, hängen. Sie mussten abgefischt und in Tanks in die Aufzuchtstation Beyenburg gebracht werden.

Damit dürfte sich auch das Ansinnen des Wupperverbandes, in Höhe Jagenberg eine neue Wasserkraftanlage zu errichten erledigt haben. Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass an diesem ehemaligen Wupperwehr nun üppige Kiesbänke im Bereich des alten Staus vorzufinden sind, aber keine Felsbänke im Bereich der Wehranlage.

Letzteres war stets vom Wupperverband behauptet und als Grund benannt worden, warum sich ein Rückbau des Wehres nicht auf den Wasserstand auswirken würde.

Nunmehr ist der Wasserstand an dieser Stelle um fast zwei Meter gesunken, heftiges Geschiebe verändert derzeit noch die Morphologie der Gewässersohle. Und das wichtigste Gegenargument des Wupperverbandes ziehe auch nicht mehr: "Negative Auswirkungen auf das Klärwerk Kohlfurth sowie die Wupperhänge und das Naturschutzgebiet Knechtsheide blieben trotz aller Unkenrufe des Verbandes bisher aus", stellt Helmut Wuttke fest.

Solinger Tageblatt vom 14. März 2002

Wo soll ich anfangen? Dieser Artikel nervt! Halbwahrheiten.....
Das gelungene Bild von Uli Preuss zeigt mitnichten ein Wehr bei Glüder. Dort gibt es kein intaktes Wehr, es hat auch noch nie eines gegeben. Das Foto zeigt das Wehr vom Auer Kotten und dieser liegt stromabwärts oberhalb von Wupperhof. Knapp daneben!

Jagenberg: Ist eine Hofschaft an dem Wege von der Krahenhöhe nach Burg. Der Autor meint aber die Papiermühle Jagenberg, die am Ende der Wupperstraße bzw. dem Soterweg liegt. Nochmals knapp daneben!

Fischer: Seit wann geht jemand in unserer Zeit dieser Beschäftigung gewerblich an der Wupper nach?

Da war es nur noch ein Wehr.... Der Artikel suggeriert dem Leser, dass es nur noch ein Wehr gibt, welches der Wupper ein Hindernis bietet. Alles Unsinn! Auf Solinger Gebiet gibt es noch mehrere intakte Wehre: Am Wipperkotten(FT), Auer Kotten, Wasserwerk Glüder(FT) und Schaltkotten(FT). Teilweise wurden die Wehre schon mit einigem finanziellen Aufwand mit Fischtreppen(FT) versehen. Sofern noch nicht vorhanden, so soll mit Sicherheit eine Nachrüstung erfolgen. Was soll also dieser Seitenhieb? Was mich brennend interessiert: Katze Was mag der Investor, der die bröckelnde Reste der 1996 in Konkurs gegangenen Jagenberg & Cie, Solinger Papierfabrik, erstanden hat und dort Katzenstreu herstellen möchte, von diesem Beitrag halten? Peanuts? Hatte er nicht dort ein Wasserkraftwerk geplant? Und das Wehr dürfte dabei eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben. Katzen und Fische, zwei Welten treffen aufeinander. Ob das auch für den Autor (Herrn Meurer) oder Herrn Wuttke zutrifft? Meine deren Sichtweise betreff der Wehre? Ob der Lachs erst dann zurückkehrt, wenn das letzte Wehr gefallen ist? Ich glaube nicht daran. Die Wasserqualität dürfte für diesen Fisch nicht minder interessant sein.

Nach ein paar Tagen zu behaupten, die neuerliche Situation habe keinen Einfluß auf die Umgebung, finde ich etwas verfrüht. Wo der Autor doch selber andeutet, dass die Morphologie der Gewässersohle sich noch verändert. Morphologie, welcher Leser versteht dieses "wichtige" Wort? Gemeint ist die Gestalt und Form des Grundes.

Man könnte den Artikel auch unter dem Oberbegriff "einseitig" in die Ablage Rund entsorgen. Ein Miteinander wäre angebrachter!

Abschließen möchte ich diese Seite mit einem Blick auf das Wehr vom Wipper Kotten. Am 2. März 2002 war dieses Strandgut (Treibgehölz), ein Überbleibsel des letzten Hochwassers (Orkan Anna, 27.2.02), noch zu sehen. 10 Tage später war es nicht mehr vorhanden. Der Wupperverband hat zugeschlagen, gezogen und den Strom von diesem Widerstand befreit. Ob das Wehr einen Schaden genommen hat, wird die Zukunft zeigen.

Wehr am Wipperkotten, Strandgut 2. März 2002
Wehr am Wipperkotten, Strandgut 2. März 2002

Bilder vom Auerkotten gibt es auch noch. Später mehr.......

Nachtrag 16.3.2002: Bilder vom gebrochenen Wehr an der Papiermühle kann ich jetzt nachliefern.

Wehr an der Papiermühle, 16.3.2002
Wehr an der Papiermühle, 16.3.2002

Der Wasserspiegel ist tatsächlich um knapp 2 Meter gesunken. Dürfte sich um die alte Stauhöhe handeln. Bin gespannt, wie sich in den nächsten Wochen und Monaten hier die Dinge verändern. Demnächst mehr Bilder...

Nachtrag Di. 19.03.2002: Was man so alles findet!
»Der König der Fische ist wieder in der Wupper! Nach über 160 Jahren Abwesenheit kehren die ersten Lachse zurück....... 16.11.2001 - Ein weibliches Prachtexemplar von 80 cm und 5350 Gramm, also fast 11 Pfund, wurde von W. Jarocinski und seiner Elektromannschaft in Solingen unterhalb des Auer Kottens mit dem Kescher ins Schlauchboot "gehievt".«

der erste Lachs nach 160 Jahren
Der erste Lachs nach 160 Jahren

Die Lachsdame mußte diverse Foto- und Filmtermine wahrnehmen, zum Ausgleich für den Stress wurde ihr ein Name zugeteilt: Johanna. Gedanklicher Namensgeber soll der Schirmherren des Wanderfischprogrammes an der Wupper, Bruder Johannes (Dr. h.c. Johannes Rau), unser derzeitiger Bundespräsident, gewesen sein. Nach diesen Strapazen landete Johanna angeblich nicht im Kochtopf, sondern nach einem kurzem Aufenthalt in der Brutanlage in Wuppertal-Beyenburg in Albaum. Wer der glückliche Fischträger im Hintergrund ist, kann ich im Moment nicht sagen. Oder doch? Es sollte Helmut Wuttke sein, der unter stefan-wuttke.bei.t-online.de zu erreichen ist:-)

Zu diesem Thema noch ein paar Links: Ob Stefan, Helmut, W. oder Johanna...

Was sagt der Wupperverband zum Wehr und dem Hochwasser?
Mo. 18.03.2002 - eMail-Vorstandsbüro/Öffentlichkeitsarbeit

»Der Wupperverband ärgert sich nicht über die Zerstörung des Wehres, sondern sie kommt unseren Plänen entgegen. Aufgrund neuer Überlegungen wurde der Beschluss gefasst, die geplante Wasserkraftanlage in der Kohlfurth nicht zu bauen. Dieser Beschluss hat den Hintergrund eingehender Gespräche mit der Fischereiwirtschaft sowie angekündigter neuer Verordnungen zur Errichtung von WKA in Gewässern. Gleichwohl sahen auch die vorhandenen Planungen den Bau einer Fischtreppe vor. Dies hätte jedoch im Zusammenhang mit der erforderlichen Genehmigung sicherlich noch einige Zeit in Anspruch genommen.

Die durch die Niederschläge hervorgerufene Teil-Zerstörung des Wehres macht es nun möglich, die Durchgängigkeit des Gewässers sehr viel schneller und mit weniger Aufwand als geplant wieder herzustellen. Dabei soll ein Fischaufstieg im Form einer "rauen Rampe" angelegt werden.«

Auch zum Auer Kotten gibt es ein Statement: -gleiche eMail-

»Bezüglich des Wehres am Auer Kotten läuft z.Zt. ein wasserrechtliches Verfahren, in welches die Wasserkraftanlage eingeschlossen ist. Auch dort ist ein Fischaufstieg vorgesehen. Das Verfahren wir u.a. federführend von der Unteren Wasserbehörde Solingen bearbeitet.«

Wer einmal einen kleinen Blick in die Verwaltungsvorschrift für die Kriterien zur Zulassung von Wasserkraftanlagen bis zu 1000 kW in Baden Württemberg werfen möchte... In NRW dürfte es nicht anders aussehen. Vieleicht finde ich noch Hinweise....

Nachtrag 24.3.2002: In einem Forum fand ich folgende Meldung (12.03.2002), in der Herr Wuttke zitiert wird:

«Da war es nur noch ein Wehr!

Das letzte Wupperhochwasser hat ein Wanderhindernis weggespült.

Die Niederschläge im Monat Februar haben der Fischerei weitergeholfen, die Durchgängigkeit für alle Fischarten an der Wupper zu erreichen. Das Wehr in der Kohlfurt (Jagenberg) konnte den Wassermassen nicht mehr standhalten und brach an einer Stelle völlig zusammen. Damit dürfte sich auch das Ansinnen des Wupperverbandes, dort eine neue Wasserkraftanlage zu errichten erledigt haben. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass dort üppige Kiesbänke im Bereich des alten Staus vorzufinden sind, aber keine Felsbänke im Bereich der Wehranlage. Letzteres war vom Wupperverband immer behauptet und als Grund benannt worden, warum sich ein Rückbau des Wehres nicht auf den Wasserstand auswirken würde. Nunmehr ist der Wasserstand um fast zwei Meter gesunken, heftiges Geschiebe verändert zur Zeit die Morphologie der Gewässersohle, negative Auswirkungen auf das Klärwerk Kohlfurt, sowie die Wupperhänge und das Naturschutzgebiet Knechtsheide blieben trotz aller Unkenrufe des Wupperverbandes bisher aus.

Nun gibt es zwischen der Rheinmündung und dem Beyenburger Stausee nur noch ein Wanderhindernis in der Wupper. Das ist das Wehr Auer Kotten in Solingen. Hier müssen nun alle Kräfte gebündelt werden, um die Durchgängigkeit zu erreichen. Nebenbei bemerkt schaffen viele Großsalmoniden hier bei Hochwasser auch den Sprung über das Wehr, also können wir mit ein wenig Glück im nächsten Herbst die ersten springenden Lachse und Meerforellen am Beyenburger Stausee beobachten.

Helmut Wuttke «

Das hört sich doch schon etwas anders an, als der Bericht im Solinger Tageblatt.

Nachtrag 12.9.2002: Es gibt eine Fortsetzung der Wehrgeschichte. Im Solinger Tageblatt durfte ich heute folgenden Beitrag lesen:

Nutzung der Wasserkraft in Papiermühle unerwünscht?

Unternehmer Lapawa erreichte, dass Abriss des Wehres gestoppt wurde

Von Wolfgang P. Getta

Von 1757 bis 1990 wurde in der Papiermühle die Wasserkraft zur Energieerzeugung genutzt. Genau dies will Siegfried Lapawa (40), dessen Silag Prozesswassertechnologie GmbH seit Februar 2002 das Gelände der früheren Papierfabrik Jagenberg gehört, wieder einführen. Daran fühlt er sich vom Wupperverband gehindert: Deshalb hat er gegen den Verband am 27. August eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts erwirkt. Mit ihr wurde der vom Verband betriebene Abriss des Wupperwehres gestoppt.

Zwecks Wieder-Nutzung der Wasserkraft unerlässlich ist nämlich eine Wehranlage zum Anstau der Wupper, eine Schützanlage im - derzeit noch zugeschüttetem - Obergraben, ein Untergraben und Wasserturbinen. Das meiste davon ist noch erhalten oder sanierungsbedürftig.

Die Wehranlage jedoch wurde beim Hochwasser im Februar 2002 beschädigt. "Wir möchten sie gern erneuern und dabei auch eine Fischtreppe installieren", betonte Lapawa gestern gegenüber dem ST. Seit März bemühe sich seine Firma, die Genehmigung zur Reparatur des Wehrs auf Firmenkosten zu bekommen.

Umweltfreundliche Energieerzeugung geplant

Dass der Wupperverband kürzlich mit dem Abriss des Wehres begann, will Lapawa nicht einleuchten. Der Verband selber habe bis Februar 2002 Planungen zur Reaktivierung der Wasserkraft in Papiermühle betrieben. Der Unternehmer verweist auf ein Sitzungsprotokoll des Verbandes aus dem Jahre 1997. Danach fand die Konzeption einer als Pilotanlage vorgesehenen Fischauf- und abstiegskonzeption die "Zustimmung der Oberen Fischereibehörde". Dasselbe Aachener Ingenieurbüro, das die damalige Anlage konzipierte, legte im Juni 2002 eine Studie vor, wonach dieser Wasserkraft-Standort nicht zu realisieren sei.

Auf dem vier Hektar großen Gelände in Papiermühle will Lapawa - wie mehrfach berichtet- aus Rückständen der Papierproduktion Katzenstreu herstellen. Dafür wird sehr viel Energie benötigt. Die soll möglichst umweltfreundlich erzeugt werden: mit einem durch Erdgas betriebenen Blockheizkraftwerk (BHKW). 60 Prozent der von den Stadtwerken gelieferten Energie sollen als Strom ins öffentliche Netz zurückfließen: erzeugt durch Wasserkraft (60 Prozent), Photovoltaik und BHKW (je 20 Prozent).

Entfällt die Wasserkraft, ist die Wirtschaftlichkeit der Katzenstreu-Firma neu zu berechnen.


Auch dieser Beitrag hat einige Lücken: Die Wasserkraft der Wupper wurde an diesem Standort schon vor 1757 genutzt und mit Sicherheit vor der Pleite eingestellt. Der Untergraben sowie der Obergraben sind heute nicht mehr zu erkennen, das noch vorhandene Gewaltschütz ist ein Wrack. Soll ich Bilder liefern?

Flut- und Gewaltschütz am Standort Papiermühle
Flut- und Gewaltschütz am Standort Papiermühle (August 2005)

Ein Aachener Ingenieurbüro hat diese Pilotanlage tatsächlich entworfenen, verworfen wurde dieses Projekt aber vom Wupperverband. (Die Auskunft von dem Ingenieurbüro und auch meine damaligen eMails mit dem Wupperverband deuten die Gründe an.) Und als letzten Punkt möchte ich die Schlagzeile "umweltfreundliche Energieerzeugung.." und deren Berechnung zur Diskussion stellen. Werden hier nicht Fördermittel des Bundes verschwiegen? Soll heissen, es wird Strom produziert, den die Stadtwerke zu festgeschriebenen Preisen abnehmen muss. Gleichzeitig kauft die Katzenstreufabrik zu Großverbrauchertarifen diesen eigens produzierten Strom über Umwegen wieder günstig ein? Fragen über Fragen, der Autor des Artikels schweigt auf meine Nachfragen.

Ich bin auf die weitere Entwicklung gespannt. Kann sie mir schon fast vorstellen.

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©2002-2005, Michael Tettinger - Fr. 15.03.2002 - So. 21.08.2005