Brückenpark Müngsten: News - Oktober 2006Seit Anfang August 2005 wurde unter der weltbekannten Eisenbahnbrücke, die sichtbar vor sich hin rostet, mächtig Material am Ufer der Wupper verschoben und herangekarrte Grauwacke gestapelt und so die Landschaft modelliert. Eine Handvoll Arbeiter realisierten mit ihrem technischen Spielzeug den von der Regionale 2006 an und vom Berliner Atelier Loidl zum prämierten Ende gedachten Brückenpark Müngsten. Was von der angedachten Konzeption realisiert wurde, möge jede selber überprüfen. Ich erinnere an die angekündigte Auenlandschaft und die Schwebefähre über die Wupper.
Zeitnähere Informationen zu diesem Thema gibt es in unregelmäßigen Abständen auf meiner Seite mit dem Titel: Tetti-News!
Wenn Sie nun den Rest dieser Seite lesen, so denken Sie bitte an dieses Vorwort. Der folgende Text entstand weit vor den derzeitigen Aktivitäten unter der Stahlbrücke. Die Thalbrücke einmal aus einer etwas anderen SichtAls höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands ist der stählerne Bau, der sich zwischen Solingen und Remscheid über das Tal der Wupper spannt, eine weithin bekannte Touristenattraktion. Jeder Besucher, ob Fremder oder Einheimischer, ist von der Konstruktion fasziniert, die trotz ihrer gewichtigen Größe fast zierlich wirkt. Erst in unmittelbarer Nähe spürt man die gewaltige Konstruktion. An einem vergangenen Sonntag, es war der 4. Mai 2003, gab es einen ganz besonderen Brückenzauber im Brückenpark. Etwas zur Geschichte der Brücke bei MüngstenAnfang August 1893 wurde mit dem Erdaushub am Bauplatz Schaberg begonnen.
22.3.1897 - feierliche Schlussnietung am Bogenscheitel. Nach einem "Erst wägen, dann wagen!" zogen alle 160 beteiligten Personen über die Brücke zur Remscheider Seite und feierten eine Party in der Gaststätte "Schloß Küppelstein". Welchen Rückweg die Teilnehmer der Feier genommen haben, ist nicht überliefert. 3.7.1897 - Die erste bekränzte Lokomotive fährt über die Brücke. 15.7.1897 - Einweihungsfeier der Kaiser Wilhelm-Brücke Dieser Seite fehlen noch viele Zeilen Text und die schon vorhandenen Bilder. Ich möchte den potentiellen Besucher hier und jetzt schon auf die Dinge vorbereiten, die er unter "der Brücke" vorfinden wird. Irgendwo habe ich einmal einen passenden Kommentar gelesen: "Man fühlt sich nicht angekommen!" Besser kann man den derzeitigen Zustand nicht beschreiben. Einerseits ist das Bauwerk einzigartig in Deutschland, andererseits empfinde ich das vorgefundene Umfeld alles andere als einladend. Die Zeit scheint hier vor Jahrzehnten stehengeblieben zu sein. Die angetroffenenen Gebäude sind größtenteils verfallen, der Begriff Ruine ist noch zu harmlos, da dieser schon wieder etwas Positives suggeriert. Die unvermeidlichen Andenkenshops haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Die vorhandenen Parkplätze bieten einen desolaten Zustand. Perfekt und gut ausgeschildert ist nur eine einsame Hightech-Toilette. Für das leibliche Wohl sorgt Nikos Biergarten - Ihr Restaurant unter der Müngstener Brücke, Griechische Spezialitäten, Restaurant, Imbiss, Pizzeria - , auch wenn ich unter Biergarten etwas anderes verstehe.
Vor ein paar Monaten wurden angehende Architekten von der Stadt Solingen zu einem Workshop eingeladen. Das Ziel sollten Entwürfe für eine anziehendere Gestaltung der Umgebung der Brücke sein. Angeblich haben diese Fachleute mittlerweile aufgegeben. Entschuldigung! Was ich hier zum Thema Entwicklung schreibe, ist alles nur Halbwissen, entnommen der lokalen Presse. Die Regionale 2006 lobte ebenfalls einen Wettbewerb aus, den Text hierzu fand ich zuerst an anderer Stelle. Die das Verfahren "Brückenpark Müngsten" betreuenden Stadtplaner veröffentlichten die Bewerbungsunterlagen. Sofern Solinger Bürger sich Gedanken zu diesem Punkt machen, wird häufig eine Fußgängerbrücke über die Wupper gewünscht. Kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber möglicherweise fehlt mir dieses Gefühl der Wupperquerung, welches zum Zeitpunkt des 100sten Geburtstages Dank der Hilfe des Technischen Hilfswerkes möglich war. Angeregt wird auch die Errichtung eines Pavillons mit Dokumenten vom Bau der Brücke. Warum nicht? Derzeit gibt es zu diesem Thema kaum etwas. Oder doch?
Vielleicht diese Tafel, die an den Besuch Seiner Majestät, des Kaisers Wilhelm II. am 12. August 1899 erinnern soll. Selbstverständlich darf der Stifter - Albert Lüttges - nicht unerwähnt bleiben. Mir fällt spontan nur eines ein: Der Kaiser war auch da? Zwei Jahre nach der offiziellen Eröffnung! Da war die Brücke doch anscheinend nur eine Nebensächlichkeit. Oder steckte mehr dahinter? Es gibt noch eine weitere Gedenktafel unterhalb der Brücke. 1953 beantragt, 1961 verwirklicht. Zum Thema Info-Pavillon finde ich vor Ort derzeit nur dieses:
Was mag dieser hölzerner Verschlag darstellen? Zu lesen ist -INFO-. Und: "Willkommen in Solingen, Ortsteil ....... Ausflugsz ...." der Rest ist unter dem Algenbewuchs kaum noch zu erkennen. Ein Biotop? Die hellen Spuren lassen vermuten, dass dieses Bauwerk derzeit zu anderen körperlichen Ertüchtigungen genutzt wird. Möglicherweise von Kindern, die dem sehr gut beschilderten Spielplatz entwachsen sind. Wer genau hinschaut, der erkennt die Vorausschau der Aufsteller. Eiserne Ösen auf Höhe des Daches scheinen die Entsorgung zu vereinfachen. Na dann. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um eine Toilette! Zur körperlichen Ertüchtigung der Verwachsenen gibt es auch hier einen Minigolfplatz. Der Zustand ist der Umgebung bestens angepasst.
Für heute schließe ich dieses unerfreuliche Kapitel. Egal: Die Müngstener Brücke ist dennoch einen Besuch wert. Parkplätze gibt es ausreichend und eine Wanderung nach Schloss Burg ist von hier aus sehr gut möglich. 60 Minuten liegt dieser Ort entfernt. Der Weg führt bis zum Wiesenkotten entlang dem rechten Wupperufer, und wer etwas genauer hinsieht, der findet neben Überresten einiger weiterer Solinger Schleifkotten noch andere interessante Dinge aus der nahen und fernen Vergangenheit.
Anschlag Kotten ·
Arnsberger Kotten ·
Teufelsklippen ·
Wiesenkotten ·
Unterburg ·
Seilbahn ·
Oberburg
Was hier noch fehlt: Hinweis auf die ehemals wichtige Rolle von Müngsten für die Solinger Industrie, ein paar Sätze zum Aussichtspunkt Diederichstempel auf der linken Wupperseite, der Diskothek Exit,...... Überzeugende Ingenieurleistung im 19. Jahrhundert, heute ein lästiges Übel oder ein verkanntes Kleinod? Ich tendiere zu einem Ausflugsziel mit einigem Potential: Müngsten, das erste Solinger Wasserwerk, das Bergische Elektrizitätswerk, Schleifkotten an der Wupper (Kirschberger Kotten, Schaltkotten, Anschlagkotten, Arnsberger Kotten, Wiesenkotten), Fischerei in der Wupper, Schloss Burg, ... alles liegt so nah beieinander und noch keiner hat es entdeckt. Es gibt kaum eine passendere Stelle in Solingen, wo man den Grundstein für den (ehemaligen) Aufstieg und Erfolg unserer Stadt dokumentieren könnte. Für Brücken-Sammler bietet Müngsten ebenfalls etwas. Nicht nur die bekannte höchste deutsche Eisenbahnbrücke ist bemerkenswert: neben einer alten steinernen Bogenbrücke, die heute im Schatten eines Stahlbeton-Neubaus nur noch für Fußgänger passierbar ist,
rostet ein anderes Bauwerk zum Kunstwerk dahin: die ehemalige Eisenbrücke der Ronsdorf-Müngstener-Schmalspurbahn. Hauptsächlich Kohletransporter querten hier einstmals die Wupper, Ziel war das ansässige Wasserwerk sowie das wenig später errichtete Bergische Elektrizitätswerk, die in Summe die Stadt Solingen mit den notwendigen Betriebsmitteln versorgten. ©2001-2006 Michael Tettinger - Mo. 24.09.2001 - Fr. 15.12.2006 |