Weinsbergtal
Ein empfehlenswertes Wandergebiet in Solingen.

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Johänntgesbrucher Mühle - Schleifkotten/Fruchtmühle

Zur Geschichte: Das Alter dieses ehemaligen Schleifkottens läßt sich heute nicht mehr feststellen; er dürfte um 1660 erbaut worden sein. Das stattliche Fachwerkhaus, das auf einem aus schweren Bruchstein erbauten Unterbau steht, ist noch vollständig in seiner ürsprünglichen Bauweise erhalten.

So sah die Johänntgesbrucher Mühle um 1905 aus.


Quelle: StA Solingen

Johänntgesbrucher Mühle - Winter 2001

So sieht der ehemalige Kotten im Winter aus..........
Der Standpunkt entspricht eher der alten Aufnahme.

Zeichnung: Autor ist leider unbekannt, aus Die Heimat 1960

»Wie aus verschiedenen Veröffentlichungen festzustellen ist, war die Familie Schaaf weit über ein Jahrhundert Eigentümer des Schleifkottens, der späteren Mühle zu Johänntgesbruch. Im Hebbuch des Solinger Rentmeisters Wilhelm Waßmann (1683-1684) ist ein Arnd Schaaf im Bruch genannt, der für seinen Schleifkotten 1/2 Goldgulden Wassererkentnis zahlte [4]. 1750 ist ein Arnold Schaaf im Bruch mit 56 Albus Wassererkenntnis veranlagt [5].

Wie aus einer Anzeige im Solinger Wochenblatt vom 5. Juli 1828 hervorgeht und ebenfalls aus einer Anzeige an gleicher Stelle vom 10. Dezember 1828 zu schließen ist, war die Familie Schaaf auch um diese Zeit noch an der Mühle beteiligt.

Am 5. Juli 1828 heißt es: "Auf Ersuchen der Eheleute Müller und Bäcker Wilhelm Böffert und Friederica Schaaf im Johänntgesbruch wohnhaft, wird Unterzeichneter die denselben zugehörige, Im Johänntgesbruch in der Gemeinde Höhscheid, in einer volkreichen Gegend des hiesigen Kreises gelegene Mahlmühle, nebst angebauter Wohnung, mit Stallung und 1 Morgen 98 Ruthen Hofraum, Garten, Wiese, Graben und Ackerland, am 7. dieses, 4 Uhr Nachmittag, bey Wirthen und Barrier-Empfänger Herrn Gottfried Schlechter zu Weeg, aus freier Hand öffentlich zum Verkauf ausstellen.

Die Mühle hat drei Mahlgänge, und wegen der vorbeifließenden Bach, welche zu der wasserreichsten der hiesigen Gegend gehört, keinen Mangel an Wasser, und kann daher auch vorteilhalft zum Fabrikgeschäft eingerichtet und benutzt werden.

Solingen, den 3. July 1828
J. Marchand, Notar."

Die Mühle wurde damals nicht verkauft, wie aus der Anzeige vom 10.12.1828 hervorgeht:

"Auf Anstehen des Messermachers Johann Peter Daniels Schaaf, zur Linden, und des Messermachers Benjamin Stamm, in der Königsmühle, wird zum Verkauf der im Johänntgesbroich gelegenen Mahlmühle sammt Zubehör, die Tagesfahrt am Samstag den 13. dieses, Nachmittags 3 Uhr, bei den Herren Gebrüder Schlechter zu Weeg vorbestimmt.

Solingen, den 6. December 1828
Joh. Christian Raffelsieper, Notar."

Johann Peter Daniel Schaaf und Benjamin Stamm waren wahrscheinlich Schwäger von Wilhelm Böffert, wie er auch genannt ist, und hatten ein Interesse an dem Verkauf der Mühle, an der sie, wie man vermuten kann, beteiligt waren.

Wenn es in der Anzeige vom 5. Juli heißt, daß die Mühle keinen Mangel an Wasser hatte, so erkennt man in den Niederschriften zur Gewerbesteuerveranlagung das Gegenteil. 1828 lesen wir, daß täglich nur ein Mahlgang benutzt werden konnte, daß der Wasserzufluß häufig nicht zureichend ist und daß wegen den auf dem Bach liegenden Schleifkotten täglich dem Wasser freien Lauf gelassen werden muß. Wie die Mühle um diese Zeit beschaffen war, geht aus der Niederschrift zur Gewerbesteuerveranlagung von 1831 hervor. Die Mühle lag damals wegen Baufälligkeit ganz unbenutzt und blieb für 1831 außer Anschlag [1].

Wie aus verschiedenen Anzeigen im Solinger Wochenblatt hervorgeht, betrieb Böffert neben der Mühle und der Bäckerei auch eine Wirtschaft. Verschiedentlich kündigte er Tanzmusik in seiner Wirtschaft an.

Der Nachfolger von Böffert oder Büffert, der Müller Jacob Dörschlen, * zu Rönsal, Sohn der Eheleute Schmied Jacob Dörschlen und Catharina Hevedehlen, starb im Johänntgesbruch am 2. August 1841 im Alter von 56 Jahren.«

Foto: Johänntgesbruch im Jahre 2010
  1. Stadtarchiv Solingen, Gem. Höhscheid, Az, M-6-3-IV spec.
  2. "Die Heimat" vom 3. September 1954
  3. "Solinger Tageblatt" vom 10.7.1951
  4. Bergische Heimatblätter der Bergischen Zeitung vom 16.10. und 6.11.1925
  5. Stadtarchiv FA 35/12, Bl. 8

Soweit Otto Bauermann in "Die Heimat", 1960, Seite 34. Fragen über Fragen: Dass ein Veräußerungsgegenstand nur in seinen Vorzügen angepriesen wird, dürfte nicht unbekannt sein, und das manchmal für die eine oder andere behördliche Stelle eine passende Erklärung angefertigt wird, dürfte nachvollziehbar sein. Die Wahrheit liegt möglicherweise in der Mitte der Ausführungen.

Den Namen Arndt Schaaf gibt es in dem von Bauermann angebenen Vaßmannschen Hebebuch gleich zweimal am Weinsberger Bach, leider beidesmal ohne den Zusatz Bruch.


©2001-2003 Michael Tettinger
Di. 25.12.2001 - Sa. 18.10.2003
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