Schleifkotten, Mühlen und Hämmer an den Solinger Bächen
Schellberger Bach: Hohenscheider Mühle

Schellberger Bach 1715
Ausschnitt aus der Karte von Erich Ploennies (1715)

Lage der Hohenscheider Mühle

Die Hohenscheider Mühle liegt am Schellberger Bach in der Nähe der Hofschaft Wüstenhof kurz vor der Mündung des Baches in die Wupper. Auf der Karte von Ploennies (1715) ist sie, wenn auch ohne Namen, als 'Mühl' eingezeichnet.

Geschichte:

Brotweg - Preußische Landesaufnahme 1893

Nach einem Wassertriebwerke-Verzeichnis der Bürgermeisterei Dorp von 1853 soll die Mühle um 1750 erbaut worden sein.[1] Dies wird nicht die erste Mühle an dieser Stelle gewesen sein. Sie war mit dem Haus Hohenscheid verbunden, der von ihr zum Haus Hohenscheid führende Weg wurde "Brotweg" genannt.

Albert Weyersberg: ZBGV Nr.53, 1922, S.90

Die Mühle gehörte zur Honnschaft Balkhausen und wurde früher Wüstenhofer Mühle, später Brochsmühle, dann Engelsmühle genannt.[2] Am 3. April 1795 heiratete J. Adolph Broch, der Sohn von Johann Broch in Wüstenhof, Anna Catharina Herder, Tochter des verstorbenen Gottfried Herder zu Schlicken.[3] Der Müller Joh. Adolph Broch gab im Jahre 1796 dem Honnschaftsvorsteher von Widdert auf seine Bitte folgende Erklärung ab:

»Ich Endesunterschriebener bezeuge andurch, daß ich mit meinen Eingesessenen der Honnschaft Balkhausen auf meiner Früchten Mahlmühle die Eingesessenen der Honnschaft Widdert nicht einmal bedarf. Zur Urkund dessen hab ich dieses eigenhändig unterschrieben so geschehen in der Wüstenhofer Mühlen den 4. Sept. 1796
Johann Adolph Broch«[4]

Die Hohenscheider Mühle hatte demnach genügend Mahlgäste, und war nicht auf die Einwohner von Widdert angewiesen. Im Kirchenbuch der Reformierten Gemeinde Solingen werden 1803 und 1805 Adolph Broch, Müller in Wüstenhof, und 1806 Anna Cath. Herder, Ehefrau von Adolph Broch "Müller in der Wüstenhofer Mühle" erwähnt. Das Register des Standesamtes Höhscheid verzeichnet 1818 Müller Johann Adolph Broch in der Brochs-Mühle. Um 1828 war Hermann Blasberg Eigentümer der Mühle, er wird auch in den Jahren 1842, 1845, 1846 und 1847 als Wirt in der Wüstenhofer Mühle genannt. Er war verheiratet mit Anna Catharina Hoffacker aus Wüstenhof. Die Tochter Rosine Blasberg wurde 1820 geboren und heiratete am 9. Oktober 1840 den aus Gräfrath stammenden 24 Jahre alten Carl Engels, Sohn des Messermachers Daniel Engels und seiner Ehefrau Anna Catharina Winke aus Gräfrath.[5]

10. Wüstenhofer Mühle
Gewerbesteuerrolle aus dem Jahre 1828 zitiert von Julius Günther in Bergische Heimatblätter 1928, Seite 65

In den Bergischen Heimatblättern von 1928 wird auf Seite 65 berichtet, daß die Hohenscheider Mühle ein oberschlächtiges oberschlägiges Wasserrad besaß und nur geringen wenig starken Zufluß hatte. Der Steuersatz betrug dementsprechend 1828 nur 2 6 Taler. Wie oben schon gesagt, war 1828 Hermann Blasberg Eigentümer der Mühle. Er muß vor dem 20. September 1853 verstorben sein, denn seine Witwe veranstaltete um diese Zeit einen öffentlichen Ball in der Mühle.[6]

Am künftigen Sonntag den 25 d. Mts. ist bei Unterzeichneter öffentlicher Ball. Unter Zusicherung prompter und reeller Bedienung ladet zur zahlreicher Theilnahme ergebends ein. Wüstenhofermühle, den 20. Sept. 1853. Wwe. Herm. Blasberg
Solinger Kreis=Intelligenzblatt, 24. September 1853

Ein Jahr später, 1854, hat der Schwiegersohn der Witwe Blasberg, Carl Engels, die Mühle übernommen[7];

Am Sonntag, den 1. October, findet in meinem Lokale öffentlicher Ball statt, zu welchem ich Freunde und Gönner höflichst einlade. Wüstenhofermühle, den 25. Sept. 1854. Wwe. Carl Engels
Solinger Kreis=Intelligenzblatt, 27. September 1854
Engels Carl, Müller und Bäcker, Wüstenhofermühle 301
Solinger Adressbuch 1869 - Dorp

er wird auch im Solinger Adreßbuch von 1869 als Müller und Bäcker in der Wüstenhofer Mühle Nr. 301, genannt. Carl Engels war der Urgroßvater von Friedrich Eugen Engels in Haan (geb. 1909), der als Konzert- und Oratoriensänger bekannt wurde.

Nach dem Tode von Carl Engels und seiner Ehefrau Rosine, geb. Blasberg, ließen die Erben im Januar 1895 den ganzen Besitz der Hohenscheider Mühle durch den Notar Rosenbaum verkaufen versteigern.[8] Die gesammten Immobilien hatten einen Wert von 8 400 Mark und bestanden aus der Wüstenhofer Mühle mit Hofraum und Garten (8 Ar u. 33 qm groß), ferner den Wohnhäusern Nr.9 und Nr.10 sowie dem Anbau Nr.11 mit Stallung und sonstigem Zubehör. Dazu gehörten noch ein Wasserstück 7 Ar, 53 qm, eine Holzung 68 Ar, 31 qm und ein Acker 38 Ar, 30 qm, ein Garten 17 Ar und 48 qm. Außerdem lag noch in der Gemeinde Höhscheid eine Holzung (1 Hektar, 95 Ar und 42 qm groß).

Neuer Eigentümer der Mühle wurde Karl Knecht von Wüstenhof. Durch Karl Knecht ging sie später in den Besitz der Stadt Solingen über. Der nächste Eigentümer der Hohenscheider Mühle war A. Hammesfahr von der Foche, dem auch Burg Hohenscheid gehörte. (Artur Hammesfahr kaufte um 1907 Hohenscheid.[2]) A. Hammesfahr starb vor wenigen Jahren jetzt ist die Firma Otto Kalkum u. Söhne Besitzer des Anwesens und hat es wieder im alten Stil herrichten lassen.

Die Familie Engels war im Besitz der Mühle bis zum Jahre 1935, danach erwarb Arthur Hammesfahr, nachdem er Burg Hohenscheid aufgeben musste, das Anwesen. Im Jahr 1961 veränderte er das Gebäude durch Anbauten, einige Teile ließ er abreißen. Er starb im Jahre 1975. Den durch zahlreiche Prozesse verschuldeten und heruntergekommenen Besitz erwarb die Fa. Otto Kalkum von der Hammesfahrtochter Wanda Tellering. Seit dem Jahre 1982 ist die Familie Bernd Zimmermann Besitzer der Mühle. Seitdem trägt sie auch wieder ihren ursprünglichen Namen 'Wüstenhofer Mühle'. [9]

Literatur und Quellen:

[1]
Verzeichnis der Wassertriebwerke der Bürgermeisterei Dorp 1853. Zit. in: Die Heimat 1970, S.21
[2]
Weyersberg Albert: Haus Hohenscheid bei Solingen. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 1922, Nr.53, S.90
[3]
Stadtarchiv Solingen 0-4, Hohenscheider Mühle
[4]
HStA Düsseldorf, Jülich-Berg III, Hofkammer Nr. 1243
[5]
Heiratsregister der Luth. Kirchengemeinde Solingen 1840, Nr.14
[6]
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 24. Sept. 1854
[7]
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 27. Sept. 1854
[8]
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 8. und 22. Dez. 1894
[9]
E-Mail Bernd Zimmermann, 21.1.2011

Hohenscheider Mühle, März 2005
Odentaler Weg, Hohenscheider Mühle, Westansicht - März 2005