Die Hohenscheider Mühle liegt am Schellberger Bach in der Nähe der Hofschaft Wüstenhof kurz vor der Mündung des Baches in die Wupper. Auf der Karte von Ploennies (1715) ist sie, wenn auch ohne Namen, als 'Mühl' eingezeichnet.
Nach einem Wassertriebwerke-Verzeichnis der Bürgermeisterei Dorp von 1853 soll die Mühle um 1750 erbaut worden sein.[1] Dies wird nicht die erste Mühle an dieser Stelle gewesen sein. Sie war mit dem Haus Hohenscheid verbunden, der von ihr zum Haus Hohenscheid führende Weg wurde "Brotweg" genannt.
Die Mühle gehörte zur Honnschaft Balkhausen und wurde früher Wüstenhofer Mühle, später Brochsmühle, dann Engelsmühle genannt.[2] Am 3. April 1795 heiratete J. Adolph Broch, der Sohn von Johann Broch in Wüstenhof, Anna Catharina Herder, Tochter des verstorbenen Gottfried Herder zu Schlicken.[3] Der Müller Joh. Adolph Broch gab im Jahre 1796 dem Honnschaftsvorsteher von Widdert auf seine Bitte folgende Erklärung ab:
»Ich Endesunterschriebener bezeuge andurch, daß ich mit meinen
Eingesessenen der Honnschaft Balkhausen auf meiner Früchten Mahlmühle
die Eingesessenen der Honnschaft Widdert nicht einmal bedarf. Zur Urkund
dessen hab ich dieses eigenhändig unterschrieben so geschehen in der
Wüstenhofer Mühlen den 4. Sept. 1796
Johann Adolph Broch«[4]
Die Hohenscheider Mühle hatte demnach genügend Mahlgäste, und war nicht auf die Einwohner von Widdert angewiesen. Im Kirchenbuch der Reformierten Gemeinde Solingen werden 1803 und 1805 Adolph Broch, Müller in Wüstenhof, und 1806 Anna Cath. Herder, Ehefrau von Adolph Broch "Müller in der Wüstenhofer Mühle" erwähnt. Das Register des Standesamtes Höhscheid verzeichnet 1818 Müller Johann Adolph Broch in der Brochs-Mühle. Um 1828 war Hermann Blasberg Eigentümer der Mühle, er wird auch in den Jahren 1842, 1845, 1846 und 1847 als Wirt in der Wüstenhofer Mühle genannt. Er war verheiratet mit Anna Catharina Hoffacker aus Wüstenhof. Die Tochter Rosine Blasberg wurde 1820 geboren und heiratete am 9. Oktober 1840 den aus Gräfrath stammenden 24 Jahre alten Carl Engels, Sohn des Messermachers Daniel Engels und seiner Ehefrau Anna Catharina Winke aus Gräfrath.[5]
In den Bergischen Heimatblättern von 1928 wird auf Seite 65 berichtet,
daß die Hohenscheider Mühle ein
oberschlächtiges
oberschlägiges Wasserrad
besaß
und nur geringen wenig starken Zufluß hatte. Der Steuersatz betrug dementsprechend
1828 nur 2 6 Taler. Wie oben schon gesagt, war 1828 Hermann Blasberg
Eigentümer der Mühle. Er muß vor dem 20. September 1853 verstorben sein,
denn seine Witwe veranstaltete um diese Zeit einen öffentlichen Ball in
der Mühle.[6]
Ein Jahr später, 1854, hat der Schwiegersohn der Witwe Blasberg, Carl Engels, die Mühle übernommen[7];
er wird auch im Solinger Adreßbuch von 1869 als Müller und Bäcker in der Wüstenhofer Mühle Nr. 301, genannt. Carl Engels war der Urgroßvater von Friedrich Eugen Engels in Haan (geb. 1909), der als Konzert- und Oratoriensänger bekannt wurde.
Nach dem Tode von Carl Engels und seiner Ehefrau Rosine, geb.
Blasberg, ließen die Erben im Januar 1895 den ganzen Besitz der
Hohenscheider Mühle durch den Notar Rosenbaum verkaufen versteigern.[8] Die
gesammten Immobilien hatten einen Wert von 8 400 Mark und bestanden
aus der Wüstenhofer Mühle mit Hofraum und Garten (8 Ar u. 33 qm groß),
ferner den Wohnhäusern Nr.9 und Nr.10 sowie dem Anbau Nr.11 mit Stallung
und sonstigem Zubehör. Dazu gehörten noch ein Wasserstück 7 Ar, 53 qm,
eine Holzung 68 Ar, 31 qm und ein Acker 38 Ar, 30 qm, ein Garten 17 Ar
und 48 qm. Außerdem lag noch in der Gemeinde Höhscheid eine Holzung (1
Hektar, 95 Ar und 42 qm groß).
Neuer Eigentümer der Mühle wurde Karl Knecht von Wüstenhof. Durch Karl Knecht ging sie später in den Besitz der Stadt Solingen über. Der nächste Eigentümer der Hohenscheider Mühle war A. Hammesfahr von der Foche, dem auch Burg Hohenscheid gehörte. (Artur Hammesfahr kaufte um 1907 Hohenscheid.[2]) A. Hammesfahr starb vor wenigen Jahren jetzt ist die Firma Otto Kalkum u. Söhne Besitzer des Anwesens und hat es wieder im alten Stil herrichten lassen.
Die Familie Engels war im Besitz der Mühle bis zum Jahre 1935, danach erwarb Arthur Hammesfahr, nachdem er Burg Hohenscheid aufgeben musste, das Anwesen. Im Jahr 1961 veränderte er das Gebäude durch Anbauten, einige Teile ließ er abreißen. Er starb im Jahre 1975. Den durch zahlreiche Prozesse verschuldeten und heruntergekommenen Besitz erwarb die Fa. Otto Kalkum von der Hammesfahrtochter Wanda Tellering. Seit dem Jahre 1982 ist die Familie Bernd Zimmermann Besitzer der Mühle. Seitdem trägt sie auch wieder ihren ursprünglichen Namen 'Wüstenhofer Mühle'. [9]