Schleifkotten an der Wupper - Hohlenpuhler Kotten |
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Ein weiterer interessanter Zeitungsartikel wurde Mitte 1942 in den Düsseldorfer Nachrichten publiziert. Interessant deshalb, Ende 1941 erschien ein fast gleichlautender Artikel im General-Anzeiger. Farblich markiert habe ich die Änderungen (es wurde hauptsächlich etwas hinzugefügt) gegenüber dem mir bekannten "Original". WupperkottenstreifzugDer "Hohlepuhler Kotten" auf dem Höhscheider Notgeldscheinen - Die Geburtstätte der Solinger GesenkschmiedenDüsseldorfer Nachrichten vom 16.2.1942Zu besonderen Wahrzeichen des Bergischen Landes gehören die zahlreichen Wupperschleifkotten am mittleren Lauf des "bunten Flusses". Sie können zum größten Teil auf ein hohes Alter zurückblicken, und man darf sie mit als Wiegen der in aller Welt berühmten Solinger Schneidwarenindustrie bezeichnen, gibt es doch eine Reihe von bekannten Solinger Firmen, zu denen der Grundstein von den Ur-Vorvätern der heutigen Besitzer in einem solchen Kotten gelegt wurde. Bewegt und vielfach auch von den Stürmen der Zeit umtobt, war das Schicksal dieser Arbeitsstätten, in denen Generationen alter Solinger Schleifergeschlechter und wohl die besten Fachkräfte, welche die Klingenstadt hatte, tätig waren. Eng verbunden mit ihrer Geschichte ist auch die Entstehung und Entwicklung all der hübschen und sauberen bergischen Ortschaften an diesem Teil der Wupper mit dem Musterdorf Rüden-Friedrichstal im Mittelpunkt. Eng mit der heimischen Scholle verbunden, haben hier die alteingesessenen Familien seit Jahrhunderten ihre Heimat. Nun ist von der "Kottenromatik" verklungener Zeiten heute nur noch recht wenig übrig geblieben. Die fortschreitende Technik ersetzte die Heimarbeit der Schleifer teilweise durch Fabrikarbeit. An manchen Stellen dreht sich das früher von Wasserkräften getriebene Kottenrad nicht mehr und ist durch elektrische Kraftanlagen ersetzt. Teilweise machen sich auch Verfallserscheinungen bemerkbar und in den Zeiten des größten deutschen wirtschaftlichen Niederganges gingen nur noch wenige Schleifer ihrer Beschäftigung nach. Heute aber herrscht in den meisten Kotten wieder reges Leben. Die noch bestehenden zu erhalten, liegt unbedingt im Interesse der bergischen Heimat. So befinden sich im Stadtbereich Solingen, von der Leichlinger Grenze bei Haasenmühle bis zum Wuppertaler Hoheitsgebiet, auf der rechten Wupperseite, noch folgende Kotten: Wipper- Hohlepuhler, Unten- und Oben-Friedrichstaler, Unten- und Obenrüdener, Heiler-, Auer-, Balkhausener, Wiesen, Arnsberger, Anschlags-, Schalt-, Kirschberger-, Königs-, Werter-, Lechmigs- und "Zweiter Kotten", sowie die Auermühle. Opfer von Feuersbrünsten wurde der einst sehr bekannte Bielsteiner-Kotten, niedergelegt der Schwarzwaager-Kotten unterhalb von Burg an der Wupper, während der Neuenkotten keine Wasserkraftanlage mehr besitzt. Die meisten haben ihre Namen von der Ortschaft erhalten, in deren Nähe sie liegen oder nach der Familie früherer Besitzer Wie interessant vom heimatgeschichtlichen Standpunkt und der Vergangenheit betrachtet, eine Kottengeschichte sein kann, mögen nachstehende beiden Beispiele beweisen. Zunächst ein kurzer Ausschnitt aus der Geschichte des Hohlepuhler Kottens in der Nähe von Rüden. Er ist mit einer der ältesten. Mit der Errichtung des ersten Gebäudes wurde vor rund 300 Jahren begonnen. Mehrfach, zuletzt im Jahre 1858, brannte er aber bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Gebäude fällt jedem Besucher des Wuppertals durch seine eigenartige Lage auf. Der Bauplatz mußte dem Gestein abgerungen werden, und an der Hinterfront ragen heute noch Felsen steil empor. Die obere Hälfte der Rückwand besteht fast nur aus Felsgestein. Welche Gründe die Erbauer zur Wahl gerade dieses Platzes veranlaßt haben, ist schwer zu erklären, den 30 bis 40 Meter flußabwärts befindet sich noch genügend freies Gelände. Auch der Anmarschweg ist nicht einfach. Wupperaufwärts ragen die gefährlichen "Hohlepuhler Kleppen" steil empor. Nur ein schmaler Fußweg führt daran entlang. Er war früher so eng, daß teilweise zwei Personen nicht aneinander vorbeigehen konnten. Dabei gab es für die beschäftigten Schleifer, die auf dem Hin- und Rückwege zur Arbeitstelle ihre Lasten tragen mußten, keine andere Möglichkeiten. Um den Kotten haben sich heftige Kämpfe zwischen den Wupperschleifern und dem jeweiligen Besitzer von Haus Nesselrath abgespielt, wenn die Nesselrather Abgaben verlangten und keine Gegenleistungen bieten wollten. Bei der Besetzung des Bergischen Landes im Jahre 1806 hob Napoleon diese Gerechtsame auf. Als der Korse aber nach den Befreiungskriegen verschwunden war, schickten die Nesselrather erneut einen Abgesandten mit Zahlungsaufforderungen. Als dieser nicht bald verschwinden wollte, ergriffen die Schleifer den "Ohrtspohn" (Kottenknüppel) und verteidigten ihre Ansichten. Seitdem hat keiner mehr hier Zins gezahlt. Eine große Rolle spielte weiter in der Vergangenheit des "Hohlepuhler" Kottens die Eigentümerfrage. So gab es durch Erbfolge teilweise nicht weniger als 25 Teilhaber, von denen einige allerdings nur über ein Zweiunddreißigstel oder noch geringere Anteile verfügten. Eine solche "Vielherrigkeit" wirkte sich natürlich sehr nachteilig aus. Der eine Mitbesitzer lehnte Unterhaltungsverpflichtungen ab, der andere erkannte sie an. So war teilweise der Kotten betriebsfähig, auf der anderen Seite zeigte er Verfallserscheinungen. Schließt er einmal seine Pforten wird die Erinnerung an ihn aber auf den alten Notgeldscheinen der ehemaligen Stadtgemeinde Höhscheid, welche in der Inflationszeit ausgegeben wurden, fortleben. Jedenfalls verkörpert der "Hohlepuhler Kotten" ein gutes Stück Schleifer- und Heimatgeschichte unserer Wupperberge. Im Artikel wird anschliessend noch auf den Unten-Friedrichstaler Kotten eingegangen - ebenfalls mit einigen Änderungen..... Die im Titel genannte Geburtstätte der Solinger Gesenkschmieden bezieht sich auf diesen Kotten. Ich habe einmal in unserem Archiv gesucht, es gibt tatsächlich diese Notgeldscheine mit dem Abbild vom Hohlenpuhler Kotten. Ausschnittsvergrößerung (rechts unten). Abgebildet ist der Hohlenpuhler Kotten. Der nächste Zeitungsartikel stammt aus dem Jahre 1943 >>Rheinische Landeszeitung - Neuer Besitzer |
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©2002 Michael Tettinger, Mo. 20.05.2002, letzte Änderung: Sa. 10.08.2002 |