Im Wuppertal bei Glüder, Teil II
Verzweifelte Suche nach Kohlen
»Ein Stück Geschichte spricht auch aus dem Walde, der jenseits der Wupper unterhalb Glüder liegt und in den Karten als „Schwarzer Siefen“ bezeichnet ist. Der gesamte Bergabhang gehörte zu dem Rittersitze Bechhausen, der im 18. Jahrhundert im Besitze derer von Hücking war. In der Kirche zu Witzhelden befinden sich Grabplatten des Adam von Hücking, der 1704 starb, und seiner Ehefrau Charlotte Sophie von Bawyr, die 1740 starb und von Caspersbroich stammte. Schon Adam Hücking soll versucht haben, im "Schwarzen Siefen" Kohlen zu schürfen. Mit noch größerem Eifer ging aber sein Sohn Johann Bertram Ferdinand vor, der um etwa 1740 zwei Stollen anlegte, die noch zu sehen sind. Im Jahre 1772 erneuerte der Messerschmied Flügel aus Solingen den Versuch, und einige Jahrzehnte später bildete sich zur Ausbeutung eine Gewerkschaft. Der Gerichtsschöffe Christian Grüber aus Waldbreitbach unternahm im Jahre 1826 einen solchen Versuch, und ein weiterer folgte in den 40er Jahren (des 19. Jahrhunderts) von mehreren Solingern. Allen kostete das Unternehmen Geld und das war alles, was sie später noch an ihr Arbeiten erinnerte.«
Bau der Sengbachtalsperre
»Ueber 5 Jahrzehnte lag dann das Tal in ziemlich stiller Ruhe. Nur ab und zu kamen einige Naturfreunde oder Jäger aus der Stadt dorthin. Ueber die Brücke zogen die Witzheldener Butterbauern in Trupps nach Solingen und brachten eigentlich das meiste Leben. Aber plötzlich folgte der Ruhe stetes Leben, und zwar als in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Stadt Solingen dazu überging, im Sengbachtale bis hinauf nach Höhrath Gelände anzukaufen, um den Bach, der in alter Zeit der "goldene Forellenbach" hieß, aufzustauen und mit seinem Wasser die Stadt und einen großen Teil ihrer Umgebung mit Wasser zu versorgen. In den Tälern verschwanden die Kotten.
Bald ächzten dort Lokomotiven und andere Maschinen und Hunderte von Menschen fast aller Nationen waren geschäftig wie ein Ameisenhaufen, um gewaltige Erdmassen zu bewegen und die 32 Meter hohe Mauer der Sperre zu errichten. Der Strohnerberg erhielt einen Stollen, durch den das Wasser an die andere Seite - auf den Strohnerhof zu - geleitet wird. Dort wurden auch die Turbinen eingebaut, die zu einem großen Teil des Abends die Lichtspender für Solingen sind.«
Die Turbinen wurden selbstverständlich nicht in dem tatsächlich vorhanden Stollen eingebaut, ein eigenes Gebäude wurde errichtet. Wie Schmidt auf die 32 Meter für die Mauerhöhe kommt, bleibt sein Geheimnis: Es sind 43 Meter von der Gründungssohle an gerechnet, die die Arbeiter Stein für Stein aufschichten mußten!
»Neues Leben ist im Wuppertale bei Glüder erwacht. Wer auf der Höhe von Pfaffenberg Berge und Täler überblickt, dem winkt von Ferne Schloß Burg und seidlich rechts sieht er den großen Wasserspiegel der Talsperre. In das erhebend schöne Landschaftbild fügen sich beide ein wie Edelsteine.«
Was für eine Beschreibung. Leider finden wir heute auf dem Pfaffenberg keine Stelle mehr, von der aus Schloß Burg und die Talsperre zu sehen sind. Die heute reichlich vorhandene Bewaldung verhindert den Blick auf die beiden "Edelsteine". Meine Aussage stimmt nicht ganz, Schloss Burg ist noch sichbar.
Die Fotografie vom Naturfreundehaus Pfaffenberg (um 1928) verdeutlicht das Beschriebene. Rechts neben dem Schornstein kann man noch die Talsperrenmauer und den Wasserspiegel erkennen. Die Bewaldung war zu dieser Zeit noch sehr spärlich. 75 Jahre später sieht es hier etwas anders aus. Nicht nur die Bäume haben zugelegt, auch das Haus ist gewachsen.
Naturfreundehaus Pfaffenberg, 1. Februar 2002 |