Schleifkotten an der Wupper - Dritter Kotten

Teufelsbrücke

Bei Hendrichs heisst es einfach nur Fußgängerbrücke, 80 Jahre später schreibt Herbert Weber im Solinger Tageblatt vom 7. Oktober 2002:

Story fast wie in Dallas:
Gezerre um Teufelsbrücke

Im Friedenstal ging es zwar nicht um Öl-Dollars, aber um Brückengeld. Bis vor rund 25 jahren gingen Fußgänger dort über die Brücke.

Foto: Die alte Teufelsbrücke wurde 1975 abgerissen
Abb.: 1 - Die alte Teufelsbrücke wurde 1975 beim Bau der L 74 durch eine neue Fußgängerbrücke ersetzt. (ST-Archivfoto)

»Vor rund 25 Jahren wurde sie abgebrochen und durch eine Betonbrücke ersetzt, die sogenannte Teufelsbrücke im Friedenstal. Grund war die Verlegung des Wupperbettes. Diese war wiederum notwendig geworden durch den Bau der L74 zwischen Sonnborn und Müngsten. Erbaut wurde der alte Fußgängersteg um 1899 durch den Cronenberger Bürger Wallbrecher. Unmittelbar neben der Brücke stand der "Dritte Kotten". Hier wurde noch bis zur Jahrhundertwende gearbeitet. Reste waren bis zur Wupperverlegung nach Westen noch sichtbar.

Vor dem Bau des Eisenstegs gab es im Friedenstal eine Holzbrücke. Doch in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts fiel sie einem Hochwasser zum Opfer.

Zeichnung: 1922
Der Dritte Kotten vor 1923. Links die Teufelsbrücke
(Zeichnung: Artur Uellendall)

Vor 100 Jahren bot Wallbrecher die Brücke dem Wirt [Meyer Anm.:mte] im Friedenstal zum Kauf an. Der zögerte aber etwas zu lange, und Wallbrecher verkaufte danach den Eisensteg an das Bergische Elektrizitätswerk von Paffrath. Nun zeigte Meyer wieder Interesse an einem Kauf. Doch Paffrath erwiederte, Meyer könne den Steg nach Belieben nutzen, solange er für den Unterhalt sorge.

Das ging gut bis zum Jahre 1907. Am 5. Februar jenes Jahres kündigte das Elektrizitätswerk die kostenlose Benutzung auf. Verlangt wurde eine Pacht von 120 Mark im Jahr. Falls Meyer nicht zahlen wolle, werde die Brücke abgebrochen und am E-Werk in Müngsten wieder aufgebaut, da dort ein Übergang fehle. Die Brücke könne man nur bestehen lassen, wenn eine entsprechende Miete gezahlt werde. Meyer könne dann seinerseits für eine Benutzung durch Dritte ein Brückengeld erheben.

Bürgermeister und Landrat eingeschaltet

Meyer wandte sich hilfesuchend an den Gräfrather Bürgermeister Bartlau. Er meinte, die Brücke werde zur schönen Jahreszeit von vielen Spaziergängern benutzt. Somit liege ein öffentliches Interesse zur Erhaltung der Brücke vor. Akten über die Rechte konnten nicht gefunden werden.

Der inzwischen zusätzlich eingeschaltete Landrat zog sich mit der Bemerkung aus der Verantwortung, die Wegnahme der Brücke werde zweifelsohne statthaft sein, wenn der frühere Fußgängersteg wiederhergestellt werde. Fraglich sei, ob diese Wiederherstellung von dem Kottenbesitzer verlangt werden könne.

Und da biß sich die Schlange in den Schwanz, denn Besitzer des Dritten Kottens war inzwischen Paffrath. (Er hatte viele oberhalb seines E-Werks gelegene Kotten aufgekauft, um sich das Gefälle fürs E-Werk an der Grunenburg zu sichern.) Auch Nachfragen in Cronenberg brachten keine Aufklärung. Von Auflagen beim Verkauf der Brücke wegen einer Benutzung durch die Öffentlichkeit war dort nichts bekannt. Im Übrigen, so die benachbarte Gemeinde Cronenberg, habe man an der Erhaltung der Brücke ein Interesse.

Wichtig für Cronenberg und Gräfrath

Meyer wahr wohl bereit, jährlich etwa zehn Mark zu zahlen, da er die Brücke selbst nur selten benutze. Für die Allgemeinheit sei sie von größerem Interesse. Sie diene dem Verkehr zwischen Cronenberg und Gräfrath. Alle zur Brücke führenden öffentlichen Wege würden bei einer Sperrung oder einem Abriß zwecklos.

Aber es blieb beim Schulterzucken von Bürgermeister und Landrat. Bartlau schrieb dem Landrat, es werde Meyers Sache sein, sich mit dem E-Werk zu einigen. Ein amtliches Vorgehen erscheine aussichtslos.

Damit schließt sich die Akte "Teufelsbrücke". Man scheint sich endlich doch geeinigt zu haben, denn schließlich blieb die Fußgängerbrücke im Friedenstal stehen.

Warum hieß sie eigentlich "Teufelsbrücke"? Da kann man nur vermuten, dass der Name von den oberhalb der Brücke gelegenen "Teufelsklippen" entlehnt wurde. Der Steg wurde 1975 beim Bau der L74 durch eine neue Fußgängerbrücke über die Brücke ersetzt.«

Foto: 1975 im Bau: die Betonbrücke im Friedenstal Abb.: 2 - Die Betonbrücke im Friedenstal, 1975 im Bau (ST-Archivfoto)

Soweit der Rückblick von Herbert Weber. Ein interessanter Beitrag, nur wer kennt heute noch die Zusammenhänge? Kotten, Wirt (lässt auf eine Gaststätte schließen), E-Werk und wer mag der Cronenberger Bürger Wallbrecher gewesen sein, der so einfach eine Brücke über die Wupper errichtete!

In einem Nivellement vom Steuer-Inspektor Stahlschmidt, angelegt im Sommer 1889 (Stadt Archiv SG, VII H 208), steht: Dritte Kotten, 2 Schleifereien von Herm. Schaberg und Gebrüder Walbrecht, 2 unterschlägige Wasserräder, Durchmesser 4,33 m, Schaufeln 1,24 m lang, 0,36 m hoch, Umdrehungen 19 pro Minute, Arbeitszeit 10 Stunden.

Foto: Peter Wallbrecher Wallbrecher oder Walbrecht, die Namen dürften die gleiche Person beschreiben, ergo Eigentümer des Kottens. Den Namen Schaberg nennt auch Hendrichs 1922. Meine Vermutung zu dem Namen Wallbrecher stimmt. Vorfahren der heutigen Firma Walkron in Wuppertal-Cronenberg waren mit dem Dritten Kotten verbunden. Ob der Firmengründer (1825) Peter Wallbrecher hier schon arbeitete oder arbeiten ließ, konnte bisher noch nicht geklärt werden. Werner Wallbrecher machte mich auf einen älteren Zeitungsartikel aufmerksam, der am 5.6.1971 ebenfalls im Solinger Tageblatt erschien. Titel: "Um die "Teufelsbrücke" bei Friedenstal hart "gekämpft" Fazit: Das ST schreibt Geschichte(n).

Auch heute noch kann der Spaziergänger an dieser Stelle die Wupper überqueren. Abbildung 2 zeigt die Wuppertaler Seite der Wupper zur Bauzeit der L74. Das Rohr zur Linken zwängt später den Burgholzbach in sein projektiertes Schicksal, rechts ist die neue Fußgängerbrücke zu sehen. Nebenbei entsteht eine Unterführung. Dahinter versteckt, während die Autos über die L 74 fahren, finden wir heute die Reste des Kremershammer, der 1607 von Peter Eschbach aus Schwabhausen gegründet wurde.

Foto: Mündung des Burgholzbaches 2002 Die Mündung des Burgholzbaches im Jahre 2002; die abgeschrägte Betonröhre ist kaum noch zu erkennen.

Von Oben zum Holz ist es nur ein halbstündiger Fußmarsch, ein schmaler asphaltierter Feldweg schlängelt sich entlang dem Flockertsholzer Bach gen Richtung Wupper. Vorbei an einigen mehr oder minder bewirtschafteten Fischteichen endet der befahrbare Weg an einem einsamen Haus - Friedenstal lautet die Inschrift. Von dort geht es per Pedes zur Brücke. Die deutsche Gründlichkeit zeigt hier ihre Spuren, alles ist perfekt ausgeschildert. Keiner soll später sagen können, dass die Vorfahrt nicht ausgewiesen ist. Auf den beschwerlichen Rückweg weise nur ich hin.

Ansichtskarte Haus Friedenstal bei Gräfrath
Ausflugsort · Haus Friedenstal bei Gräfrath
Inh.: Robert Färber. Einer der schönsten Punkte des Berg. Landes zwischen Sonnborn und Kohlfurther Brücke mit ca. 1000 Sitzplätzen.
Kunstverlag E. W. Gley, Elberfeld

Aus welcher Zeit die Ansichtskarte stammt, weiß ich bisher nicht genau, vermutlich 1920er Jahre. Viel hat sich nicht verändert, nur die Gaststätte hat ihre Pforten geschlossen. Sie muss damals ein sehr begehrter Anlaufpunkt gewesen sein, 1000 Sitzplätze!

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©2002-2003 Michael Tettinger, Mo. 14.10.2002, letzte Änderung: Mo. 10.05.2004
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