Schleifkotten an der Wupper - Dritter Kotten

Teufelsbrücke

Herbert Weber erinnerte im Solinger Tageblatt vom 7. Oktober 2002 an das Gezerre um die Teufelsbrücke. Es war nicht der erste Artikel zu diesem Thema. Im Solinger Tageblatt vom 5.6.1971 erschien schon einmal ein fast gleichlautender Titel. Ob Weber ebenfalls der Autor war, geht aus dem älteren Artikel leider nicht hervor. Er war es!

Um die "Teufelsbrücke" bei Friedenstal hart "gekämpft"

Seit der Jahrhundertwende verbindet sie Gräfrather mit Cronenberger Gebiet

»Eine der wenigen noch bestehenden Fußgängerbrücken über die Wupper ist die zu Friedenstal, auch "Teufelsbrücke" genannt. Sie verbindet Gräfrather mit Cronenberger Gebiet. Unmittelbar neben der Brücke stand früher der sogenannte "Dritte Kotten". Bis etwa zur Jahrhundertwende wurde noch darin gearbeitet. Dann verfiel er. Zum Kotten gehörte auch ein Holzsteg über die Wupper. Er war bis etwa Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts vorhanden, wurde dann aber durch Hochwasser weggeschwemmt.

Die neue Brücke wurde durch einen Wallbrecher aus Cronenberg erbaut. Dieser bot sie im Jahre 1899 dem Wirt Gustav Meyer zu Friedenstal zum Kauf an. Dieser ging aber zunächst nicht darauf ein, so daß schließlich Wallbrecher die Brücke zum Preis von 300 Mark an das Bergische Elektrizitätswerk von Paffrath verkaufte. Meyer wollte jetzt seinerseits die Brücke erwerben. Paffrath jedoch meinte, Meyer könne die Brücke nach belieben neutzen, solange er für den Unterhalt sorge.

Am 5. Februar 1907 erhielt dann Meyer ein Schreiben des BEW, in dem dieses die kostenlose Benutzung aufkündigte. Es verlangte die enorme Pachtsumme von 120 Mark im Jahr. Falls Meyer nicht bezahlen wolle, werde die Brücke abgebrochen und in der Müngstener Zentrale wiederaufgebaut. Dort sei eine Brücke notwendig. Man könne die Brücke im Friedenstal nur bestehen lassen, wenn eine entsprechende Miete gezahlt werde. Meyer könne dann ja seinerseits für die Benutzung durch Dritte ein Brückengeld erheben.

Meyer erschien das Verlangen nicht gerechtfertigt, so daß er sich hilfesuchend an den Gräfrather Bürgermeister Bartlau wandte. Er meinte, die Brücke werde zur schönen Jahreszeit von vielen hundert Spaziergängern benutzt. Deshalb liege ein öffentliches Interesse zur Erhaltung der Brücke vor.

Es stellte sich heraus, daß alte Akten, die einiges über die Rechte aussagen würden, nicht vorhanden waren. Der Landrat, der eingeschaltet worden war, wandte ein, wenn der frühere Fußgängersteg wiederhergestellt werde, so werde die Wegnahme der Brücke zweifellos statthaft sein. Ob die Wiederherstellung jedoch von dem früheren Kottenbesitzer verlangt werden könne, sei fraglich.

Nachfragen in Cronenberg brachten auch keine weitere Aufklärung. Es war nicht festzustellen, ob bei dem Brückenverkauf an das BEW Auflagen für die Benutzung durch die Öffentlichkeit gemacht worden waren. Die Gemeinde Cronenberg teilte mit, sie habe an der Erhaltung der Brücke kein Interesse.

Gustav Meyer war wohl bereit, etwa 10 Mark jährlich zu zahlen, mehr aber nicht. Die Brücke brauchte er selbst nur selten. Er meinte, die Allgemeinheit habe ein größeres Interesse daran. Der Übergang vermittele den Verkehr zwischen Cronenberg und Gräfrath. Wenn er gesperrt oder beseitigt werde, so hätten die öffentlichen Wege, die zu der Brücke führten, keinen Zweck mehr.

Amtlich konnte man Meyer aber nicht helfen. Der Bürgermeister schrieb dem Landrat, es werde Sache von Meyer sein, sich mit dem BEW wegen des Pachtgeldes zu einigen. Ein amtliches Vorgehen zur Erhaltung der Brücke erscheine aussichtslos. Weiter wurde in der Brückenangelegenheit nichts bekannt.

Gastwirt Meyer scheint sich damals aber mit dem BEW geeinigt zu haben, denn die Teufelsbrücke dient auch heute noch dem Fußgängerverkehr zwischen beiden Ufern der Wupper«

Dieser Artikel verdeutlicht, wie durch erneute Wiedergabe Verfälschungen entstehen. 1971 heisst es: Bis Mitte der 80er Jahre gab es einen Holzsteg, welcher einem Hochwasser zum Opfer fiel. Wallbrecher aus Cronenberg errichtete die neue Brücke und bot sie 1899 zum Kauf an. 32 Jahre später erbaute Wallbrecher angeblich die Brücke im Jahre 1899. Druckfehler? Als Hinweis: Der Cronenberger Wallbrecher ließ im Dritten Kotten schleifen, war also auf die Brücke angewiesen. Ich vermute, die neuere Brücke dürfte unmittelbar nach dem Hochwasser errichtet worden sein, und als der Kotten Ende des 19. Jahrhunderts verfiel, wurde die Brücke nicht mehr benötigt. Was lag näher als die Brücke zu verkaufen? Warum der Kotten aufgegeben wurde, beschreibt Georg Hautzel in: Anker und Schwert, Den Anfang machte die Wupper, zur Geschichte der Stromversorgung in Solingen, Duisburg 1959, Seite 247:

»In Verbindung mit der "Gesfürel" hatte das BEW vor, oberhalb von Kohlfurth ein neues Wasserkraftwerk zu bauen. Sobald das Werk Müngsten nicht mehr ausreichte, sollten unterhalb des Lechmichskotten (der Kotten lag zwischen Kohlfurth und Friedenstal) ein neues Wasserkraftwerk und oberhalb zwei kleine Einzelwerke errichtet werden.

Das BEW kaufte hierfür den Zweiten Kotten, den Lechmichskotten, und den Dritten Kotten zu einem Preis von rund 122.300 M. Der Zweite und Dritte Kotten wurden bald abgerissen, der Lechmichskotten fiel im letzten Krieg einem Bombenangriff zum Opfer und brannte aus. Der Auerkotten, der heute noch besteht, wurde nicht mitgekauft, weil man die 800 m Entfernung von den anderen Gefällen als zu groß und den geforderten Preis von 46.000 Mark als zu hoch ansah. Die Werke sollten bei einem nutzbaren Gefälle von 6 m und einer mittleren Leistung von 522 PS ca. 1.725.000 kWh jährlich erbringen.«

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©2002-2003 Michael Tettinger, Mo. 14.10.2002, letzte Änderung: Sa. 30.08.2003
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