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Aus der Serie: Ein Schwein auf Reisen
Und dann auch noch eine Flugreise für das Erdenschwein.
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Ausflüge in Bali: Gunung Kawi
Am späten Vormittag erinnert ein Besuch im Holzschnitzerdorf
Tampaksiring, etwa 20 Kilometer nördlich von Ubud, an einen
Spießrutenlauf, wenn man vom Parkplatz zum Gunung Kawi, dem "Berg des
Poeten", spaziert. Die Händler entlang der 200 Meter langen Strecke sind
unerbittlich. Zum x-ten Mal: Want to buy very cheap? Erst nach Ankunft
an der langen Treppe werden es weniger. Doch noch immer lauern sie in
den Ecken und bieten sich, wenn sie nichts verkaufen können, schließlich
als Führer an.
Mit der Eintrittkarte erhält man einen gelben Hüftschal.
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Dieser heilige Ort ist ein Vermächtnis von König Udayana, der Bali von 988
bis 1007 regierte. Gunung Kawi liegt zu beiden Seiten des Baches Pakerisan,
eingebettet in ein Tal, welches über 315 steinerne Stufen erreicht wird.
Am Ende der Treppe wartet eine Brücke, die den Bach überquert. Erwarten
sie keine Einsamkeit in der Umgebung dieser Reisterrassen, die
Treppe ist von Verkaufsständen gesäumt. Auf unserem Rückweg, wir wurden
von einem Regen überrascht - die Regenzeit läßt grüßen -, nutzten wir
eine dieser Möglichkeiten zum Einkauf. Man kann es auch anders
beschreiben: Für den Kauf eines T-Shirts wurde uns ein Dach über dem
Kopf gewährt. Es war der erste Kontakt mit der Regenzeit auf Bali: Ein
interessantes Erlebnis, es regnet, für uns Mitteleuropäer kein neues
Erlebnis, aber die Intensität und die Temperatur des Regens weisen eine
andere Qualität auf. Es ist trotz der widrigen Umstände sehr angenehm.
Ich untertreibe etwas. Die anschliessende Klimaanlage im Auto gab meiner
etwas angeschlagenen Gesundheit den Rest, Husten und Schnupfen waren die
Folge. In den nächsten Tagen brachte die Hilfe einheimischer
Akkupressur ein wenig Hilfe.
Das Herzstück der zauberhaften Tempelanlage sind die fünf candi (um
1079), Grabdenkmäler, die in Felsennischen stehen. Sie sind dem König
Anak Wungsu und seinen Hauptfrauen gewidmet. Direkt gegenüber, durch den
heiligen Bach Pakerisan getrennt, verkörpern die vier candi
Gedenkstätten für seine Konkubinen, die er ebenfalls verewigt sehen
wollte. An der Fünfergruppe vorbei und durch einen Felsspalt hindurch
erreicht man den heiligen Bezirk mit einigen Eremitenzellen. Hier heisst
es: Schuhe ausziehen - oder retour. Die Begehung der Zellen ist nur
barfuß erlaubt.
Ich würde gerne noch mehr geschichtliche Fakten zu diesem interessanten
Ort anbieten, aber je mehr ich darüber lese, umso mehr frage ich mich,
wieweit ich der Indonesische Geschichtsschreibung, respektive der
Wiedergabe in den mir zur Verfügung stehenden Quellen Glauben schenken
kann. Jede Quelle glänzt mit anderen Jahreszahlen, Namen und
Verwandtschaftsgraden. Wenn ich etwas Zeit finde, dann werde ich das
Puzzle hier vorstellen. Vielleicht gelingt uns eine plausible Lösung.
Beispiel:
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Folgende Passagen sind dem Prospekt entnommen, welches man vor Ort beim
Besuch der Örtlichkeiten erhält. Wiedergeben habe ich die abgedruckte
englische Version. Die Originalversion ist auf Anfrage erhältlich.
GUNUNG KAWI
The Pakerisan river einds through the valley of Tampaksiring, 30 km from
Denpasar, and passes many a historic monument of bygone ages. At Gunung
Kawi an access road leads to the river, via a large archway and 315
steps that winds down into the valley.
The origin of the name "Gunung Kawi" ist not known, but "Gunung" means
mountain, and "Kawi" means poetry. Poetry in Bali is generally the
reciting of the old historic tales, so this "mountain" most likely
refers to the depth of history behind the ancient stone carvings in the
riverside cliffs.
Bali's golden of history was during the Warmadewa Dynasty, when strong
links where formed with Java. The Raja Udayana married a Javanese
princess, known as Gunapriya Dharma Patni. From this marriage came the
sons Erlangga and Anak Wungsu. When Erlangga died in the year 1041, the
Rejadom of East Java was divided in two. A Bhuddist priest known as Empu
Baradah was sent to Bali to bear tidings that Bali was to be given to
one of Erlangga's sons rule. However, Empu Kuturan refused the royal
mandate. Bali was ruled by the Raja Anak Wungsu from 1049 to 1077, and
under his rule was both prosperous and peaceful.
After the death of Anak Wungsu his ashes where stored one of the shrines
at Gunung Kawi. Above the entrance to this shrine is the engraving "Haji
tumah ing jalu" he Raja is entombed at Jalu. "Jalu" is the spur of the
fighting cock, shaped much the the same as the kris, or dagger. "Ing
Jalu" can be translated as "Kali Kris", which means the Pakerisan river.
Opposite the group of shrines which now form the temple is a series of
caves hewn out of rock, a monastery for Bhuddist priest dating back to
the 11th Century. The giant carved monuments which look over the river
were supposed to have been carved out of the rock by magic powers; Empu
Kuturan is said to have used only his fingernails to sculpt these grand
monuments to an era of spiritual giants.
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Reinhard Eisele/ Mathias Fiedler - Bali, sehen und erleben, 2.,
überarbeitete Auflage 1993, Südwest Verlag GmbH & CO. KG, München
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In der Folge sprechen die Geschichtsbücher von einer ostjavanesichen
Prinzessin Mahendradatta, einer Urenkelin jenes Sindok von Mataram. Sie
heiratet Udayana, einen Nachfahren des Warmadewa, dem jedoch nur die
Rolle eines Prinzgemahls zufällt. Dies mag einerseits rein
machtpolitische Gründe haben, denn von Java aus bestimmt Mahendradatta
die weiteren Geschicke Balis, vor allem auch auf kultureller Ebene.
Anderseits mag in dieser Position Mahendradattas auch ein Hinweis auf
matriarchalische Macht liegen, die vielen "Geschichten-Schreibern" nicht
so recht ins Bild einer traditionellen Männerdomäne passt. Eine Reihe
von Orten und Tempeln auf Bali bezieht sich auf dieses Herrscherpaar als
Stifter, Gründer oder in Legenden. Tatsache bleibt: Bali steht nun
endgültig unter javanesischem Kuratel.
Ein gewisser Dharmawangsa regiert zu Beginn des 11. Jahrhunderts das
von Kriegen gebeutelte Ostjava und von 1022 bis 1026 Bali. Aber längst
leuchtet ein anderer Stern am Himmel der javanisch-balinesischen
Geschichte: Raja Erlanga, der als einer der großen Herrscher beider
Inseln in die Geschichte eingeht. Er eint das gesamte Ostjava.
Altjavanisch wird auch auf Bali zur Staatssprache, königliche Dekrete
werden darin abgefaßt. Doch die wohl größte heute noch nallvollziehbare
Leistung liegt in der Übersetzung der beiden hinduistischen Epen des
Ramayana und des Mahabharata. Beide Epen zählen heute zur Weltliteratur,
und ihr Einfluß auf die weitere kulturelle und religiöse Entwicklung
Balis ist unverkennbar..... Kurz vor seinem Tod 1049 teilt Erlanga sein
Reich unter seinen beiden Söhnen auf....
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Die Zeitangabe zu Dharmawangsa (1022 bis 1026) kann nicht stimmen.
Dharmavamsa (oder auch Dharmawangsja bzw.
Dharmawangsa) war ein Ostjavanischer König, der ab ca. 985 herrschte.
Einem militärischen Vergeltungsschlag des Königreiches Srivijaya von
Sumatra fiel er um 1007 zum Opfer.
Dharmawangsas Königreich wurde von seinem Schwiegersohn Airlangga
(Erlangga) in den folgenden Jahren wieder aufgebaut. Airlangga übte sich
in den Jahren 1017 bis 1019 bei Einsiedlern in Askese. 1019 wurde er zum
Herrscher des kleinen Fürstentums Pasuruan (in der Nähe des Brantadeltas)
ausgerufen. Es dauerte aber noch bis 1028 für eine erste militärische
Offensive, deren endgültiger Erfolg sich dann 1035 einstellte.
"Kurz vor seinem Tod 1049 teilt Erlanga sein
Reich unter seinen beiden Söhnen auf..." Laut Javanesichen Chroniken hat
Erlangga um 1045 damit begonnen, die Fortdauer seines Reiches dadurch
zu sichern, dass er es unter zwei seiner Söhne aufteilte. Er kannte scheinbar
die Streitsucht dieser beiden und so erhielt der eine die Herrschaft über
den südlichen Teil
von Java (bekannt als Panjalu, Kadiri oder Daha) und der andere über den
nördlichen Teil (Janggala).
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Bali: Ausflüge
Bali: Ausflüge - Bedugul
©2000 Michael Tettinger
Letzte Änderung (Date of last modification)
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Di. 26.12.2000 17:12:04
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