»Auf dem Weg zur Müngstener Brücke taucht er plötzlich in dem satten Grün der bewaldeten Wupperhänge auf: ein kleiner tempelartiger, säulengetragener Pavillon.
1902 wurde er von dem ehemaligen Remscheider Direktor a.D., August Diederichs zu Bonn gestiftet und hatte keine weitere Funktion als der schönen Aussicht auf die Kaiser-Wilhelm-Brücke zu dienen. Der gleiche Aussichtspunkt im neugotischen Stil befindet sich bei Schloss Burg und bietet dem Besucher ein wunderschönes Panorama der bergischen Landschaft.
August Diederichs hat zu diesen seinen Geschenken verfügt, dass sie offen für jeden sein mögen, zu allen Tages- und Jahreszeiten, damit man Aussicht und Landschaft genießen könne.
Auch heute erfreuen sich viele Menschen daran: "Von dort aus schaue ich gern bei Sonnenschein ins Wupper-Tal", so A. Nork aus Solingen.
Schon der Spaziergang zu beiden Diederichs-Tempel ist spannend: Im schattigen Wald, am Berghang entlang, eröffnen sich immer wieder neue Perspektiven in die Landschaft. Im Aussichtstempel sollte man sich dann eine Verschnaufpause gönnen.
Nork, Rolf Heimann, Solingen«
Diese eindrucksvolle Beschreibung ist ein Zitat, ein Beitrag zur
Regionale 2006: Verborgene Schätze in Solingen.
Nachtrag
2008/9: Noch immer ist der Text der Regionale 2006 im Netz zu finden!
Dass der Tempel 1901 entstand und die Burger Version Diederichshöhe im
neuromanischen Stil angelegt ist, konnt man bisher noch nicht
korrigieren.
Der weithin sichtbare Tempel könnte für ein Deja-vu-Erlebnis herhalten. Auf dem Berghang "Am Schalt" zur Linken der Wupper gelegen, erinnert dieser Diederichstempel an ein verblüffend ähnlich erscheinendes Bauwerk in Umfeld von Schloss Burg. Es ist keine Sinnestäuschung: Diesen Aussichtstempel gibt es tatsächlich in zweifacher Ausfertigung. Gemein ist beiden eines: Der Stifter, und für Wanderer ist es nicht einfach, die sorgsam ausgesuchten Standorte für diese Aussichtsplattformen aufzusuchen.
Den Besuch müsste man eigentlich anders beschreiben: Auf Ab- bzw. Aufwegen!
Wie finden wir diesen Tempel? Neben der heutigen Bundesstraße 229, wo diese in Müngsten die Wupper überquert, steht noch eine ältere Steinbrücke, die beim Bau der neuen Straßenbrücke 1973 restauriert wurde. Erbaut in den Jahren 1847/48, im Zusammenhang mit der neuen Straßenführung über Felsenkeller und Eulswaag, diente sie bis 1963 dem Verkehr zwischen Solingen und Remscheid und umgekehrt, war diesem jedoch schließlich nicht mehr gewachsen. Zehn Jahre lang, von 1963 bis 1973, lief der Verkehr deshalb über eine Behelfsbrücke, die jeweils zur Hälfte der Stadt Solingen und der Stadt Remscheid gehörte und durch den Bau der jetzigen Betonbrücke ersetzt wurde.
„Auf derjenigen Klippe, welche sich dicht unterhalb der Mündung des Reinshagener Bachs aus der Wupper erhebt …“ August Diederichs überließ nichts dem Zufall, als er den Standort für seinen Aussichtstempel in einem eigens aufgesetzten Vertrag festlegte. Der gebürtige Remscheider hatte es als pensionierter Direktor eines Schweizer Internats zu einem ansehnlichen Vermögen gebracht. In der Zeit als die Müngstener Brücke entstand, unternahm er Spaziergänge in seiner Heimat. Begeistert von dem ehrgeizigen Bauwerk und der wunderschönen Umgebung wählte er diesen Ort für seinen säulengetragenen Pavillon. Das 1901 errichtete Bauwerk stiftete er unter der Bedingung, dass es zu allen Tages- und Jahreszeiten offen sei. 1905 ließ Diederichs Deckenmalereien und Inschriften ergänzen, die leider heute nicht mehr zu sehen sind. Obwohl sich der Tempel auf Remscheider Stadtgebiet befindet, ist er Eigentum der Stadt Solingen. Diese hatte bereits 1882 das im Einzugsbereich des Müngstener Wasserwerkes gelegene riesige Grundstück der ehemaligen Halbachschen Hämmer gekauft. Der Diederichstempel hat noch einen Zwilling, denn auch in in Burg ließ der Stifter einen Aussichtspavillon im neugotischen Stil errichten.
Wie schon oben bemerkt, der Burger Zwilling dieses Monopteros (Tempel, Rundbau mit Säulen) ist im neuromanischen Baustil ausgeführt.
Das Bauwerk ist auf siebeneckigem Grundriss errichtet. Auf sieben glatten Rundsäulen, die mir Halsring und gotisierenden Knospenkapitellen versehen sind, erhebt sich mit Architrav und profiliertem Traufgesims aus Holz ein mit geprägtem Kupferblech belegtes Zwiebeldach. Der Monopteros ist in Naturstein erricht und trägt aus dem Dach herausstrebend eine Wetterfahne, in die das Baujahr 1901 eingeschnitten ist.
Wurde der Müngstener Tempel mehr in neugotischer, spitzbogiger Formsprache gestaltet (von den Remscheider Baumeistern Gebrüder Heitmeyer), repräsentiert der Burger Tempel mehr den romanischen Stil mit Rundbögen und Quadermauerwerk im Attikabereich.
©2001–2009, Michael Tettinger - Mo. 24.09.2001/ Sa. 13.06.2009