Die Vorburg - Blick vom Innnenhof auf das Eingangstor
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»An der Schlossstraße - zwischen
Nesselrath und Leysiefen - liegen
an der Wupper die bescheidenen Reste der einst stattlichen, 1536 neu erbauten
Burg Nesselrode: Ein Teil der Vorburg mit zweigeschossigem Torhaus, spitzbogiger
Durchfahrt und Fachwerk im Giebel, Kreuzstock im Fenster, Bruchstein hofseitig
angelehntem Treppenturm [sind heute noch zu erkennen]. Die ehemalige Ringmauer dürfte noch aus mittelalterlicher
Zeit stammen.
Die Ursprünge der Burg liegen im Dunkeln. 1303 wird ein
"Fleck von Nesselrode" in Leichlingen
erstmals erwähnt. 1327 bezeugt Zobbone di Nessilrode, dass Zobbo von
den Kemenaden und Gattin Hilla die in Leichlingen liegenden Äcker
Bertenrath und Waltenrath von der Abtei Deutz empfangen haben: 1331 heißt
es wieder "Flecke von Nesselrode". Wahrscheinlich erhielt die Familie Flecke,
die sich später nur noch "Nesselrode" nannte, durch eine Einheirat,
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und zwar ist zu vermuten,
dass eine Erbtochter des bergischen Ritter- und Ministerialiengeschlechtes
Zobbe, das bis 1280 auf Leysiefen (Zobbesmur) begütert war, die Besitzungen
der Familie Flecke zuführte. Der Name "Zobbo" von Nesselrath weist
darauf hin.
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Reste der alten Burg Leysiefen: die "Zobbesmur"
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Schloss Nesselrath nach
einem Gemälde von Friedrich August de
Leuw im Jahre 1843
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Um 1500 [genauer 1511] kam Nesselrode
durch Heirat an das Geschlecht Ketteler. 1536 wurde die Burg von Gotthard
von Ketteler grundlegend umgebaut und vergrößert. Im 17. Jahrhundert
kam Nesselrode an die Familie Westerholt-Gysenberg [Erbe]. In den Folgejahren
verlor die Ritterburg immer mehr an Substanz. Nach einem Brand von 1847,
der durch einen Blitzschlag verursacht wurde, wurde das Schloss 1850
abgerissen.
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Der Chevalier van Ertborn
überliefert im Jahre 1842 ein anschauliches Bild der Anlagen, zu einer
Zeit, als der Niedergang der Burganlage schon eingeläutet war: "Der
Weg zum Schloss, durch stattliche Eschen und Pappeln von der Wupper getrennt,
gleicht einem Sumpfe, den man nur mit Vorsicht passieren kann. Wir kommen
zur hohen Umfassungsmauer, die als Eingang nur eine Tür in einem viereckigen
Turm aufweist. Von dort gelangt man in einen schönen Hof, der an drei
Seiten von Wirtschaftsgebäuden umgeben ist. An der vierten, der Südostseite,
erblicken wir die geschwärzten Mauern des Schlosses. Dieses Gebäude,
das aus zwei Flügeln besteht, die durch einen querstehenden Zwischenbau
verbunden sind, ist von einem Wassergraben umgeben, durch den also das
eigentliche Schloss, das Herrenhaus, von dem großen
Hof und den Wirtschaftsgebäuden getrennt ist. Zu dem in dem querstehenden
Zwischenbau befindlichen Portal führt eine lange, schmale, gemauerte
Brücke, die in gleichen Abständen vier sesselartige Vorsprünge
zeigt.
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Auf diesen konnte man sich niederlassen, wenn man die Passage freimachen
musste. Wir durchschreiten dann ein hohes gotisches Eingangsgewölbe,
über dem sich ein ähnlich gewölbter Raum befindet, der früher
das Archiv des Schlosses barg.
In der
Mitte des Gebäudes ist ein etwa 10 Schritte im Geviert messender Hof
als Luft- und Lichtschacht. Nahe dem Eingang zu diesem Hof befindet sich
die nach oben führende Treppe. Unten wie oben sind eine Reihe großer,
aber niedriger Räume mit Decken von gleichmäßigen Balken,
die wie die Wände mit Kalk geweißt sind. Über den alten
Kamingesimsen, die von vorgekragten Balken in Mannshöhe gestützt
sind, sehen wir zwei ausgeschnittene Wappenschilder. In dem rechts vom
Eingang befindlichen Zimmer steht an der Stelle des offenen Kamins ein
mächtiger gegossener Ofen aus dem Jahre 1541, den die Wappen der Familien
Ketteler und Nesselrode zieren. Die Fenster sämtlicher Räume
sind viereckig, durch ein Steinkreuz aufgeteilt und mit kleinen Scheiben
versehen."«
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Soweit die zitierte Seite, leider fehlen Quellenangaben.
Was kann ich beisteuern?
Der "Ausflug zur Abtei Altenberg und zum Schloß Nesselrath im Lande
Berg" des Chevalier Florent van Ertborn (1839), so lautet die
Überschrift in "Mit Kutsche, Dampfroß, Schwebebahn, Reisen im Bergischen
Land II (1750-1910)", Bergische Forschungen, Neustadt/Aisch, 1984, S.151ff.
Der Autor Peter Klumpen veröffentlichte einen im Jahre 1842 in Paris
erschienenen Reisebericht. Demnach war van Ertborn am 15. Oktober 1839 in
Gräfrath und besuchte von dort aus Schloss Nesselrath. Die Übersetzung
von Peter Klumpen liest sich etwas anders als obiges Zitat.
In der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Band 86, Jahrgang
1973, gibt es einen sehr umfangreichen Beitrag von Wilhelm Leysieffen.
In seiner Abhandlung "Haasenmühle - Ein alter Wohnplatz an der unteren
Wupper" beschäftigt er sich zwar hauptsächlich mit der Haasenmühle,
da diese aber mit Schloss Nesselrath verbunden war, geht er auch auf die
Geschichte des Schlosses bzw. deren Eigentümer ein.
Auch bei Franz Hendrichs, Die Schleifkotten an der Wupper, 1922, findet
sich ein Abschnitt über Schloss Nesselrath. Nach Hendrichs Aussagen
lebte 1254 hier ein Ritter Arnold von Nesselrode. 1288 sollen in der
Schlacht bei Worringen unter dem Grafen von Berg nicht weniger als acht
Junker von Nesselrode gegen die Übermacht des Kölner Erzbischofes
gekämpft haben. Ihre Tapferkeit wurde nach dem Sieg mit dem Ritterschlag
belohnt. (Montanus, Die Vorzeit, 1839, S.251). Ferner soll 1300
Nesselrode in den Besitz eines Ritters Flecke von Meiswinkel gekommen sein.
1922 fertigte Artur Uellendall diese Zeichnung
nach der Natur an. (Franz Hendrichs, Schleifkotten an der Wupper, 1922)
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So sah ich im August 2001 Schloss Nesselrath.
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Auf den ersten Blick hat sich in den letzten 80 Jahren wenig verändet.
Der Dachstuhl wurde erneuert - die
Anordnung der Balken des Fachwerkes sehen heute etwas anders aus.
Am hölzernen Eingangstor hat der Zahn der Zeit genagt.
Nur noch die beiden obersten Fachwerke sind zu erkennen...
Schloss Nesselrath ist heute der Sitz
eines Agrar-Ökonomen, der seine Produkte hier vor Ort direkt anbietet.
Zobbesmur oder Zoppesmur
Archäologisches Denkmal: Die Reste dieser frühmittelalterlichen Burg
liegen ungefähr 1 km östlich von Haus Nesselrath auf dem
hochgelegenen Südufer der Wupper.
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Auf dem Hinweisschild vor Ort lesen wir ::
Motte Zoppesmur – Mächtiger aus einem zur Wupper hin abfallenden Hang
herausgeschnittener Burghügel von etwa 50 m Basisdurchmeser und ca.
8 m Höhe, mit Resten einer Ringmauer am Rande des Hügelplateaus und
kräftigem Wall zur Talseite hin. Bergische Burg (Graf Adolf V. von
Berg) gegen Kur Köln, 1280 erstmals erwähnt. Nach den Funden älter.
Aufgestellt hat das Schild der Landschaftsverband Rheinland,
Rheinisches Landesmuseum Bonn.
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Fundsachen im Internet
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