Lechmigskotten

Schleifkotten an der Wupper - Lechmigskotten


Zeitungsbericht

Am 1. März 1941 erschien im Solinger Tageblatt folgender Artikel über das Leben und Arbeiten im Lechmigskotten:

Verklungene Schleifkotten-Romatik

Eine Erinnerung an den früheren Lechmigskotten

R. Sch. Während die Zahl der noch benutzten Schleifkotten an der mittleren Wupper auf Solinger und Höhscheider Gebiet als verhältnismäßig groß angesehen werden kann, sind diese Stätten der Arbeit im oberen Lauf des Flusses, der vom Bezirk Gräfrath auf der einen und dem Gebiet der Kohlfurterbrücke auf der anderen Seite begrenzt wird, bis auf einen, den Auerkotten verschwunden oder liegen öde und verlassen da. Und doch werden sich die alten Solinger jener noch gut erinnern. Wurde doch im "Zweiten" und "Dritten" sowie im Lechmigskotten die gleiche hervorragende Qualitätsarbeit geleistet wie in den Bruderbetrieben weiter wupperabwärt. Allerdings waren die hergestellten Artikel etwas verschiedener Art. Im "Zweiten" und "Dritten" Kotten schliff man zwar Solinger Stahlwaren, im Lechmigskotten dagegen mehr Cronenberger Artikel wie Stiefeleisen, Schafscheren, Heckenscheren und teilweise auch Sägen. Die Gemeinschaft der Schleifer setzte sich meist aus Anwohnern von Kohlfurterbrücke und der Stöckener Kante zusammen. Das Handwerk vererbte sich vom Vater auf den Sohn, und so kommt es, daß man in den Reihen der Schleifer dieser Kante vor fünf oder mehr Jahrzehnten häufig viele Angehörige einer Familie, seien es Vater und Söhne, Neffen oder auch Enkel, antrifft.

Foto: Kottenbesatzung Lechmigskotten um das Jahr 1880

Die obenstehende Aufnahme stellt die Arbeitsgemeinschaft des einstigen Lechmigskotten dar und ist vor etwa sechzig Jahren [mte: 1880] gemacht worden. Dieser Kotten hat seinen Namen nach der Familie Lechmig erhalten, die heute noch Nachkommen im Bergischen hat, das Gebäude jahrzehntelang selbst benutzte und teilweise die Schleifstellen vermietete. Der letzte Besitzer war August Lechmig, der sein Eigentum vor Beginn des Weltkrieges [mte: 1. Weltkrieg, 1914-1918] an das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk verkaufte und seinen Beruf aufgab. Von dem Werk wurde der Kotten an Karl Dörner verpachtet, der die Arbeitsräume selbst noch mehrere Jahre benutzte oder aber vermietete. Heute liegt die Stätte, in der einst fleißig geschafft wurde, unbenutzt da, während das zum Kotten gehörende, etwas oberhalb liegende ehemalige Wohnhaus der Familie Lechmig als Gaststätte dient. Auch in der Umgebungs des Kottens hat sich im Laufe der letzten sechs Jahrzehnte manches geändert. Wo jetzt die gute Autostraße Kohlfurterbrücke - Sonnborn herführt, befand sich damals nur ein schmaler Hohlweg. Um von ihren Wohnungen zur Arbeitsstelle zu gelangen, mußten die Schleifer häufig durch den Busch klettern. Schwierig gestaltete sich dazu die Herbeischaffung von Material und Ersatzteilen an den Kottengerätschaften. So mußten die Schleifsteine zum Kotten den beschwerlichen Weg von der Gräfrather Seite durch die Wupper beim "Zweiten" oder "Dritten" Kotten zurücklegen. Trotzdem besaßen die Schleifervorfahren der heutigen Generation auch hier jenen bekannten Humor und feierten die Feste wie sie kamen, meist in den Gaststätten der benachbarten Kohlfurterbrücke.

Von den vierzehn auf dem Bilde festgehaltenen Schleifern, Gesellen, Lehrlingen und Jungen, die Hilfsdienste leisten, leben heute nur noch drei; elf von ihnen deckt der kühle Rasen.

Die obere Reihe zeigt von rechts nach links:

  1. ... Sichelschmidt,
  2. Hugo Picard,
  3. Fritz Lechmig,
  4. Richard Schmidt,
  5. August Picard (Sohn von Gustav Picard),
  6. Emil Rauhaus, den jetzigen Besitzer einer Gaststätte am Adolf-Hitler-Platz in Solingen.

Mittlere Reihe:

  1. Ewald Lechmig (Bruder von Fritz Lechmig)
  2. Gustav Picard der Aeltere, der lange Jahre "Hauptmann" im früheren Kohlfurter Kriegerverein war,
  3. August Lechmig, der Besitzer des Kottens,
  4. Johann Rösinger,
  5. Karl Rauhaus (Vater von Emil Rauhaus).

Untere Reihe liegend:

    Oskar Sichelschmidt, Fritz Lechmig jr. und ein Sohn von Johann Rösinger.
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©2002-2006 Michael Tettinger, Sa. 28.05.2005, letzte Änderung: Sa. 28.05.2005