Schleifkotten an der Wupper: Dokumente
Ich habe einmal in mir zugänglicher Literatur
geblättern, nachfolgend ein paar interessante Auszüge zu
dem Thema Ingwer:
Quelle: Vollständiges Wörterbuch der Produkten- und Waarenkunde,
G.P.H. Normann, Hofrath und Professor zu Rostock, Hamburg, 1830
Imber, f. Ingwer
S.878
Ingber, Ingwer (Zingiber), die getrocknete Wurzel einer Pflanze (Amonum
zingiber) die in Afrika und Ostindien einheimsch ist, doch nur sparsam
wild wächst, in vielen Gegenden aber häufig gebaut wird, von den
Europäern auch nach Westindien und Amerika verpflanzt ward, und daher
jetzt in Menge von Westindien nach Europa kommt. Die Pflanze hat in Lauf
und Wuchs große Aehnlichkeit mit Schilf oder Rohr, kömmt sehr gut in
Sümpfen und anderen feuchten Orten fort, wird etwa 2 oder 3 Fuß hoch und
hat schilfartige spitzige Blätter von 1/2 bis 1 F. lang, 1-2 Zoll breit,
die mit ihrem scheideförmigen Untertheil den schilfartigen Stengel
umgeben. Die blassen, dunkelroth gefleckten Blumen kommen auf besonderen
blätterlosen schuppichten Stengeln in kleinen Aehren hervor, dauern nur
einen Tag, und sind in Geruch und Geschmack, wie die ganze Pflanze, den
Wurzeln ähnlich, bey welchen beide sich aber viel stärker zeigen. Die
Wurzeln sind etwas zusammengedrückt, fingerdick, knotig oder wie mit
ungleichen Reifen umgeben. Die obern und jüngern sind runder, weißer,
auch wohl hell purpufarben; die älteren hingegen sind aschgrau, viel
faserichter und haben kein so zartes Fleisch. Diese starken Wurzeln
oder Knollen benutzt man überall, wegen ihres brennenden pfefferartigen
Geschmack, als eins der gesundesten Gewürze, sowohl in Asien wie auch in
Europa, daher der Handel damit beträchtlich ist. Man gebraucht sie in
großen Mengen in der Küche, macht sie mut Zucker ein, benutzt sie
zuweilen in der Arzney und bereitet auch in den Apotheken ein
ätherisches Oel heraus, wovon man 1 Quentchen aus 1 # dieser Wurzeln
erhält. In Asien benutzt man auch die Blätter zu Salat und anderen
Speisen. Auf den Westindischen sowohl Englischen, als auch Französischen
Inseln u.a. baut man sie jetzt sehr stark, daher man auch den größten
Theil des im Europäischen Handel vorkommenden Ingbers von daher erhält.
Der Onstindische, welchen man durch den Englischen, Holländischen und
Dänischen Handel, insonderheit von der Malabarischen Küste, aus Bengalen
und von der Insel Java bekömmt, ist indeß doch besser. Wenn die Wurzeln
aus der Erde genommen, und von dieser gereinigt sind, so nimmt man die
kleinen Fasern von denselben ab, zerschneidet die größeren Stücke,
brühet sie mit kochendem Wasser ab, oder legt sie eine Zeit lang in
dasselbe, und trocknet sie an der Sonne , oder an einem warmen Ofen.
Dies geschieht, weil sie so sehr weich sind, und sonst während des
Trocknens leicht auswachsen; sie verleren aber durch das Abbrühen etwas
von dem gewürzhaften Wesen, wie der starke Geschmack beweist, welchen
das Wasser davon annimmt, daher man dies bey der Arbeit im Großen
erneuern muß. Um sie gegen Insekten zu bewachen, von welchen auch die
gut getrockneten Wurzeln häufig angegriffen werden, beschüttet man sie
mit Kalk, oder kehrt sie in einem Brey von Thon oder angefeuchteten
Bolus um, damit sie einen Ueberzug davon erhalten. Dieser sichert sie
aber gegen die Insekten doch nicht, und erregt vielmehr den Argwohn, daß
man nur das Gewürz dadurch vermehren, oder die schon eingefressenen
Löcher verstopfen oder bedecken wolle. Die angeführte Behandlung giebt
den sogenannten braunen, schwarzen oder gemeinen Ingwer, der inwendig
braun oder hornartig aussieht, und die äußere Farbe theils von seiner
natürlichen Oberhaut, theils von dem Abbrühen hat. Der weiße Ingber
hingegen ist nicht gebrüht, sorgfältig von allem Schmutz, auch von
seiner Oberhaut befreyt, oder geschält, und gleich getrocknet. Den
erstern nennt man verschiedentlich braun, schwarz, dunkelgrau, in
Frankeich und Holland auch blau (bleau, blaau); den weißen hingegen auch
geschälten, Franz. racle', Holl, witt geschraapt, der besser und theurer
ist. Beide Arten sind knotig, bisweilen fast handförmig, und flach
gedrückt. Recht guter Ingber, weiß oder braun, muß überhaupt aus großen,
derben, dichten Stücken (auch Ingberklauen, pattes de gingembre auf den
Antillen genannt), oder Ingwerkloben, bestehen, trocken und schwer,
nicht wurmstichig, nicht zu runzlicht und nicht staubig seyn, sich nicht
leicht zerbrechen lassen, einen starken gewürzhaften Geruch und
Geschmack haben, eigentlich recht brennend schmecken. Die weichen,
faserigen, wurmstichigen, sehr runzlichten u.s.f. taugen nicht. Der
braune oder schwarze hat inwendig ein harziges Ansehen; der weiße muß
auch im Bruch weiß und nicht harzig seyn; je weißer seine Farbe
ausfällt, desto besser ist er. In einigen Europäischen Ländern wird der
braune, in anderen dagegen der weiße vorzüglich, oder auch zuweilen nur
allein verbraucht. Der braune, welchen man am stärksten von Lissabon,
Bordeaux, Amsterdam und London erhält, geht am stärksten nach einem
Theil von Deutschland, Dänemark, Schweden, u.s.f.; der weiße hingegen,
den man am stärksten aus Barbados und Jamaika über England zieht,
vorzüglich nach den Oestreichischen Ländern, den ehemaligen Polnischen
Provinzen, nach Rußland u.s.f. Beide Sorten kommen in Ballen oder
Säcken, der weiße aber in kleinern, als der braune. Der meiste, welcher
jetzt verbraucht wird, ist Westindischer von den Englischen,
Holländischen oder Französischen Kolonien, wovon man den aus den
letztern vorzieht, da der aus den erstern häufig wurmstichig, brüchig
und faserig ist. In Amsterdam wird der Ingber bey 100 # in Gulden Banko
verkauft; bey Säcken, die unter 100 # wiegen, rechnet man 4 #, von 100
bis 200 # aber 6#, und bey den schwerern 8 # Thara; außerdem noch 2
Prozent Rabatt. In Hamburg verkauft man sowohl den braunen und weißen
von Barbados, Jamaika u.s.f., als auch den Ostindischen das # mit 8 2/3
Prozent Rabatt in Banko; den eingemachten oder kondirten hingegen das #
konstant in Kurant. Uebrigends unterscheidet man ihn auch im Handel nach
den Gegenden, woher er kömmt, z.B. Javanischen, Malabarischen,
Ceylonischen, Domingo, Jamaika, Barbados, Ingwer u.s.f. - In Ostindien,
vorzüglich in China wird sehr viel Ingwer mit Zucker eingekocht und
häufig nach Europa versandt. Dies geschieht zwar auch sehr viel in
Europa, und jetzt fast in allen Conditoreyen, selbst in vielen
Haushaltungen; der Ostindische hat aber doch immer den Vorzug, da man
frische Wurzeln dazu nehmen kann, dagegen in Europa die trockene Wurzel
erst aufweichen muß, und auch ein schlechteres Präparat erhält. In
Holland verkauft man den Ostindischen und Chinesischen eingemachten oder
kondirten Ingwer in den öffentlichen Auktionen bey # in Groot vlämisch.
Der Kaveling besteht aus 2 Aam, jeder von etwa 350 # Thara, nebst 1
Prozent Gutgewigt und 6 # Ausschlag an der Schale.
Ingwer, gelber, s. Curcume
Quelle:
Meyers Konversationslexikon,
Eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens, vierte Auflage, Leipzig, 1888-1889.
Ingwer, Pflanzengattung, s. Zingiber.
Deutscher Ingwer, s. Arum; gelber Ingwer, siehe Curcuma.
Zingiber Roscoe (Ingwer), Gattung aus der Familie der Zingiberaceen,
Stauden mit kriechenden, gegliederten, fleischigen Wurzelstöcken,
einjährigen, bis 2 m hohen Stengeln, welche von den Scheiden der
zweizeiligen Blätter umgeben werden, kurz- und dichtährigen
Blütenständen auf halb unterirdischem oder verlängertem Schaft. gelben,
weißen oder roten, sehr vergänglichen Blüten und fast beerenartiger,
dreifächeriger, vielsamiger Fruchtkapsel. Etwa 20 Arten in Südasien,
wenige in Afrika und Japan. Z. officinale Rosc. (s. Tafel
"Gewürzpflanzen"), mit 1 m hohem Stengel, 16cm langen, lanzettlichen
Blättern und fast kopfförmigen Blütenähren mit ziegeldachförmigen,
umgekehrt eirunden Deckblättern, drei grünlichgelben, braunviolett
punktierten und gestreiften Blumenblättern und einer purpurroten,
gelblich punktierten, blumenblattartigen Lippe, ist vermutlich in
Südasien (vielleicht in China) heimisch, in wildem Zustand nicht
bekannt, aber durch Kultur seit alter Zeit daselbst und in Westindien,
Südamerika, an der tropischen Westküste Afrikas und in Queensland in
verschiedenen Spielarten verbreitet. Man benutzt vom Ingwer die
Nebenwurzelstöcke oder Seitenknollen, welche sich nach dem Absterben des
Hauptwurzelstocks als horizontale, über 10cm lange, etwas abgeplattete,
oft gabelige Äste, welche ihrerseits wieder einseitig oder zweizeilig
fast handförmig verästelt oder wenigstens mit entsprechenden
höckerartigen, breiten Trieben besetzt sind. Diese sehr charakteristisch
gestalteten Rhizome sind mit runzeligem, grauem, lockerm Kork bedeckt,
welcher sehr häufig abgescheuert oder abgeschält ist und dann die
dunklere oder durch Zubereitung weißliche, längsgestreifte Mittelrinde
zu Tage treten läßt. Der Ingwer bricht leicht und sehr uneben, er riecht
angenehm aromatisch, schmeckt, besonders in der Rinde, feurig gewürzhaft
und enthält in guten Sorten bis 2,2 Proz. hellgelbes ätherisches Öl und
ein brennend schmeckendes Harz. Man unterscheidet ungeschälten schwarzen
oder Barbados-Ingwer, nur auf den flachen Seiten geschälten bengalischen
und ganz geschälten und dann meist durch Chlor oder Kalkwasser
gebleichten weißen oder Jamaica-Ingwer; am wertvollsten ist der
Jamaica-, demnächst der Kotschinchina-Ingwer. Der Barbados- und
Jamaica-Ingwer hat den ostindischen fast ganz verdrängt. Aus China,
Jamaica und Barbados kommt auch in Zucker eingemachter Ingwer in den
Handel. Man benutzt den Ingwer als Küchengewürz, in der Konditorei,
Bäckerei, zu Likören und in England zu Ingwerbier; als Arzneimittel
(Digestivum und Carminativum) wird er nur noch selten angewandt. In
Indien war er seit den ältesten Zeiten bekannt (Sanskritname
sringavera); Römer und Griechen benutzten ihn als Gewürz, und im
Mittelalter spielte er eine bedeutende Rolle in den Handelsbeziehungen
zwischen Europa und dem Osten; auch der in Zucker eingemachte Ingwer war
damals sehr beliebt. Die Ingwerpflanze scheint schon Marco Polo bekannt
gewesen zu sein, und Montecorvino beschrieb sie um 1292. Mendoza brachte
den Ingwer aus Ostindien nach Amerika, und 1585 exportierte ihn bereits
Santo Domingo, 1654 Barbados; nach Renny soll schon 1547 Ingwer aus
Westindien nach Spanien verschifft worden sein. 1797 lieferte Jamaica
36,000 Ztr., während in neuerer Zeit die westindische Produktion sehr
bedeutend gesunken ist. 1872 wurden nach England 32,174 Ztr. gebracht,
davon 13,310 Ztr. aus Ostindien.
Ingwer
Zingiber officinale L. (Zingiberaceae)
Ingwer ist das Rhizom einer Staude, die schilfrohrähnliche Sprosse treibt, aus Südostasien stammt und dort seit Jahrtausenden als Gewürz und Medizinalpflanze in Gebrauch ist.
Früchte werden nur selten gebildet und in Kultur wird Ingwer durch Teilen des Rhizoms vermehrt.
Heute wird das Gewürz überall in den Tropen angebaut.
Ingwer riecht aromatisch und schmeckt scharf.
Das Rhizom enthält ein ätherisches Öl mit Zingiberol als Geruchsträger
und scharf schmeckende Harze, dessen Bestandteil u.a. Gingerol ist.
Das Gewürz kommt als frische, getrocknete oder kandierte
Rhizomstücke oder als Pulver in den Handel. Der ungeschälte schwarze Ingwer
besitzt noch den Kork der Rinde. In den Anbaugebieten wird Ingwer fast täglich
als verdauensförderndes Mittel gebraucht. Er ist in zahlreichen
Gewürzmischungen enthalten. Ausserdem wird aus dem Rhizom ein
Einreibemittel gewonnen, das bei Rheumatismus sowie als Mittel
gegen Magen- und Zahnschmerzen verwendet wird.
In Mitteleuropa wurde die Pflanze durch die Kreuzritter bekannt.
Die seefahrenden Kolonialmächte trieben besonders intensiven Handel mit dem Gewürz.
Wichtige Stapelplätze des wertvollen Produkts waren Genua und Lissabon.
Im 16. Jahrhundert kostete ein Pfund Ingwer gleichviel wie ein Schaf.
Die Vorliebe der seefahrenden Nationen für Ingwer hat sich erhalten.
An der Nordsee dient er nicht nur als Gewürz für Speisen,
sondern ist im Winter auch Zutat zum heiß servierten Ingwerbier. »Ginger Ale«,
Ingwermarmelade und Ingwersuppe sind englische Spezialitäten.
In Skandinavien ist Ingwer eines der wichtigsten Weihnachtsgewürze.
Kandierte Ingwerstücke isst man als Konfekt.
Von der Weltproduktion des Ingwers bleibt allerdings der
größte Teil in den Anbauländern, noch nicht ein Drittel wird exportiert.
Quelle:
Jürg Stöcklin, Text zur Ausstellung »Wegzehrung -
Pflanzen am Lebensweg des Menschen«
(Botanischer Garten der Universität Basel, 1. Juni - 29. Sept. 1996)
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