Die Sengbachtalsperre
Eines der Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten in Solingen.

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Vom Brunnen zur Talsperre

Sengbachtalsperre - Mauer und Überlauf (14.1.2001) Als am 28. Mai 1903 die Solinger Talsperre mit einem großen Festakt eingeweiht wurde, bedeutete dies einen wichtigen Schritt in ein neues Zeitalter der Wassergewinnung. Zwar hatte man bereits 1882 ein Wasserwerk an der Grunenburg bei Müngsten errichtet, das Brunnenwasser aus dem Morsbachtal lieferte. Doch der schnell wachsende Verbrauch, aber auch die Verschlechterung der Wasserqualität zwangen die Stadtverordneten bald zu neuen Überlegungen, die zugleich die Abhängigkeit von den Launen der Natur überwinden sollten. Nach eingehenden Untersuchungen beschloß der Stadtrat 1898 einstimmig den Bau einer Talsperre und damit die Umstellung von der Grundwasser- auf die Oberflächenwasserversorgung.
 

Dr.-lng. Otto Intze Wasserstandsanzeiger Mit dem Projekt beauftragte die Stadt einen erfolgreichen Pionier des deutschen Talsperrenbaus: Geheimrat Professor Dr.-lng. Otto Intze von der Technischen Hochschule Aachen. Er hatte bereits 1891 in Remscheid die erste deutsche Trinkwassertalsperre errichtet. So entstand im Sengbachtal eine damals neuzeitliche Sperre mit einem Stauinhalt von knapp 3 Millionen Kubikmetern, die gleichzeitig der Stromerzeugung diente.

Bau der Talsperre
Ein Foto, welches während dem Bau der Talsperre aufgenommen wurde.

Mich fasziniert immer wieder, mit welchem minimalen technischen Aufwand vor 100 Jahren diese Bauwerke gestaltet wurden. Wenn man genauer hinsieht, dann bemerkt man die unglaubliche Anzahl von Personen auf dieser Baustelle.
Mich erinnert dies etwas an einen Ameisenbau.

Bildnachweis: Karl Peter Wiemer, Vom Pött zur Talsperre. Die Wasserversorgung Solingens im 19. Jahrhundert. Eine Dokumentation im Auftrag der Stadt-Sparkasse Solingen. Solingen 1991.

Dauerproblem Wasserversorgung: "Jahrhundertlösung" in Sicht

Obwohl die Stadtväter mit dem Bau der Talsperre sehr vorausschauend gehandelt hatten, traten besonders in Dürrejahren Engpässe in der Wasserversorgung auf. Der Verbrauch bei Haushalten und Industrie stieg kontinuierlich an: Er erhöhte sich im Stadtgebiet von 2 Millionen Kubikmetern im Jahr 1900 auf rund 6 Millionen Kubikmeter im Jahr 1955; für das Jahr 2000 ist mit einem Bedarf von etwa 15 Millionen Kubikmetern zu rechnen.
Die Stadtwerke Solingen bekamen schließlich im Jahr 1965 "Grünes Licht" für eine Reihe notwendiger Investitionen: Geschaffen wurden ein innerstädtisches Ringleitungssystem, das den fortschrittlichen Ansprüchen gewachsen ist, ausreichende Wasserbehälter an der Olga-, Lützowstraße und Krahenhöhe, eine moderne Aufbereitungsanlage in Glüder (fertig 1974), die Wasserwerke in Karnap bei Hilden (1975) und Baumberg am Rhein (1976). Aus letzterem kann Solingen 7,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr beziehen. Das alles reicht aber noch nicht.

Der allgemeine Wassermangel zwingt die bergischen Nachbarstädte zur Zusammenarbeit.

Wassernotstand: 1947
Wassernotstand:
Ehemalige Brücke über den Sengbach auf dem Talsperrengrund, 1947

Gemeinsam mit dem Wupperverband, der Stadt Remscheid und dem Wasserversorgungsverband Rhein-Wupper wird 1962 die Vorsperre zu einem weiteren Jahrhundertbauwerk, der "Großen Dhünntalsperre", fertiggestellt. Die "Kleine Dhünn" stockt seither die Zuläufe der Sengbachtalsperre um 2,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr auf. Die Lösung aller Wasserprobleme hat die "Große Dhünn" gebracht, deren Bau seit den 40er Jahren im Gespräch war. Aus ihr erhält die Stadt Solingen jährlich ca. 6,3 Millionen Kubikmeter Wasser zusätzlich.

Modernste Technik zur Aufbereitung

Dass wir mit gutem Gewissen den Wasserhahn aufdrehen können, um einen Schluck Talsperren-Wasser zu trinken, ist kein Zufall. Früher sorgten allein die dünne Besiedlung und die mehr oder weniger zusammenhängenden Wälder im Einzugsgebiet für gutes Wasser. Heute kommen ausgeklügelte Techniken zur Aufbereitung des Wassers hinzu.

Eine Aufbereitung fand bereits im Jahr 1903 statt: Das aufgestaute Bachwasser der drei Täler oberhalb des Vorbeckens wurde in den mit Kieselsteinen ausgelegten Becken der Rieselwiesen gereinigt und mit Sauerstoff angereichert. Heute dient ein vollautomatisch gesteuertes System im Wasserwerk Glüder der Reinigung und Aufbereitung. Dazu muss das Wasser zwei Filterstufen durchlaufen. Bei der ersten Stufe wird das Rohwasser nach Beigabe von Aluminiumsulfat in mehreren Kesseln gereinigt, die mit Kies und Hydroanthrazit gefüllt sind. Beigaben von Kohlensäure dienen der Aufhärtung des Wassers, die mit Hilfe von Jurakalk in der zweiten Filterstufe vorgenommen wird. Nach der Entkeimung durch Chlorbeigaben gelangt das Wasser zur Pumpstation, von wo es in riesige Trinkwasserbehälter gedrückt wird. Diese verteilen es je nach Bedarf in das verzweigte Leitungsnetz der Stadt.


©2001-2003, Michael Tettinger
Fr. 29.06.2001 - Do. 24.04.2003
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