Hendrichs, Franz: Die Schleifkotten an der Wupper, Köln 1922, S.75-76
Da mir die Quelle (aus dem Jahre 1922) in schriftlicher Form vorliegt, gebe ich sie hier wieder. Ergänzt um andere Fundsachen und eigene Fotos aus dem Jahre 2001.
Franz Hendrichs
Schaltkotten
»Abbildung 36, die im Hintergrunde die Linienführung der großen Brücke wiedergibt, zeigt uns zugleich den weiter nach Müngsten zu gelegene Schaltkotten oder, wie er früher genannt wurde, "der Kotten am Schaul", d.h. am Schall. Wer vom Dorperhof heruntersteigt, kann noch seine Freude an dem sich mehrfach an den steilen Hängen brechenden Echo haben.«
Leider stimmt die Aufnahmerichtung nicht. Der Herbst bringt
möglicherweise bessere Aufnahmen. Auch die Brücke im Hintergrund ist nur zu
erahnen. Hier im Tal der Wupper ist nicht immer so viel Betrieb. Die
Aufnahme entstanden am 25. August 2001, die Betreiber des
Schaltkotten luden zu einem Tag der offenen Tore.
Über die Namensgebung (von Schall oder Schalt) ist man sich nicht einig,
F. Winkgen gibt
eine andere Möglichkeit.
»Seit Jahrhunderten hat die Wupper auch an dieser Stelle den Schleifern gedient. Ploennies weiß hier schon von einem Doppelkotten zu berichten.
Vielfache Änderungen scheinen indes im Lauf der Zeit vorgenommen worden zu sein. So beauftragten 1853 (aus den Akten der früheren Gemeinde Dorp) die damaligen Eigentümer Nathanael Lauterjung, Wilhelm Grah, Abraham Aschäuer, Ww. Carl Ferd. Schaaf, Carl K.Kirschbaum und Abraham Lauterjung eine Reihe von Änderungen an der Stauanlage, zumal eine Verlegung des Gewaltschützes, das beim vorausgegangenen Hochwasser fortgerissen worden war. Der Lageplan, Abb. 35, ermöglicht eine gute Übersicht und entspricht im wesentlichen den Anordnungen der Wasserführung, wie sie von Alters her durchweg an den Wupperkotten getroffen worden sind.
Der Obergraben leitet aus dem Wupperbette den Wasserrädern das Betriebswasser zu, das dann durch den Untergraben dem natürlichen Flußbett wieder zugeführt wird. Der Obergraben enthält eine Sperrschleuse, das "Gewaltschütt", um je nach Wasserstande mehr oder weniger Wasser durch Öffnen oder Schließen seinen Weg durch den Obergraben nehmen zu lassen. Bei Vornahme von Instandsetzungsarbeiten an der vor dem Rade angebrachten Schleuse, dem "Radschütt", oder an den Wasserrädern selbst, wird das Gewaltschütt ganz geschlossen und der Obergraben dadurch trocken gelegt. Endlich ist im Obergraben ein "Überfall"- oder "Flutschütt" angeordnet, durch das nicht nur der sich im Laufe der Zeit im Obergraben niedersetzende Schmutz, sondern das auch im Winter entstehende Eis, nachdem es zerschlagen ist, weggeschwemmt zu werden pflegt.
In dem Schaltkotten wurden wohl stets überwiegend Remscheider Erzeugnisse geschliffen, insbesondere Beitel, Bohrer, Sperrhörner und gelegentlich auch Schlittschuhe. Dies erklärt sich wohl dadurch, daß die Gegenstände infolge ihres Gewichtes zum Kotten gefahren und wieder abgeholt wurden und dies sich bei der Nähe Remscheids zum Schaltkotten leicht bewerkstelligen ließ, während es bei den Solinger Waren hier wie bei den übrigen Kotten üblich war, daß die Klingen durch die Schleifer vom Fabrikanten zum Kotten und wieder zurück getragen wurden. Freilich übernahmen und übernehmen auch heute diese schwere Arbeit meist die Frauen oder Töchter der Schleifer, wie wir dies schon beim Obenrüdener Kotten besprochen haben.
Der unter den Eigentümern des Schaltkottens aus dem Jahre 1853 erwähnte Carl K. Kirschbaum, aus Wieden gebürtig, war ein besonderes tüchtiger Schleifermeister, der große Taschenmesserklingen, "Kniepe", schliff. Einer seiner Enkel, der Oberbürgermeister Dr. Kirschbaum bekleidet gegenwärtig den Posten des Oberhauptes der Stadt Elberfeld.
Seit vielen Jahren ist der Schaltkotten, der nach dem Niederbrennen des Innenkotten nur aus einem in Ziegel ausgeführten einstöckigen Vorderkotten besteht, im Besitze der Firma Gebr. Pinell, die in ihm Sägen und andere Werkzeuge schleifen läßt.«
©2001-2005 Michael Tettinger, So. 26.08.2001, letzte Änderung: So. 18.09.2005 |