Schleifkotten an der Wupper - Hilbertz Kotten

Einleitung

Auch wenn dieses Bauwerk in der Nähe von der Wupper liegt, es hat nichts mit den zuvor beschriebenen Wupperbauwerken und deren Geschichte zu tun. Es ist eher ein Unikum aus neuerer Zeit, gelegen in Untenrüden, an der Straße nach Obenrüden.

Hilbertzkotten um 1990

Die 1924 errichtete Motorenwerkstatt [2] im Fachwerkstil bot auf 20 Quadratmeter Platz für Schleifer. Bis 1979 war sie in Betrieb [2], anschließend wurde sie als Gartenhaus genutzt. Heute beherbergt sie - liebevoll restauriert und umhegt - eine Verkaufsstätte für französische Leckereien unter dem Label „douce france“ (süßes Frankreich).

Hilbertz Kotten - 16.12.2001 - douce france = süßes Frankreich

Kaum zu glauben, hier werden regionale Spezialitäten aus Frankreich angeboten.

»Am 20.6.1994 habe ich „douce france“, in dem kleinen über 70 Jahre alten Schleiferkotten, der in einem der schönsten Täler Solingens liegt, mit nur 23 Artikeln (Weine aus Bordeaux, Trockenpilze aus der Auvergne und Fischsuppen aus Sète) eröffnet. ... Ihre Michèle Prat-Küper«

douce france - regionale Spezialitäten aus Frankreich, 2005

Wein, Käse, Pasteten, Trockenpilze und noch viele andere Schweinereien (Delikates und Schönes) werden hier angeboten. Und wer ist es nicht glaubt, der Hilbertzkotten ist im Internet mit einem eigenen Shop vertreten. Die Betreiber haben ihr Hobby und die Zuneigung und Wurzeln zu unseren westlichen Nachbarn zur Berufung erklärt. Der weibliche Teil der Verschworenen kann und will seine Abstammung nicht verheimlichen, eben eine Fachfrau französischer Herkunft. Der männliche Teil bemüht sich redlich.

Noch ein Nachtrag zur Geschichte des Kottens: [1]

»Der kurz nach dem Ersten Weltkrieg in Fachwerkbauweise errichtete Hilbertzkotten ist in seinem äußeren Erscheinungsbild bis heute fast unverändert geblieben. Hilbertz, der Erbauer des Kottens, ließ das Fachwerkgerüst vom Mühlenmeister Mai aus Wüstenhof errichten, der auch viele Wasserräder der benachbarten Wupperkotten erbaut und immer wieder repariert hat.

Bis zum Jahre 1970 war der Kotten, in dem drei Schleifer als selbständige Heimarbeiter arbeiten, im Familienbesitz. Bis zuletzt wurden die Schleifsteine und -scheiben von einem zentralen Elektromotor über eine Transmission angetrieben.

Auf dem Grundstück rund um den Kotten wurde ehemals intensiver landwirtschaftlicher Nebenerwerb betrieben. Die Familie hielt mehrere Kühe und baute im Garten Obst und Gemüse an. Zur Wasserversorgung von Garten und Tieren diente der am Kotten angelegt und noch heute vorhandene Schöpfteich, in dem auch - mehr zur Zierde als zur Zucht - Fische eingesetzt wurden.

In Verschönerungswettbewerben der 1920er Jahre wurden Kotten und Gartengelände mehrfach prämiert.«


Quellen:
[1]
Landschaftverband Rheinland - Rheinisches Industriemuseum, Wanderwege zur Indusstriegeschichte, Band 2, Auf den Spuren der Solinger Schleifer - Historische Touren in Solingen-Widdert, Köln 1992
[2]
Michèle Prat-Küper per E-Mail am 05.10.2005

Im Garten intensiver Nebenerwerb ..... Die heutigen Besitzer folgten dem Vorbild und optimierten es noch ein wenig. Die aus Baummärkten und Biergärten bekannten Holzmöbel laden heute bei gutem Wetter zu einer kleinen Kostprobe der angeboten Leckereien ein. Ist das schon Haupterwerb?

Nachtrag: Sa. 08.03.2008

Nach 14 Jahren „douce france“ schloss zum 24.12.2007 dieses kleine, feine Geschäft die Kottentür endgültig hinter sich ab. Der Fachwerkbau soll als Wohnhaus weiterhin genutzt werden.

Foto: ilbertzkotten in Untenrüden, März 2008
Hilbertzkotten in Untenrüden, März 2008 (Klick vergrößert)
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©2002–2008 Michael Tettinger, So. 13.01.2002, letzte Änderung: Sa. 08.03.2008
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