Benrather Schloss

Diese Seite ist noch eine Baustelle

Bild: Schloss Benrath

Zahnlose Löwen - sogenannte Replikanten - bewachen das Anwesen. Neuzeitlich aus Gips, die Originale aus Sandstein, dem sauren Regen unserer Zeit nicht mehr gewachsen, wurden in einen Keller verbannt.

Benrather Schloss, Löwen

Wenn man obiges Bild betrachtet, so glaubt man an einen einfachen Bau. Oder?
Alles nur perfekte Tarnung, das Innenleben auf 4½ Stockwerken ist mit 80 Zimmern und 8 Treppenhäusern eher luxeriös zu nennen, alles vom Feinsten.

Die Fensterladen sind überwiegend geschlossen. Warum? Ist nur ein Schutz vor heutigen partysüchtigen Zeitgenossen. In der Vergangenheit sollen immer wieder angetrunkene Personen die Fenster als Entsorgungsziel für ihre leeren Flachen angesehen haben, deshalb die verschlossenen, hölzernen Laden. Das Verhalten der geladenen Gäste zu früherer Zeit ist nicht überliefert, vielleicht läßt es ich an den Bauten, Gärten und deren Namen entnehmen.

Heute ist das Museum für europäische Gartenkunst, welches im endlich renovierten Ostflügel des Schlosses, das Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Bayern als «maison de plaisance» errichten ließ, residiert, für das gemeine Volk gesperrt. Ein Volksvertreter hat sich angesagt - und dann auch noch ein Namensvetter von mir, zuständig für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, der hier heute vespert - , deshalb muß das gemeine Volk draussen bleiben. Hat sich seit dem 18. Jahrhundert etwas verändert? JA!

Man fährt nicht mehr mit der Kutsche vor, demnach braucht man auch keine Stallungen mehr. Und?
In einem Garten, der zu dem Museum gehört, wurden eigens gezüchtete Obstbäume angepflanzt. Sie blühen im Frühjahr prächtig und bieten den kurzweiligen Betrachtern ein unglaubliches Schauspiel. Der von der Natur ihr zugedachten Aufgabe können sie leider nicht mehr nachgehen. Früchte werden sie niemals tragen. Eben ein erstaunliches Zuchtergebnis: Demnach muß auch keiner mehr ernten, keine lästigen Bienen, Wespen oder faulendes Obst auf der Wiese. Ein bedeutender Fortschritt. Super! Obstbäume ohne Obst, eine geniale Erfindung. Derweilen frage ich mich, woher diese Erdbeere stammt: Angetrieben am Ufer des Rheins, der dieses Anwesen tangiert.

Bild: Erdbeere, Strandgut am Rhein

Ich hätte da noch einen Vorschlag: Alles betonieren, grün anstreichen und an die Fenster von innnen ein paar Flachbildschirme anbringen. Auf diese wird dann für den jeweiligen Besucher das passende Ambiente projeziert. Brave New World? Fragen sie den Erfinder der Fenster. Robert Gartentor hat es in seiner privaten Residenz angeblich schon verwirklicht. Ob in 250 Jahren auch dieser Ort ein Museum ist?

Es gibt noch einiges zu diesem Bauwerk zu sagen:
«Anders als bei vielen fürstlichen Bauwerken seiner Zeit verlieh Pigage dem Schloss Anmut statt Pracht und Pathos. Dem Park widmete der Baumeister genau soviel Beachtung wie dem Schloss selbst. Bei der Gestaltung von Gärten und Wasseranlagen ließ er sich von Ideen leiten, die auch den Schlossbau prägten. So entstand ein reizvolles Wechselspiel zwischen Architektur und gestalteter Natur.

Benrather Schloss, Garten

Kürfürst Carl Theodor konnte sein 1773 vollendetes Schloss nur ein einziges Mal besuchen. Mit Sicherheit würde er sich aber heute über die vielen tausend Besucher wundern, die auf Filzpantoffeln durch seine prächtigen Gemächer gleiten.

Benrather Schloss, Detail

18 Jahre hatte der Bau des Lustschlosses gedauert. Seine Erhaltung ist heute eine bedeutende Aufgabe der Denkmalpflege. »

Kurfürst Carl Theodor

Ölgemälde von Georg Zisenis, 1758. Heidelberg, Kurpfälzisches Museum

Da baut der Herr sich so ein herrliches Anwesen und besucht es nur ein einziges Mal? Zum Zeitpunkt der Fertigstellung war er 49 Jahre alt. Bei 18 Jahren Bauzeit kann da schon so einiges in Vergessenheit geraten. Vier Jahre später ereilte ihn ein Schicksalsschlag. 1777 erbte er das Herzogtum Bayern und mußte entsprechend den Verträgen im Haus Wittelsbach seine Residenz von Mannheim nach München verlegen. Wer dachte da noch an Benrath? Und die damaligen Reisemöglichkeiten waren mit den unserigen nicht zu vergleichen. Und untätig war er auch nicht: Das Mannheimer Schloss und seine Sommerresidenz in Schwetzingen boten andere Unterkünfte.

Sa. 01.06.2002, Michael Tettinger || weitere Neuigkeiten