Solingen: Schaafenkotten am Weinsberger Bach

Einleitung

Dieser Kotten ist ein Geist, es gibt ihn nicht mehr. Der letzte Inhaber - Karl Evertz - erhielt am 25. Mai 1928 vom Stadtbauamt der Stadt Solingen eine Bescheinigung für den Erhalt von 250 RM für den Abbruch des Kottens, mit der die Akte Schaafenkotten endgültig geschlossen wurde. 250 Jahre Solinger Industriegeschichte dürfte diese dokumentieren (1673 - 1928).

Foto: Wipperkotten und Schaafenkotten

Lage

Der Schaafenkotten war der letzte Schleifkotten am Weinsberger Bach. Er stand in unmittelbarer Umgebung zum Wipperkotten, der an der Wupper bei der Hofschaft Wippe liegt. Zwischen dem Wipperkotten und dem Schaafenkotten verblieb nur ein Weg von zwei Metern Breite, welcher sich dann auf fünf Meter erweiterte.

Skizze: Lageplan Schaafenkotten 1829

Die Skizze zeigt den Lageplan nach einer Urkarte der Bürgermeisterei Höhscheid von 1829, umgezeichnet von L. Lunkenheimer und meiner selbst.
Nachtrag: Die Karte zeigt mit Sicherheit nicht den Zustand aus dem Jahre 1829. Der Untergraben, wie er in die Karte eingezeichnet ist, wurde erst 1867 hergestellt, 1829 war er kürzer. Daher auch die Erklärung bei Lunkenheimer: "Nebenstehendes Stück der Urkarte ist stark beschädigt, sodaß die Lage und der Name des Schaafenkottens nicht mehr zu erkennen ist. Ergänzt wurde dieses Teilstück durch eine spätere Karte." Leider verschweigt Lunkenheimer uns den Zeitpunkt.

Hinweis

Schaafenkotten: Dieser Name ist in Solingen leider nicht einmalig. Auch in Publikationen neueren Datums werden manchmal diese Kotten untereinander verwechselt. Man könnte dem Durcheinander der Namensgebung noch einen Baustein hinzufügen: Neulenkotten!

Foto: Wipperkotten und der fehlende Schaafenkotten 23.3.2002
Das Foto zeigt die Doppelkottenanlage in der Wipperaue am 23.3.2002.

Geblieben ist vom Schaafenkotten angeblich folgendes: Da der Weg zwischen dem Schaafen- und dem Außenkotten sehr eng war, behalfen sich die Schleifer etwas. Damit Transportkarren hindurch kamen, wurde am Wipperkotten Hand angelegt und etwas am Fundament geknabbert.

Foto: Wipperkotten 2002

Ob diese Anekdote stimmt? Wäre gut möglich. Im Lageplan habe ich den Ort mit einem orangenen Punkt markiert.

Geschichte

Auch wenn ich es sehr ungern tue, hier ein paar Zitate aus Lunkenheimer(1990):

Das Hebbuch des Solinger Rentmeister Wilhelm Vaßmann 1683-1684 verzeichnet unter "d" Wimmelsberger Bach (Weinsberger Bach): "Tilman Melchers und Peter Neul in der Wippen zahlen Wassererkennnis laut Conzession vom 17. März 1673." [1] Diese Nachricht besagt, das der Kotten in der Wippe am Weinsberger Bach, jetzt Schaafenkotten, im Jahre 1673 erbaut wurde.

Unsinn! Dieser Eintrag sagt nur, das 2 Personen, namentlich Tilman Melchers und Peter Neul, beide wohnhaft in der Wippen, am 17. März 1673 eine Erlaubnis erhalten haben, die den Rentmeister veranlaßte, vorgenannte Namen für etwas, was am Wimmelsberger Bach liegt und Wassererkenntnis und Kottenpacht in unbekannter Höhe verlangt, in sein Verzeichnis einzutragen.

Was ich damit sagen möchte? Das Jahr einer Conzession mit dem Bau gleichzusetzen, halte ich für eine sehr gewagte Annahme. Erst Conzession, dann Bau? Bau, dann Conzession? Erneuerung einer alten Conzession? Ebensowenig muß die geografische Lage des Kottens (am Ende des Baches) unbedingt identisch mit der Position in der Aufzählung einer Liste sein ...

Im Rentmeister-Jahresabschluß von 1750 wird unter den Wasserwerken am Weinsberger Bach als Eigentümer dieses Schleifkottens Joh. Neul und Tilman Melcher modo (jetzt) Peter und Joh. Neull verzeichnet. Sie haben an Wassererkenntnis, wie alle Kotten am Weinsberger Bach, 56 Albus zu zahlen. [2]

Einem Brand des Wipperkottens im Jahre 1783 fiel auch wegen seiner Nähe der Schaafenkotten zum Opfer, sowie die Häuser der Hofschaft Wippe. Ursache dieses Brandes war ein Gewehrschuß französischer Banden in das Strohdach eines der Kotten. [3]

Als Quelle gibt Lunkenheimer hier Hendrichs an. Von Banden weiß auch er zu berichten, einen Gewehrschuß finden wir dort aber weniger; dieser ist eine Erfindung oder Ausschmückung von Lunkenheimer. Jahre später werden aus den Banden Truppen, das Gewehr bleibt. »Schleiferei Wipperkotten

Quellen und Literatur:
[1] Berg. Heimatblätter der Berg. Zeitung vom 8.November 1925
[2] Rheinische Landeszeitung vom 17. November 1940
[3] Hendrichs, Franz: "Die Schleifkotten an der Wupper" Köln 1922, S.22

1938 feierte ein Scherenschleifer, der Jahrzehnte im Schaafenkotten gearbeitet hat, seinen 85ten Geburtstag. Die örtliche Presse berichtete: Gustav Schaaf

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