Solingen-Hästen:: Straßenbahnlinie 6

Heister = Buche

Die Straßenbahnlinie 6

Straßenbahn? Soll es hier einmal gegeben haben. Mein Gedächtnis reicht nur bis zu einem Wagenzug, den ich vor Urzeiten unterhalb der Clemenskirche memorieren kann. Ansonsten verbinde ich mit diesem Fortbewegungsmittel einen verrammelten Tunnel unterhalb von Stöckerberg, die Kohlfurther Brücke mit ihrem heutigen Straßenbahnmuseum der Bergischen Museumsbahnen und die Schmalspurbahn im Morsbachtal (RME = Ronsdorf-Müngstener-Eisenbahn).

1929

Der technische Fortschritt erreichte Hästen offiziel am 22. Juni 1929. Festgehalten wurde das bemerkenswerte Ereignis von der örtlichen Presse:

Die Straßenbahnlinie 6 (Henckelsstraße – Hästen) eröffnet.
Die erste Fahrt - Der Südösten hatte Fahnenschmuck angelegt – Die Einweihung wurde feierlich begangen.
Das Solinger Tageblatt berichtete am Montag den 24.6.1929 sehr ausführlich von diesen Feierlichkeiten:

»Was lange währt, wird endlich gut! So werden auch die Südoststädter gedacht haben, als am letzten Samstag der erste Wagen ihrer schwer erkämpften und mit Sehnsucht erwarteten Straßenbahn den Weg aus dem Zentrum Solingen nach dem Meisenburg-Hästener Bergrücken passierte.«

Foto: Eröffnung 1929

Ehrengäste und Bevölkerung an der Endstation Hästen vor dem Restaurant Blasberg (heute "Haus Sonneneck") am Pfaffenberger Weg. Das Foto entstand anlässlich der feierlichen Inbetriebnahme der Stadtbahnstrecke nach Hästen am 22.6.1929.
(Stadtarchiv Solingen)

Die Solinger Straßenbahn fuhr am 2. Juni 1897 zum ersten Mal auf den Strecken Schlagbaum – Stöckerberg, Schlagbaum – Krahenhöhe und Neumarkt – Eisenbahnübergang auf der Kölner Straße am Grünewald.

»Nun, die Meisenburger, Hästener, Balkhausener, Scharfhausener, Bertramsmühler und Bewohner der anderen interessierten Ortschaften hatten Ursache zur Freude, als sie den ersten Wagen „ihrer“ Bahn begrüßen durften. Ist doch mit der Schaffung dieser Bahnverbindungen ein Verkehrserfordernis erfüllt worden, welches schon seit einer Reihe von Jahren spruchreif war. Die Bestrebungen der Bürgerschaft im Südosten Solingens auf Schaffung einer besseren Verbindung mit dem inneren Stadtbezirk sind schon viele Jahre alt und gehen bis in die Zeit vor dem Weltkriege zurück. Widrige Verhältnisse zwangen zur Zurückstellung der Wünsche. Kriegs- und Nachkriegsjahre blieben auf die Gestaltung der Dinge nicht ohne Wirkung. Nie haben aber die Bürger im Südosten Solingens ihre Forderungen fallen lassen, sondern stets mit bemerkenswerter Energie daran festgehalten. Einmal schien das Projekt der Verwirklichung nahe. Es war zu der Zeit, als die Bahn nach Widdert gebaut wurde und die Pläne, einen Teil des Meisenburg-Böckerhofer Bezirkes mit diesem Bahnbau zu erfassen, schon fix und fertig vorlagen. Das Schickal wollte es anders. Die Widderter Bahn erhielt ihre Linienführung durch den Brühler Bezirk. Enttäuschung weiter Schichten der nicht berücksichtigten Bürgerchaft war die Folge. Man ließ aber den Kopf nicht hängen. Weitere Verbesserungen des Solingen Straßenbahnnetzes erwiesen sich in manchen Richtungen als notwendig und endlich blühte auch für Meisenburg-Hästen und die Ortschaften in den Wupperbergen der Weizen. «

Jürgen Lehmann schreibt in seinem Werk „Straßenbahn und Obus in Solingen“ über das Ende der Straßenbahnline 6:

»Am 2. August 1955 pendelte auf der Hästener Strecke die letzte Straßenbahn und zwei Tage später führte Peter Krag, der Leiter der Stadtwerke, mit einigen Monteueren eine Probefahrt mit dem Obus durch. Am Samstag, den 6. August, wurde die neue Obuslinie offiziell eingeweiht. «

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So. 06.04.2003 - So. 07.12.2008, Update: Di. 10.04.2018