Schleifkotten an der Wupper - Hohlenpuhler Kotten

Ein interessanter Zeitungsartikel, Ende 1941 im General-Anzeiger erschienen:

Der Hohlepuhler Kotten

Ein Stück Schleifer- und Heimatgeschichte der Wupperberge

General-Anzeiger vom 30.12.1941

Zu besonderen Wahrzeichen des Bergischen Landes gehören die zahlreichen Wupperschleifkotten am mittleren Lauf des "bunten Flusses". Sie können zum größten Teil auf ein hohes Alter zurückblicken, und man darf sie mit als Wiegen der in aller Welt berühmten Solinger Stahlwarenindustrie bezeichnen. Bewegt und vielfach auch von den Stürmen der Zeit umtobt war das Schicksal dieser Arbeitsstätten, in denen Generationen alter Solinger Schleifergeschlechter und wohl die besten Fachkräfte der Klingenstadt tätig waren.

Eng verbunden mit ihrer Geschichte ist auch die Entstehung und Entwicklung all der hübschen und sauberen bergischen Ortschaften an diesem Teil der Wupper mit dem Musterdorf Rüden-Friedrichstal im Mittelpunkt. Eng mit der heimischen Scholle verbunden, haben hier die alteingesessenen Familien seit Jahrhunderten ihre Heimat. Nun ist von der "Kottenromatik" verklungener Zeiten heute nur noch recht wenig übrig geblieben. Die fortschreitende Technik ersetzte die Heimarbeit der Schleifer teilweise durch Fabrikarbeit. An manchen Stellen dreht sich das früher von Wasserkräften getriebene Kottenrad nicht mehr; es ist durch elektrische Kraftanlagen ersetzt. In den Zeiten des größten deutschen wirtschaftlichen Niederganges gingen nur noch wenige Schleifer ihrer Beschäftigung nach. Heute aber herrscht in den meisten Kotten wieder reges Leben. Die noch bestehenden zu erhalten, liegt unbedingt im Interesse der bergischen Heimat.

Einer der ältesten ist der Hohlepuhler Kotten in der Nähe von Rüden. Mit der Errichtung des ersten Gebäudes wurde vor rund 300 Jahren begonnen. Mehrfach, zuletzt im Jahre 1858, brannte er aber bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Gebäude fällt jedem Besucher des Wuppertals durch seine eigenartige Lage auf. Der Bauplatz mußte dem Gestein abgerungen werden, und an der Hinterfront ragen heute noch Felsen steil empor. Die obere Hälfte der Rückwand besteht fast nur aus Felsgestein. Welche Gründe die Erbauer zur Wahl gerade dieses Platzes veranlaßt haben, ist schwer zu erklären. Wupperaufwärts ragen die gefährlichen "Hohlepuhler Kleppen" steil empor. Nur ein schmaler Fußweg führt daran entlang. Er war früher so eng, daß teilweise zwei Personen nicht aneinander vorbeigehen konnten. Dabei gab es für die beschäftigten Schleifer, die auf dem Hin- und Rückwege zur Arbeitstelle ihre Lasten tragen mußten, keine andere Möglichkeiten. Um den Kotten spielten sich heftige Kämpfe zwischen den Wupperschleifern und dem jeweiligen Besitzer von Haus Nesselrath ab, wenn die Nesselrather Abgaben verlangten und keine Gegenleistungen bieten wollten. Bei der Besetzung des Bergischen Landes im Jahre 1806 hob Napoleon diese Gerechtsame auf. Als der Korse aber nach den Befreiungskriegen verschwunden war, schickten die Nesselrather erneut einen Abgesandten mit Zahlungsaufforderungen. Als dieser nicht bald verschwinden wollte, ergriffen die Schleifer den "Ohrtspohn" (Kottenknüppel) und verteidigten ihre Ansichten. Seitdem hat keiner mehr hier Zins gezahlt.

Eine große Rolle spielte in der Vergangenheit des "Hohlepuhler" Kottens die Eigentümerfrage. So gab es durch Erbfolge teilweise nicht weniger als 25 Teilhaber, von denen einige allerdings nur über ein Zweiunddreißigstel oder noch geringere Anteile verfügten. Eine solche "Vielherrigkeit" wirkte sich natürlich sehr nachteilig aus. Der eine Mitbesitzer lehnte Unterhaltungsverpflichtungen ab, der andere erkannte sie an. So verkörpert der "Hohlepuhler Kotten" ein gutes Stück Schleifer- und Heimatgeschichte unserer Wupperberge.

Im Artikel wird anschliessend noch auf den Unten-Friedrichstaler Kotten eingegangen.

Bunter Fluß? Ob der Autor die Einleitungen der Wuppertaler Industrie meinte, die die Wupper an manchen Tage unnatürlich färbten?

Der hier zitierte Artikel erschien ein halbes Jahr später in etwas modifizierter Art in den Düsseldorfer Nachrichten.

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©2002 Michael Tettinger, Mo. 20.05.2002, letzte Änderung: Mo. 20.05.2002
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