Balkhauser Kotten
Eines der Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten in Solingen,
ein Schleifermuseum mit alter und neuer Wassermechanik am Ufer der Wupper.
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- Öffnungszeiten Museum:
- Von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet;
Montag Ruhetag.
- Ansprechpartner:
- Familie Schmitz - Telefon: 0212 – 3 83 54 53
- Website:
- www.balkhauser-kotten.de
- Öffentlicher Nahverkehr:
- Bus, Linie 252, Haltestelle Balkhausen – VRR
- Lage:
- Balkhauser Weg, 42658 Solingen-Glüder -
Kotten im Stadtplan
Aktuelles
Das neue Wasserrad wird ist montiert
6. bis 10. Dezember 2010
Teil 1: Der Ausbau des alten Wasserrades samt Welle ist erledigt.
18. Januar 2011
Das neue Wasserrad dreht sich wieder.
Wood meets wood
April 2011 Wenn Holz ins Holzrad kommt, kommt Brennholz hinten raus.
Wie preist die Stadt Solingen diesen Ort an?
»Das Wort „Kotten“ bezeichnet in Solingen nicht -
wie sonst üblich - eine kleine
Bauernbehausung (Kate), sondern eine Schleiferwerkstätte, in der seit dem späten
14. Jahrhundert mit Hilfe der Wasserkraft gearbeitet wurde. Solche Kotten oder
Schleifmühlen entstanden zunächst in den Bachtälern,
im 16. Jahrhundert auch am Lauf
der Wupper. Die Wassermengen und das Gefälle des Flusses reichten aus, zahlreiche
Schleifsteine und Pliestscheiben anzutreiben. Ihre höchste Zahl erreichten historische
Schleiferwerkstätten im 17. Jahrhundert - 109 im Jahre 1684. Sie verloren ihre
Bedeutung, als Dampfmaschinen und Elektromotoren die Schleifer vom Wasser
unabhängig machten. Im Fachwerkstil des 18. Jahrhunderts wieder errichtet, bewahrt der
Balkhauser Kotten die alte Handwerkstradition der Solingern Schleifer. Im
Schleifermuseum kann man Scherenschleifern über die Schulter schauen, während sie
ihre Tätigkeiten nach alter Überlieferung verrichten. In der Kottenstube zeigt der in dem
Kotten tätige Designer
seine Arbeiten und informiert durch Ausstellungen über
geschichtliche Themen, über Industrie, Handwerk, Design und Kunst.«
(Quelle: Stadtinformation, Stadt Solingen)
Auf der einen Seite ist dieser Kotten in aller Munde,
- eben eines der Arbeiter-Denkmäler in
Solingen - auf der anderen Seite gibt es kaum ein langweiligeres Museum
in Solingen. Langweilig ist falsch, ich empfinde die Darstellung als nicht mehr
zeitgemäß und wenig informativ.
Leblos fällt mir in diesem Zusammenhang auch noch ein.
Ein Zeitpunkt wird eingefroren.
"Nach mehreren Bränden wurde der Balkhauser Kotten
zuletzt Anfang der 70er wiederaufgebaut. Heute befindet sich in ihm
neben dem bekannten Schleifer-Handwerk-Museum das
Bildhauer-Atelier von Hausherr Heinz-Peter Knoop.
Wochentags kann man freiberuflich schaffenden Scherenschleifern über
die Schulter schauen."
Man kann kurz anhalten, den Blick auf und in das Bauwerk werfen,
der wippenden Wupper eine zeitlang zuschauen
und dann möglichst bald wieder das Weite suchen. Nach jedem Besuch frage ich
mich, warum dieses Schatzkästchen von den Entscheidungsträgern
ignoriert wird. Stimmt nicht ganz, die Beschilderung ist perfekt; reicht das aus?
Ich hege die Hoffnung, dass die Attraktivität durch den derzeitigen Umbau
(Wiederherstellung des Obergrabens) gesteigert werden kann.
Wer etwas über die Schleifkotten an der Wupper wissen möchte, dem
empfehle ich derzeit den Wipperkotten.
Dort kann man den letzten noch voll funktionstüchtigen Schleifkotten an der Wupper
besichtigen.
Noch etwas zur Ehrenrettung des Balkhauser Kottens. Es gibt in Solingen
noch ein weiteres Denkmal, welches entsprechend vermarktet wird:
Die Müngstener Brücke. Meine
letzten Besuche kann ich nur wie folgt zusammenfassen:
"Auch dort kommt man nicht an!"
Seit der Umgestaltung in den Müngstener Brückenpark im Rahmen der Regionale 2006 bleibt man dort etwas länger.
Das Wasserrad:
Der Motor des Kottens, einst angetrieben von der Wasserkraft der Wupper.
So soll es gewesen sein.
Ich kann mich nur noch an einen kleinen Kasten innerhalb
des Kottens erinnern, der, sobald mit einem 50 Pfennig Stück
gefüttert, diese mächtige Holzkonstruktion wie von Geisterhand in
Gang setzte und das spärliche Nass am Grunde des Gerinnes durcheinander
wirbelte. Die hilfreichen Geister kamen für kurze Zeit aus der Steckdose.
Anders ging es auch nicht. Mangels Wasserkraft, das Wehr entfernt,
der Obergraben zugeschüttet, mußte die Kraft diesen neumodischen Weg nehmen.
Auch anderen klugen Köpfen war diese verkehrte Welt (Wasserbewegung
erzeugt Energie <-> elektrische Energie bewegt Wasser)
aufgefallen und sie dachten im stillen Kämmerlein über Lösungen nach:
Das Ergebnis = Wir stellen den Ursprungszustand wieder her!
Nach langen Streitigkeiten nahm im Jahre 1999 diese geniale Idee endlich
konkretere Formen an.
Im Solinger Tageblatt erschien am 10.7.1999 zu diesem Thema unter dem Titel
"Wenn das Rad sich wieder dreht...
Willi Meis war einer der Kotten-Eigentümer"
ein Artikel von Simone Theyßen-Speich:
»Die Aktion der Solinger Landjugend, die vor einigen Wochen den
Obergraben des Balkhauser Kotten wieder ausgehoben hat, weckte
in dem Solinger Rentner Willi Meis (85) alte Erinnerungen. Erinnerungen
an eine Zeit, als durch diesen Graben noch das Wasser für
das große Wasserrad floß, als bis zu 56 Schlieper
hier ihrer Arbeit nachgingen und als es noch den zweiten Balkhauser
Kotten gab, der 1949 für den Ausbau des Balkhauser Wegs
abgerissen werden mußte.
Die beiden Balkhauser Kotten, 1906 (Stadtarchiv Solingen)
Aber Willi Meis verbindet viel mehr als nur nostalgische Erinnerungen
mit dem Balkhauser Kotten. Er ist einer der letzten ehemaligen
Besitzer des Kottens, bevor dieser 1952 der Stadt geschenkt wurde.
"Das war ein langes Hin und Her bis der Schenkungsvertrag mit
der Stadt stand", erinnert sich Meis an die Verhandlungen mit
dem damaligen Oberstadtdirektor Fischer. Schwierig war das ganze
auch, weil der Kotten mehreren Familien gehörte - eine im
damaligen Eigentumsrecht ungewöhnliche Konstellation, die
sich erst später mit Einführung der Eigentumswohnungen
durchsetzte.
"Unserer Familie gehörte eine Hälfte, die andere Hälfte
war in Viertel oder Achtel aufgeteilt, und man konnte sogar einzelne
Arbeitsplätze kaufen", erzählt Meis, der von 1928 bis
1931 bei seinem Vater im Kotten arbeitete und später als
Auto-Monteur und bei den Stadtwerken tätig war.
Mitsamt des Grundstücks und eines Teils des Waldes haben
die Eigentümer den Kotten der Stadt vermacht, weil die Instandhaltung
zu teuer wurde. Die wiederum verpflichtete sich, den Kotten als
Museum zu erhalten.
Auch Kurioses weiß Meis noch zu erzählen, etwa den
Kauf eines Teils des Kottens durch die RWE, um Strom zu erzeugen.
Die Idee eines Berliner Professors war aber ein Flop: Das Wasserrad
mit seinen 25 PS war zu schwach für die Strom-Produktion.
Bei einem Hochwasser ist der Damm vom Obergraben gebrochen. "Weil
den Wupperverband die stinkenden Wehre störten (damals wurde
noch ungeklärt in die Wupper eingeleitet) wurde auch das
Wehr gesprengt", weiß Meis. Das wiederum soll jetzt neu
aufgebaut werden, damit das gestaute Wupperwasser wieder in den
frisch ausgehobenen Graben fließen und das Rad in Gang
setzen kann. "Das wäre toll", freut sich Willi Meis schon
gemeinsam mit dem heutigen Hausherrn, Heinz-Peter Knoop, den
er oftmals besucht, auf diesen Tag.«
"Stinkende Wupperwehre"? Eine interessante Umschreibung verkehrter
Ursachen. Die Wehre stinken nicht, eher die der Wupper aufgebürdete
Fracht von ungeklärten Einleitungen. Um
diesen Umstand zu vertuschen, wurden in früheren Jahren die
bestehenden Wehre
abgerissen. Damit sollte die Fließgeschwindigkeit der Wupper erhöht
werden. Oder ganz kurz: Auf dem schnellsten Wege sollte der ganze
Mist der Wupperanlieger in den Rhein entsorgt werden.
Es gibt da noch einen weiteren Artikel aus derselben Zeitung vom
15. August 1998, der in der Rubrik RÜCKBLICK erschienen ist.
"Schleifkotten an der Wupper
- Es waren einst die
Hauptproduktionsstätten der Solinger Schneidwarenindustrie. In den
Kotten am Heimatfluß und an den vielen Bächen entstand der Ruf der
Klingenstadt."
Balkhauser Kotten.
In dieser einstigen Doppelkottenanlage wurde bis in die zwanziger Jahre
noch mit
Wasserkraft gearbeitet. Der Außenkotten wurde im Februar 1950
niedergelegt, weil er dem Straßenbau im Wege stand. Im einstigen
Innenkotten wurde am 14. April 1962 ein Schleifermuseum eröffnet. Es
fiel am 11. Dezember 1969 einer Brandstiftung zum Opfer.
Der Wiederaufbau begann 1971, und am 4. November 1972 konnte das
Arbeitsdenkmal durch den Eigentümer, das Kuratorium zur Pflege der
Solinger Baudenkmäler, wieder der Öffentlichkeit übergeben
werden. In der Planung ist die Öffnung des alten Obergrabens. Danach
kann das vorhandene Wasserrad wieder mit Wasserkraft betrieben werden.
Voraussetzung ist eine ebenfalls erforderliche Wiederherstellung von
Schlacht und Schütz (mundartlich Schött [geschl. ö wie in Löwe] =
Absperr-, Regulierungs-Vorrichtung).
Bei den Wasserrädern unterschied man sogenannte oberschlächtige und
unterschlächtige Wasserräder (Schlacht, mundartlich Schlaihte = Wehr,
Teichmauer; abgeschrägte Mauer, die das Wasser in den Obergraben und an
das Wasserrad leitet.) Bei letzteren wurde das Rad durch das von unten
her zulaufende Wasser angetrieben, was einen größeren Wasserdruck
erforderte. Sie waren daher nur an der Wupper anzutreffen.
Der Balkhauser Kotten liegt nur ein paar Minuten Fußweg
von meinem derzeitigen Wohnort entfernt, daher kann ich häufiger diese
Stelle aufsuchen. Und im Zeitalter der digitalen Kamera sind virtuelle
Ab-Speicherungen rasch angefertigt und im Netz verfügbar. Interesse am Stand
vom 21.10.2000 :: Status?
Da mir keine Zeitmaschine zur Verfügung steht, würde ich mich über
Meldungen von noch lebenden Zeitzeugen freuen.
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